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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Wärme noch Kälte. Nicht das Gute – aber auch nicht das Böse.
    Rätsel, die von gnädigen Schleiern bedeckt waren. Schleier, die erst am Ende oder am Beginn der Ewigkeit gelüftet werden.
    DIE MÜTTER.
    Professor Zamorra erkannte, daß es keinen besseren Namen für diese erhabenen Gestalten, die jenseits des Begriffsvermögens menschlichen Geistes stehen, geben konnte.
    Die Mütter! Sie waren – sie sind – und sie werden wieder sein…
    ***
    Professor Zamorra zog den versteinert wirkenden Carsten Möbius vorwärts.
    Dorthin, wo sich die hohe Gestalt im nachtschwarzen Gewand befand, die in der Rechten einen mannshohen Stab führte und ihn mit kunstvollen Windungen in eigenartiger Gebärde über den Boden schwang.
    Schon aus der Ferne waren kleine, blaurote Flämmchen zu erkennen, die aus der Spitze des Stabes lohten und auf den Boden übersprangen, um dort weiter zu brennen.
    Asmodis hatte seine Gestalt gewandelt. Hier vor der Erhabenheit der Mütter geziemte sich die Tarnung des Hundewesens nicht. Auch war in dieser Existenz das Zeichnen der Siegel nicht möglich.
    Der Meister des Übersinnlichen hatte die Gestalt, die Asmodis jetzt zeigte, bisher nur ganz selten gesehen. Man erzählte sich, daß dies die Wesenheit war, in der er vor Lucifuge Rofocales Thron trat, als er noch als Fürst der Finsternis regierte.
    Asmodis hatte die Gestalt eines hochgewachsenen Mannes mit schwarzgrauen Haaren und bis auf die Brust herabfallendem Bart. In seinem ernsten Gesicht spiegelte sich die Machtgier des Dschingis Khan, der Wahnsinn des Caligula und die Verworfenheit Robespierres. Der dunkle Stoff des bis zu den Füßen herabfallenden Ritualgewandes erschien nur auf den ersten Blick völlig schwarz und farblos.
    Der ganze Stoff war mit goldenen und silbernen Zeichen durchwirkt, wie sie Professor Zamorra nur andeutungsweise kannte. Waren es Buchstaben, Symbole oder Siegel? Dieses Geheimnis war sicher im Inneren des Asmodis eingegraben, und er würde es niemals preisgeben. Die rotgoldene Schnur, die sich um die Hüften schlang und das Gewand zusammenhielt, schien aus flüssigem Feuer zu sein.
    In dem grauen Stab waren in seltsam anmutender Rangfolge verschiedene Zeichen und Symbole angebracht, die entfernt an jene Schrift erinnerten, die von dem alten Magier von Chaldäa benutzt wurden.
    »Die Siegel! Asmodis zeichnet die sieben Siegel, die den Wächter der Seelen bannen sollen!« hörte sich Professor Zamorra selbst flüstern.
    Doch er konnte die Zeichnungen nur erahnen, nicht erkennen. Denn das Feuer aus dem Boden, so gering es aussah, strahlte eine Hitze aus wie der Rachen eines Vulkans, wenn die kochende Lava nach oben dringt.
    Nur Asmodis konnte in seiner Nähe bestehen. Einst Fürst der Finsternis, war das Feuer und die Gluthitze sein natürliches Element. Der Meister des Übersinnlichen erkannte, daß bereits sechs der Siegelfeuer lohten.
    Jetzt eben beendete Asmodis das siebente Siegel.
    Dann erhob er mit einer großartigen Geste den Stab in beide Hände.
    Bittend und gleichzeitig gebieterisch rief er Worte in einer Sprache, die Professor Zamorra noch niemals vernommen hatte.
    Obwohl er tiefer als jeder andere Mensch in die Geheimnisse der Welten des Übernatürlichen eingedrungen war und Dinge kannte, die für das Begriffsvermögen des normalen Menschen außerhalb jedes Gedankenganges lag, fühlte Professor Zamorra wieder einmal, wie weit ihm Asmodis in seinem Wissen überlegen war. Jetzt in diesem Augenblick erschien er nicht als der Teufel, der er einst war und dessen Natur in ihm bestimmt nicht erloschen war. An dieser Stelle war Asmodis eine jener Machtquellen der dunklen Natur, wie sie Merlin auf der Lichtseite darstellte.
    Hoch lohten die Flammen der sieben Siegel. Rotgolden sprühten die Flammen und schienen den ehemaligen Fürsten der Finsternis einzuhüllen und zu verklären. Dann sanken sie herab und verschwanden im Boden.
    Asmodis schwankte und stützte sich schwer auf den Stab.
    Jetzt kam Leben in Zamorras Körper. War er eben noch zu keiner Bewegung fähig, so rannte er nun herbei und stützte die schwankende Gestalt.
    Asmodis schien in diesem Augenblick um Jahrtausende gealtert. In seinen sonst sprühenden Augen lag die Mattigkeit eines Wesens, das für einen Herzschlag den Ursprung aller Dinge gesehen hat.
    »Wir müssen uns beeilen!« krächzte Asmodis mit schwacher Stimme.
    »Die Gültigkeit der Siegel ist erloschen. Ich habe alle Macht aufgeboten, um für uns den Durchgang zu erzwingen. Doch den

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