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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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geformt wie geschliffene Edelsteine von unvorstellbarer Größe. Sie glühten rot mit einem goldgelb leuchtenden Zentrum. Professor Zamorra sah, wie sich sein Körper in diesen Augen widerspiegelte.
    Asmodis heulte warnend, als sich der Rüssel der Bestie in seine Richtung bewegte. Doch er wich nicht von Professor Zamorras Seite.
    Die Hände des Parapsychologen verkrampften sich um den Schlüssel.
    Er hielt ihn wie ein Gewehr – nur daß dieses Ding keinen Abzug hatte.
    Für Zamorra war es absolut unerklärlich, wie man den Schlüssel einsetzen konnte.
    Und immer näher kam die tödliche Spitze aus dem Rüssel der Bestie…
    ***
    »Besiege ihn. Besiege ihn!« Es war Professor Zamorras Unterbewußtsein, was redete, als die bedrohliche Zunge seinen Körper fast erreicht hatte. Während sein scharfer Verstand noch über den Einsatz des Schlüssels rätselte, hatte sein Unterbewußtsein die Kräfte aktiviert. Denn der Schlüssel reagierte nicht mechanisch, sondern durch Emotionen.
    Es war wie blaurotes Feuer, das aus der Spitze des Schlüssels drang.
    Aber es lohte nicht wie eine Flamme, sondern wehte wie ein Schleier.
    Dennoch schoß es auf das Biest zu und hüllte es für den Bruchteil eines Herzschlages ein. War es reine Energie oder umgeformte Materie. Das wußte Zamorra nicht zu sagen.
    Aber der Erfolg war da.
    Die Bestie jaulte kurz auf – und sank zusammen. Gallert spritzte auf, als der gräßliche Insektenkörper in sich selbst zusammenfiel und sich nicht mehr regte. Im Inneren des Wächters schien kein Leben mehr zu wohnen. Doch Zamorra erkannte nur zu genau, daß Sordales nicht tot war.
    Durch die Gallert glänzte das rötliche Licht der Facettenaugen.
    Er war bewegungsunfähig. Ganz, wie es Asmodis gesagt hatte. Und die Zeit, in der das Biest keinen neuen Angriff starten konnte, mußte ausgenutzt werden. So jedenfalls schien Asmodis andeuten zu wollen.
    Denn das Hundewesen sprang schon eine Strecke voraus, kehrte zurück, lief einmal um Zamorra herum und rannte dann wieder voraus.
    Alles Hundeart – und der Meister des übersinnlichen hoffte, es richtig zu deuten. Er rüttelte Carsten Möbius an den Schultern und sah in total verängstigte Augen. War es richtig gewesen, den Jungen hierher mitzunehmen?
    Hatte Nicole Duval nicht doch bessere Nerven? Egal – es gab kein Zurück mehr.
    Energisch nahm Professor Zamorra Carsten Möbius bei der Hand und zerrte den fast willenlosen Jungen vorwärts. In den scheu blickenden Augen des Carsten Möbius spiegelte sich das unförmige Lebewesen, das regungslos lag und sie passieren ließ.
    Mit heiserem Gebell forderte Asmodis sie auf, sich zu beeilen…
    ***
    Sordales, der Wächter der Seelen, war bei vollem Bewußtsein. Er sah, wie die beiden zweibeinigen und der vierbeinige Eindringling in sein Reich an ihm vorbei ihren Weg fortsetzten.
    Und dann kam dieses Wesen, das vorhin geflohen war. Es zog einen Gegenstand aus dem Gewand und begann, die Substanz des Sordales aufzutrennen…
    ***
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß hatte Professor Zamorra nur zu gut erkannt. Heimlich folgte er seiner Spur und erkannte, daß er ein Narr gewesen war. Der Gegenstand, den Zamorra ihm abgenommen hatte, war offensichtlich mächtiger als ein Zauberstab. Das unheimliche Wesen lag jetzt völlig bewegungslos.
    Eysenbeiß raffte allen Mut seines feigen Herzens zusammen und rannte hinüber. Aus seinem Gewand zückte er einen der zahlreichen Dolche, die er dort verborgen hatte. Mit diesen Waffen konnte er vorzüglich umgehen.
    Einem heimtückischen Angriff konnte man kaum etwas entgegensetzen.
    Eysenbeiß trieb die Spitze des Dolches in die Gallertmasse und seufzte erleichtert, als das Metall die Substanz wie einen zähen Brei zertrennte.
    Sordales hatte jetzt, im Zustand der Lähmung, keine Möglichkeit mehr, seine Opfer festzuhalten.
    Wenige Augenblicke später waren Leonardo de Montagne und Wang Lee Chan wieder frei. Zwar etwas entkräftet, fühlten sie sich dennoch aktionsfähig.
    »Wir waren Narren, daß wir uns nicht auf die Worte des Phenex verlassen haben!« knurrte Leonardo grimmig. »Hatte er uns nicht darauf hingewiesen, daß wir uns bei der Gestalt des Wächters auf eine Überraschung gefaßt machen müssen?«
    »Ohne Zamorra wären wir elendig zugrunde gegangen!« stellte Wang fest.
    »Kein Grund zur Dankbarkeit!« schnappte Leonardo böse. »Daß er Sordales ausgeschaltet hat, war mehr Eigennutz. Und Eysenbeiß… !«
    »Ich ging hin, um Hilfe zu holen!« quiekte der Angesprochene.

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