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Kuss geben zu können. Er unterließ es, sie zu berühren oder ihn zu vertiefen. Dennoch empfand er ein heißes Sehnen und ärgerte sich darüber, statt es zu genießen, löste sich von Reina und setzte eine Zärtlichkeit und Zuneigung ausdrückende Miene auf.
„Hast du Hunger?" erkundigte er sich und lächelte leicht, während er den Korb aufmachte.
„Ich sterbe vor Hunger", antwortete Reina, doch es gelüstete sie nach mehr als nur leiblicher Stärkung. Sie hungerte nach Clay, nach seinen Zärtlichkeiten und Küssen.
Sie fühlte sich eigenartig beraubt, weil er sich so schnell von ihr gelöst hatte.
„Auch ich bin fast verhungert."
Er fing an, die Köstlichkeiten aus dem Korb zu nehmen, die von der Köchin eingepackt worden waren, und breitete sie auf der Decke aus. Dann stellte und legte er Geschirr, zwei Gläser und die von ihm für diesen Anlass persönlich ausgewählte Flasche Wein sowie das Besteck dazu.
„Möchtest du ein Glas Wein?" fragte er und hoffte inständig, Reina möge einverstanden sein.
„Ja, bitte", antwortete sie rasch.
Nachdem sie eingewilligt hatte, entkorkte er die Flasche und schenkte ihr Wein ein.
Er reichte ihr das Glas und füllte dann seins.
„Auf uns!" sagte er.
„Auf uns!" wiederholte sie glücklich.
„Mögen wir uns stets an unsere erste Begegnung erinnern", fuhr er fort. Er wusste genau, dass er Schwester Maria Regina nie vergessen würde. Seine Verbitterung zeigte sich indes nicht in seinem Blick. Er verhielt sich wie jemand, der bis über beide Ohren verliebt ist.
Reina fand seinen letzten Satz etwas seltsam, da Clay sie für Isabel Nunez hielt und er dieser erst am vergangenen Abend zum ersten Mal begegnet war. Andererseits kam ihr der Gedanke, dass er den verflossenen Abend vielleicht als etwas Besonderes empfand, weil er sie ihren anderen Verehrern abspenstig gemacht hatte.
„Und mögen wir uns stets an diesen Tag erinnern", flüsterte sie und trank einen Schluck des köstlichen Weins.
Sie würde sich dieses Tages bestimmt entsinnen. Dessen war Clay sich absolut sicher. Er gab sich den Anschein, noch einen kleinen Schluck Wein zu trinken, und stellte dann das Glas ab. Er war sehr froh darüber, dass Miss Alvarez freizügig dem Wein zusprach.
„Noch mehr?" fragte er einladend und hob die Flasche an.
„Ja, er schmeckt köstlich." Sie genoss den Geschmack und fand den Wein exquisit.
Als sie ihm das fast geleerte Glas hinhielt, füllte er es auf. Zufällig berührten sich dabei ihre Hände, und ihre Blicke trafen sich. Reina und er verloren jedes Zeitgefühl.
Der Augenblick schien eine Ewigkeit zu währen.
Clay vermochte nicht zu fassen, dass er von einem derart fieberhaften Verlangen nach Reina überwältigt zu werden drohte. Er versuchte, es nicht zu beachten, doch seine Begierde war stärker als der Verstand. Verstimmt hielt er sich vor, er empfände nur Lust für Reina und er sei trotz der lauschigen Umgebung noch immer in der Lage, sich fest im Griff zu haben. Schließlich war er stolz darauf, dass er sich beherrschen konnte, und er gedachte nicht, Miss Alvarez zu gestatten, ihn schwach zu machen.
Auch sie empfand brennende Sehnsucht und trank noch einen Schluck Wein, ohne die Augen von Clay zu wenden.
„Der Wein schmeckt wirklich wunderbar, Clay."
„Es freut mich, dass du ihn magst. Ich habe mir bei der Auswahl besondere Mühe gegeben, weil ich für heute etwas Besonderes haben wollte."
„Der ganze Tag ist etwas Besonderes."
„Es freut mich, dass du so denkst. Auch ich empfinde ihn als etwas Einmaliges", erwiderte Clay lächelnd und schenkte Reina wieder Wein nach. „Ich möchte, dass alles perfekt ist."
„Nun, bis jetzt ist es das, und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendetwas den Rest des Tages ruinieren wird."
„Ich glaube, wir beide werden uns noch lange an ihn erinnern. Ich jedenfalls werde das tun." Clay fühlte sich durch sein Verlangen getrieben, Reina in die Arme zu nehmen und wieder zu küssen, kämpfte jedoch dagegen an und beschäftigte sich damit, die Teller mit Essen zu füllen. Er händigte ihr einen Teller aus, auf den er von allen Köstlichkeiten etwas getan hatte. Bedächtig begann man zu essen und genoss die einfachen, wenngleich wohlschmeckenden Speisen. Reina leerte ihr Glas, ließ sich bereitwillig von Clay nachschenken und bemerkte dabei, dass er nichts mehr getrunken hatte.
„Du trinkst nicht viel", stellte sie fest und fühlte sich wohltuend entspannt. „Der Wein schmeckt dir doch, nicht wahr? Du
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