033
mehr auf der Hut sein, oder weil sie davon ausging, sein Mitgefühl ausnutzen zu können, wenn er sie zu ihrem Vater zurückbrachte.
„Warum hast du dann . . .?" Sie begriff nicht, weshalb er so abrupt den Kuss beendet hatte.
„Ich habe jemanden kommen gehört und wollte nicht, dass du in Verlegenheit gerätst."
„Oh!" äußerte sie überrascht und errötete, als ihr bewusst wurde, wie sehr sie sich von seinen Küssen und Liebkosungen hatte mitreißen lassen. Nun war sie froh, dass er ihre Betroffenheit in der Dunkelheit nicht sehen konnte, und dankbar für seine Geistesgegenwart und Diskretion.
„Du bist etwas sehr Besonderes, Isabel", sagte er, hob die Hand und strich ihr zärtlich, den liebeskranken Verehrer spielend, über die Wange.
„Es freut mich, dass du das denkst. Ich möchte für dich . . . etwas Besonderes sein", erwiderte sie und stellte dabei erschrocken fest, dass sie es ehrlich meinte. Er war der einzige Mann, der ihr Herz entflammen konnte, und sie fragte sich, ob es möglich war, sich so schnell zu verlieben.
Er hatte ihr zugehört, aber nur Lügen vernommen. Kalt und boshaft überlegte er, wie vielen anderen Männern sie schon das Gleiche gesagt haben mochte, und wie viele andere Männer bereits mit ihr intim geworden sein mochten. Clay verhärtete das Herz gegen ihre starke Anziehungskraft, die seine Selbstbeherrschung bedrohte.
Er wusste, was er zu machen hatte, und genau das würde er tun. Er würde diese Komödie weiterspielen, bis er Reina ihrem Vater ausgehändigt hatte, und keine Minute länger. Sie bedeutete ihm nichts.
„Ich muss dich wieder sehen, Isabel", sagte Clay eindringlich, da er sicher war, dass er, sobald David und Luden ihn entdeckt hatten, für den Rest des Abends keinen ruhigen Augenblick mehr mit ihr haben werde. Aber er musste sie wieder sehen, um seinen Plan durchzuführen. Er hatte noch Vorkehrungen zu treffen, und musste sich mit bestimmten Leuten in Verbindung setzen.
„Ja, gern."
„Bist du morgen frei? Wir könnten ein Picknick machen, bei dem ich dir Windown zeige."
„Ja, ja. Morgen passt es mir sehr gut." Sie war benommen. Alles schien sich sehr schnell zu entwickeln. Eine innere Stimme warnte sie, es sei gefährlich, noch mehr mit Clay zu tun zu haben. Sie sei ohnehin schon viel zu unachtsam gewesen und müsse vorsichtiger sein, sich weigern, ihn wieder zu sehen. Ihr Herz sprach jedoch eine ganz andere Sprache.
Ihrer Denkungsart entsprechend, sah sie keine Gefahr. Clay wusste nicht, wer sie war, und fühlte sich zu ihr als Frau hingezogen, aber nicht zu ihr als Reina Alvarez.
Der Gedanke erregte sie, und sie konnte kaum den nächsten Tag abwarten. Sie wollte mit Clay zusammen sein und wieder in seinen Armen liegen.
Nachdem sie eingewilligt hatte, war er sehr zufrieden. Er hatte es geschafft! Am nächsten Tag würde sich alles wunderbar ergeben und er dann auf dem Rückweg nach Monterey sein, um Dev freizubekommen.
Da er begriff, dass er seine Rolle weiterspielen musste, lächelte er zärtlich, legte ihr sacht die Hände um das Gesicht und gab ihr einen letzten, raschen Kuss. Es war ein flüchtiger Kuss, nur eine kurze Berührung mit dem Lippen, doch er fand ihn so berauschend, dass er sich aus dem inneren Gleichgewicht gebracht fühlte. Er hatte seine Gefühle gut unter Kontrolle gehabt und nicht damit gerechnet, je wieder etwas zu empfinden.
Seine Zärtlichkeit rührte Reina an, und der Gedanke, dass ihm viel an ihr lag und er sie begehrte, entzückte sie. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, ihm alles zu gestehen, ganz offen und ehrlich zu ihm zu sein.
„Clay, ich . . ." , fing sie an, doch in dem Moment, da sie bereit war, ihm die Wahrheit zu sagen, gesellten sich Mr. Picard und Mr. Randolph hinzu.
„Hier seid ihr!" äußerte David fröhlich. Er hatte Lucien so lange wie möglich hingehalten, ehe er einverstanden
gewesen war, ihn bei der Suche nach Clay und Miss Nunez zu begleiten.
„Wir hatten uns schon gefragt, wohin ihr gegangen sein könnt." Luciens Stimme hatte einen fast schmollenden Ton.
„Wir sind nur ins Freie gegangen, um eine Weile die frische Nachtluft zu genießen.
Aber wir wollten soeben in den Ballsaal zurückkehren."
„Gut!" sagte Lucien und stellte sich schnell zwischen Clay und Miss Nunez. Er reichte ihr den Arm und fuhr fort: „Dieses Mal möchte ich den Tanz mit Ihnen ungestört zu Ende bringen, falls das überhaupt möglich ist."
Reina willigte ein, weil sie ihm keine Absage erteilen konnte, ohne ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher