0330 - Der Seelenwächter
hier?« wollte Zamorra wissen. »Die Siegel, die du gezeichnet hast, waren doch falsch. Wir müssen uns durchschlagen und einen anderen Ausweg finden!«
»Das geht nicht!« schnappte Asmodis. »Wir haben nur eine Chance. Wir müssen uns ein Loch durch die Struktur brennen, aus der die Scheol geformt ist. Wenn es uns gelingt, haben wir einen Herzschlag Zeit, mit einem einzigen Schritt diesen Ort zu verlassen. Vorausgesetzt, daß mein Plan klappt – und daß die beide Dinge zusammenarbeiten, an die ich denke!«
»Red nicht in Kreuzworträtseln, Assi!« fauchte Zamorra und wehrte einen Speerwurf eines ehemaligen Spartaners ab. »Wie ist dein Plan?«
»Wir versuchen es mit den Amuletten!« erklärte Asmodis, und Zamorra sah, daß der ehemalige Teufel über das ganze Gesicht grinste.
»Du meinst sicher Merlins Stern!« gab der Parapsychologe zurück und parierte einige Schwerthiebe kunstgerecht.
»Den ›Stern von Myrrian-ey-Llyrana‹, den du trägst – und einen der anderen Sterne, die vorher geschaffen wurden!« rief Asmodis triumphierend.
»Sechsmal hat Merlin experimentiert, bis es ihm beim siebenten Mal gelang, aus der Kraft einer entarteten Sonne das Amulett zu schaffen, das du jetzt trägst. Wir beide wissen doch genau, daß die anderen sechs Amulette in den Händen der DYNASTIE DER EWIGEN waren. Damals ist es mir gelungen, eins der Amulette zu erbeuten. Tut mir leid, Freund, daß ich vergaß, dir das mitzuteilen!« machte Asmodis einige beiläufige Lügen. Er hatte zwar nie vorgehabt, sich so weit in die Karten sehen zu lassen – aber immerhin hatte er Zamorra auch nicht alles gesagt. Denn es war nicht ein Amulett, sondern deren zwei Stück, die er hatte mitgehen lassen, als sich beim Kampf in der Basis der DYNASTIE die Gelegenheit bot.
»Ich traue dir nicht, Asmodis!« rief Zamorra. »Du willst mich hereinlegen!«
»Das kränkt mich in der dunklen Seele, mein Freund!« sagte Asmodis bekümmert. »Ich dachte, du hättest erkannt, daß ich mich gewandelt habe. War ich bei den letzten Abenteuern nicht immer treulich an deiner Seite und habe dir geholfen, wie Merlin es wollte? Habe ich die Legionen der Hölle geschont, wenn sie uns entgegentraten? Immerhin hat mich Leonardo nicht nur vom Thron gestoßen, sondern auch aus der Hölle vertrieben!« Während er das sagte, führte er unablässig Attacken gegen die Angreifer.
»Ich glaube dir nicht, Asmodis!« knirschte Zamorra.
»Dann müssen wir hier unten bis zum Jüngsten Tage kämpfen!« Asmodis ließ ein bitteres Lachen hören. »Niemand von uns kommt hier raus, wenn wir uns nicht zusammenschließen und unsere Kräfte vereinigen. Du bist ein Narr, Zamorra, wenn du in dieser Situation kein Risiko eingehst, das eigentlich gar kein Risiko ist. Ich will auch fort von hier. Die Scheol ist kein Platz für mich. Weder für meine Menschennoch für meine Dämonenexistenz!«
»Trau einer dem Teufel!« murrte Professor Zamorra und lenkte einen Stoß mit einem Speer ab, um anschließend den Hieb einer Doppelaxt zu parieren.
»Das wirst du schon müssen, Zamorra!« grinste Asmodis. »Hier unten kann uns nicht einmal Merlin helfen. Los, lege das Amulett frei und ergreife den Schatten des Mädchens. Schließ eine Kette mit Carsten Möbius, der den Schatten seines Freundes ergreifen soll. Hier ist mein Amulett!«
Ein kurzer Griff unter das Wams, das Asmodis jetzt trug. Dann glänzte mattsilbern eine Scheibe auf seiner Brust, die auf den ersten Blick der von Professor Zamorra ähnelte, in seiner Art und Struktur jedoch völlig anders geartet war.
»Was soll ich tun, Asmodis«, fragte Zamorra und tat, wie der ehemalige Teufel gesagt hatte.
»Heran zu mir!« befahl Asmodis. »Wir müssen die Amulette übereinander legen, um die Kraft zu konzentrieren. Ja, so ist es gut. Und jetzt… sprich laut und vernehmlich die Worte der Macht, die Merlin dich lehrte!«
Professor Zamorra erkannte, daß die beiden Amulette zusammen harmonierten.
Ein grünblauer Lichtstrahl schien vom Zentrum aus herauszuglühen.
Nur schwach, aber vorhanden.
»Die Worte… die Worte… sage die Worte!« flüsterte Asmodis.
»Schnell, bevor es zu spät ist!«
Langsam, mit Bedacht und jede Silbe betonend, um die Kraft voll auszunutzen, sprach Professor Zamorra die Machtworte.
»Analh natrac’h – ut vas bethat – doc’h nyell yen vvé!« rief Professor Zamorra mit lauter Stimme.
Im gleichen Moment geschahen mehrere Dinge.
Das graue Gefüge zerriß, und ein heller, blendender Schein in
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