0330 - Der Seelenwächter
Welt geheim hielten, um im Verborgenen zuzuschlagen.
»Was?« stieß Asmodis hervor. »Dieser Halunke, der Leonardo de Montagne geholfen hat? Wie bei Satanachias Ziegengehörn, kommt der hierher?«
»Am besten wir fragen ihn einfach!« mischte sich Carsten Möbius ein.
»Los, Assi! Faß! Bring’s zu Herrchen!«
»Dein Spott trifft mich nicht!« gab Asmodis zurück. Aber seine Stimme klang etwas gekränkt. Trotzdem sah Zamorra, daß sich der Körper des Hundewesens streckte. Mit weiten, raumgreifenden Sätzen raste Asmodis auf die Gestalt zu.
Ein quiekender Schrei drang zu Professor Zamorra herüber. Dann sahen sie, wie das Hundewesen an Eysenbeiß emporsprang und ihn zu Boden warf.
»Los, Carsten!« befahl Zamorra. »Gerat in Schweiß und schwing die Hufe!« Aus dem Stand heraus begann der Meister des Übersinnlichen einen schnellen, raumgreifenden Trab. Mit federnden Schritten schien sein durchtrainierter, athletisch gebauter Körper durch die graue Masse zu fliegen.
»Man sieht, daß es sich lohnen würde, hier Autos einzuführen!« sagte Carsten Möbius zu sich selbst. »Bei den vielen Parkplätzen hier eine echte Marktlücke. Und vor allem für mich, denn weil keins hier ist, muß ich laufen. Wie niederträchtig, hinterhältig, unfair und gemein!« Diese Worte brabbelte Carsten Möbius bereits vor sich hin, als er vom Schritt in eine Art Zockeltrab gefallen war. Bei dem Tempo, das er vorlegte, hätte er bei jedem Volkslauf die Laufstrecke hinter den Läufern fegen können.
Zamorra vor ihm war ohnehin nicht einzuholen. Zusammen mit Asmodis würde er den Fremden schon schnappen – egal, wer das war. Nur erschien ihm die Strecke bis dorthin endlos lang.
»Ein Königreich für einen Rolls-Royce, ein Fürstentum für einen Mercedes und ein Vorgarten für einen Volkswagen!« stieß er hervor während er versuchte, noch etwas mehr Tempo zu geben. »Laufen ist gesundheitsschädlich – sonst würde mir doch die Krankenkasse die Schuhsohlen bezahlen. Na warte, mein lieber Freund Michael. Wenn wir zu Hause sind, trinke ich einen ganzen Kasten Cola alleine – und du mußt ihn bezahlen!«
Während Carsten Möbius seinen Weltenjammer vor sich hinklagte, hatte Asmodis seinen Gegner bereits gepackt…
***
Professor Zamorra sah, daß Asmodis den Gegner umgerissen hatte. Er stand auf ihn wie ein Hund, fletschte die Zähne und knurrte ihn an.
Die Gestalt unter ihm quiekte und schrie um Hilfe.
Als Professor Zamorra heran war, sah er, daß ihn Asmodis mit den Dackelaugen anstarrte. Er spürte, daß Asmodis seine Identität nicht preisgeben wollte. Er konnte also jetzt nicht reden. Aber mit diesem Blick wollte Asmodis ihm etwas Wichtiges mitteilen.
Professor Zamorra handelte instinktiv.
»Aus, Assi!« rief er, wie ein Herr seinen Hund zurückruft. »Bei Fuß!«
Knurrend gehorchte das Hundewesen. Ächzend erhob sich die Gestalt.
Aber in der grauen Sandsubstanz blieb ein sonderbar geformtes Gerät liegen, das Professor Zamorra an eine Art Gewehr erinnerte. Die Schnur, mit der es über die Schulter gehängt war, hatte das Hundewesen, das Asmodis war, mit seinen scharfen Zähnen durchtrennt.
»Wer immer du bist – verschwinde!« Professor Zamorra mußte sich zwingen, einen so barschen Ton an den Tag zu legen. Aber er war sicher, daß sich Eysenbeiß hinter der Maske verbarg. Und dessen Heimtücke und Schlauheit hatte Zamorra mehr als einmal erfahren.
»Das da gehört mir!« Der Mann mit der Silbermaske wies auf den Gegenstand im grauen Sand und wollte sich danach bücken.
In diesem Augenblick reagierte Asmodis. Ein Satz und er stand mit den Vorderpfoten darauf. Die vorher braven Dackelaugen leuchteten gelblich auf, der Rachen öffnete sich und zeigte eine lange, blutrote Zunge und zwei Reihen dolchspitzer Zähne. Ein tiefes, sonores Grollen drang aus der Kehle der Bestie. Professor Zamorra erkannte, daß Asmodis das Ding kannte – und daß es wichtig war.
»Der Hund erkennt Diebe und Diebesgut sehr gut!« erklärte Professor Zamorra. »Pack dich und zieh deiner Wege. Das Ding dort nehme ich! Sei 41 froh, wenn ich dich ungeschoren davon gehen lasse. Magnus Friedensreich Eysenbeiß. Geh zurück zu deinem Herrn Leonardo de Montagne und wein dich dort aus. Was immer das für ein Ding ist, du hast es für ihn gestohlen. Und er darf es nicht bekommen. Also nehme ich es in Verwahrung!«
»Daß dich der Teufel holen möge!« knurrte Eysenbeiß.
»Das wünscht sich der Teufel schon sehr lange!« Professor Zamorra
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