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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Blut.
    Asmodis zischte entsetzt auf, als er erkannte, daß der dunkle Lebenssaft sofort mit der Steinsubstanz verband und versickerte.
    Im nächsten Moment brach die Hölle los.
    Ein einziger, unartikulierter Schrei, der von den Hängen widerhallte.
    »Sie erwachen!« brüllte Asmodis entsetzt. »Der Blutstropfen hat sie alle belebt! Lauft um euer Leben!«
    Mit weiten, raumgreifenden Sätzen raste er los.
    Professor Zamorra schnappte wieder nach der Hand von Carsten Möbius.
    Die entsetzliche Gefahr, die jetzt von beiden Seiten auf sie eindrang, mobilisierte alle Kräfte. Jetzt kam es auf den Bruchteil von Herzschlägen an.
    Nur noch wenige Meter, dann war die Schlucht der steinernen Leiber zu Ende. Dahinter hörte Zamorra bereits das Rauschen von Wasser.
    Doch schon begannen die Hänge herabzufallen. Wie sich das geteilte Rote Meer einst auf die Streitwagen des Pharao niederstürzte, so kletterten in den seltsamsten Verschlingungen die Leiber der steinernen Gestalten an sich selbst herab.
    Hinter ihnen war die Schlucht bereits versperrt. Hochaufgetürmt wie eine titanische Lawine folgte ihnen das Heer der Versteinerten.
    Sie hatten nur Glück, daß sich diese Wesen nicht aus der Höhe auf sie herabstürzten. Vielleicht wagten sie es nicht, weil sie trotz des Lebens immer noch Steine waren, die bei einem abrupten Aufprall zerschellen konnten. Professor Zamorra hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Noch zehn… noch fünf… noch drei Meter… dann lichteten sich die Felsen. Aber vor ihnen türmten sich dieWasser eines reißenden Stromes, dessen jenseitiges Ende gerade mit dem bloßen Auge erkennbar war.
    »Der Acheron!« hörte er Asmodis brüllen. »Wir müssen hindurch, sonst sind wir verloren!«
    Professor Zamorra hatte von diesem Legendenfluß gehört, der durch die Unterwelt fließen soll. Man bezeichnet ihn als den »Strom des Jammers« und seine Fluten sind die Tränen, die von den Hinterbliebenen um die Toten geweint wurden. In seinem Inneren verglich Professor Zamorra die Flut mit den alten Katarakten des Nil oder den gigantischen Stromschnellen des Sambesi, bevor er aus Himmelshöhen die Victoriafälle hinabstürzt. Unmöglich, hier durchzukommen. Alle Kraft konnte nicht ausreichen, durch das aufgewühlte Wasser zu schwimmen.
    »Vorwärts, oder ihr seid verloren!« heulte Asmodis. »Es ist die einzige Chance, die uns bleibt… !« Er brach ab. Kopfüber stürzte er sich in die Fluten. Professor Zamorra sah, daß der ehemalige Dämon sofort wieder auftauchte und mit kräftigen Schwimmzügen davonschwamm.
    Aber als der Parapsychologe hinter sich blickte, erkannte er, daß Asmodis das einzige Richtige getan hatte. Es schien, als würde sich das ganze Felsmassiv hinter ihnen langsam herabsenken.
    »Großer Gott! Das ist doch nicht möglich… !« preßte Carsten Möbius hervor als er das unausweichliche Ende erkannte. Er war unfähig, sich zu bewegen. Die Todesangst ließ ihn ohnmächtig zusammensinken.
    Professor Zamorra handelte instinktiv.
    Er riß den bewegungslosen Körper des Freundes mit sich und stürzte sich in die gischtende Flut. Brausend schlugen die Wasser über ihm zusammen.
    Einige Schwimmbewegungen rissen Professor Zamorra wieder nach oben.
    Hinter ihnen brachen die zu Leben erwachten Steinwesen zusammen, als sie von den Wassern des Acheron berührt wurden. Wie Säure ließ die Substanz des Tränenflusses die vorher feste Steinmaterie vergehen.
    Professor Zamorra und Carsten Möbius waren gerettet.
    Aber für wie lange? Denn sie mußten den Fluß durchschwimmen. Eine Rückkehr ans Ufer war das Ende. Die lebendigen Felsen glichen einem wimmelnden Ameisenhaufen, in den Zuckerstücke gestreut werden.
    Dazu kam der völlig leblos wirkende Körper des Carsten Möbius. Zwar war Professor Zamorras Körper voll durchtrainiert, und er hätte jeden Lehrgang als Rettungsschwimmer mit Auszeichnung bestanden – aber hier in diesem Inferno tobender Wasser mußte er froh sein, wenn er überhaupt an der Wasseroberfläche blieb. Alle Geschicklichkeit wandte er auf, um den aus den Fluten herausragenden scharfzackigen Felsen zu entgehen.
    Wie aus weiter Ferne hörten sie den Schrei des Asmodis. Aber es gab keine Chance, sich gegen das Toben des Wassers zu wenden und zu versuchen, das jenseitige Ufer zu erreichen. Überleben… über Wasser bleiben atmen. Das war alles, an was Professor Zamorra denken konnte.
    So gut es ging, achtete der Parapsychologe darauf, daß auch der Kopf von Carsten Möbius immer über

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