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Debatten mit dem Sohn vermeiden wollte.
Clay wusste es zu schätzen, dass der Vater nicht über Miss Alvarez und den von ihm zu erledigenden Auftrag redete. Seine Stimmung wurde besser, und er entspannte sich sichtlich. „Sicher kann ich nicht sein. Ich verspreche dir jedoch, dass ich mich bemühen werde, so schnell wie möglich zurückzukehren."
Philip rang sich zu einem Lächeln durch, während er den Sohn betrachtete. Er war stolz auf ihn. Clay hatte sich zu einem feinen, charakterstarken Menschen entwickelt. „Mehr kann ich nicht von dir erwarten. Wenn du jedoch zurückkommst, dann tu mir einen Gefallen."
„Welchen?"
„Bring Devlin mit."
Clay lächelte freundlich. „Das werde ich tun."
„Ich gehe jetzt zu Bett. Es war ein langer Tag."
„Ich bleibe noch eine Weile auf, weil ich noch das eine oder andere zu erledigen haben." Clay war nicht gewillt, weitere Einzelheiten seines Plans preiszugeben, da er den Vater nicht in die Sache verwickeln mochte.
„Dann sehen wir uns beim Frühstück."
Nachdem der Vater den Raum verlassen hatte, setzte Clay sich an den Schreibtisch und nahm Papier und Federkiel zur Hand. Ein Weilchen später rief er Jacob zu sich, einen der Angestellten, der seit Jahren im Dienst der Familie stand und absolut vertrauenswürdig war.
„Sie wünschen, Mr. Clay?"
„Du musst etwas für mich erledigen, Jacob. Ich will, dass du nach New Orleans fährst."
„Jetzt gleich? Mitten in der Nacht?" Die unerwartete Aufforderung überraschte Jacob.
„Ganz recht. Die Sache ist wichtig. Hör mir nun gut zu." Rasch erklärte Clay, was Jacob für ihn tun müsse, und händigte ihm dann zwei Umschläge aus. In einem Couvert war ein Brief, in dem dicken anderen ein Bündel Geldscheine. „Glaubst du, das erledigen zu können?"
„Ja, Sir. Ich werde genau das tun, was Sie mir aufgetragen haben, und dafür sorgen, dass alles für Sie bereit ist, sobald Sie eintreffen."
„Gut! Ich verlasse mich auf dich."
Clay sah den Diener das Haus verlassen, kehrte dann zum Schreibtisch zurück und verfasste einen weiteren notwendigen Brief. Nachdem er ihn beendet hatte, faltete er ihn und steckte ihn tief in die Tasche. Nun musste nur noch eines getan werden.
Er verließ das Arbeitszimmer, machte den Schrank auf, in dem sein Vater die Medikamente unter Verschluss hielt, und holte das Laudanumfläschchen heraus.
Mehrmals überprüfte er seinen Plan, konnte jedoch, während er in die obere Etage zu seinem Schlafzimmer ging, keine Schwachstelle entdecken. Er war überzeugt, alles berücksichtigt zu haben. Mit etwas Glück würde er am nächsten Tag zur gleichen Zeit New Orleans hinter sich haben und auf dem Weg nach Kalifornien sein.
Er war voller Entschlossenheit und aufgeregt und bezweifelte, wenngleich er noch einige Stunden schlafen wollte, dass er überhaupt ein Auge zubekommen würde. Er war seinem Ziel zu nah. Er war dem Erfolg seines Plans zu nah.
14. Kapitel
„Heute siehst du bezaubernd aus, Isabel", äußerte Clay anerkennend, während er über Landstraßen nach Windown kutschierte.
„Vielen Dank", erwiderte sie, lächelte ihn an und strich den weiten Rock des hellblauen Kleides glatt. Es freute sie, dass sie ihm gefiel, denn zum ersten Mal im Leben hatte sie sich absichtlich hübsch gemacht, um einem Mann zu gefallen.
Außerdem trug sie das Haar offen, denn ihre Verehrer daheim hatten es stets gern gesehen, wenn sie es nicht aufsteckte. Sie hoffte, auch Clay möge davon angetan sein.
„Es ist nicht mehr weit", erklärte er. „Der von mir ausgesuchte Platz liegt gleich hinter der nächsten Kurve."
„Oh, gut! Ich habe seit Ewigkeiten kein Picknick mehr gemacht und freue mich wirklich darauf", gestand Reina.
„Ich mich auch", sagte er doppeldeutig.
„Nimmst du dir oft die Zeit für ein Picknick?" wollte sie wissen.
„Selten. Ich weiß tatsächlich nicht mehr, wann ich zum letzten Mal eins gemacht habe."
„Fein!" erwiderte Reina. „Dann wird der heutige Tag für uns etwas Besonderes sein."
„Das wird er ganz bestimmt", meinte Clay, lenkte das Gespann auf eine schmale, leicht von Unkraut überwucherte Nebenstraße und fuhr noch ein kurzes Stück weiter. Dann hielt er vor einer kleinen, von alten Eichen umgebenen Wiese an. „Wie gefällt es dir hier?"
„Wunderbar!" antwortete Reina und betrachtete die üppige Vegetation von Louisiana, die sich sehr von der in Kalifornien unterschied, auf ihre Weise jedoch ebenfalls schön war.
„Ich helfe dir beim Aussteigen", erbot er sich,
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