0330 - Der Todesclub
Stunden in einer Kneipe, weil wir herausfinden wollen, ob ein bestimmter Mann dort verkehrt, und ich darf mit einem Kollegen in die Bowery fahren,. um aufs Autoaufzupassen!«
Er schob sich in komischer Verzweiflung den Hut ins Gesicht.
Phil lachte.
»Wir haben alle mal so angefangen, Dilly, wir, die jüngeren G-men. Bei den alten ist das etwas anderes. Damals, in den verrückten dreißiger Jahren, als man die großen Banden zerschlug und die großen Gangführer stellte, das waren andere Zeiten, und das FBI hatte nicht halb soviel Leute wie heute. Es wird nicht mehr so schnell geschossen wie früher. Gott sei Dank, Dilly.«
Phil schwieg, bis sie die Bowery erreicht hatten und am Straßenrand parkten. Dann wandte er sich dem jungen Kollegen zu. Er hielt ihm die Zigarettenschachtel hin. Dilly bediente sich und reichte Phil Feuer.
»Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, Dilly«, murmelte Phil und sah dabei zum Fenster hinaus. »Es ist eine alltägliche FBI-Geschichte, aber sie trug sich genauso zu, wie ich es schildern werde. Das liegt nun schon viele Jahre zurück. Man suchte damals einen Mann, der vier Raubmorde auf dem Gewissen hatte. Jeder in einem anderen Bundesstaat, sodass das FBI eingeschaltet wurde. Ein Heer von über zweihundert G-men wertete viele winzige Hinweise aus, Hunderte von Spuren wurde nachgegangen, und nach all dieser gigantischen Kleinarbeit fand man endlich den Mann. Er hielt sich in New York auf, soviel stand fest. Er hatte beinahe einen sechsten Sinn. Detectives, die er nie zuvor gesehen hatte, erkannte er auf den ersten Blick. Zwei Kollegen von der Staatspolizei Illinois bekamen es zu spüren. Als sie auf ihn zugingen, schoss er sie zusammen. Und nun war dieser Mann also in New York. Man kannte seinen genauen Aufenthaltsort nicht, man wusste nur, dass er über kurz oder lang in einer bestimmten Kneipe auftauchen würde, wo seine Freundin als Kellnerin arbeitete. Man musste seinen unbegreiflichen Spürsinn für Detectives in Rechnung stellen. Wenn er ins Lokal kam und ein paar G-men saßen herum, konnte es sein, dass er womöglich ein Blutbad anrichtete.«
Phil zog an seiner Zigarette. Seine Stimme klang belegt, als er fortfuhr: »Man kam auf den Gedanken, einen blutjungen Anfänger in dem Lokal zu postieren. Er musste so jung sein, dass der gesuchte Mann ihn schwerlich für einen G-man oder einen anderen Detective halten konnte. Der Anfänger wurde gesucht, gefunden und lediglich davon in Kenntnis gesetzt, dass er auf ein bestimmtes Zeichen der Kellnerin unauffällig auf stehen und eine Münze in den Spielautomaten neben dem Fenster werfen sollte. Weiter wusste er nichts.«
»Das mit der Münze«, fragte Dilly Adams gespannt, »das sollte doch ein Zeichen sein, oder?«
»Natürlich. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bewohnte ein G-man ein nur für diesen Zweck gemietetes Zimmer und beobachtete mit einem Fernglas pausenlos das Fenster der Kneipe. Sobald der junge Kollege seine Münze einwarf, wusste er, dass der gesuchte Mann das Lokal betreten hatte. Die Kellnerin war mit von der Partie. Einen vierfachen Mörder wollte sie nicht zum Freund haben. Und nun saß also der blutjunge Anfänger ahnungslos Tag für Tag in der Kneipe und wartete. Seine ganze Aufgabe bestand darin, die Kellnerin nie aus den Augen zu lassen, in welchem Teil des Lokals sie sich auch gerade aufhalten mochte.«
»Ich verstehe«, sagte Adams. »Und?«
»Der Mann kam. Nach sechs Wochen. Sechs Wochen lang hatte der Anfänger herumgesessen und die Kellnerin beobachtet. Schließlich war er zu der Überzeugung gekommen, dass seine Vorgesetzten verrückt sein müssten. Dass er sich offenbar die falschen Vorstellungen vom FBI gemacht hätte. Dass er kündigen sollte. Er war es leid. Er wollte aufregende Gangs-' terjagden, spannende Vernehmungen und so weiter. Seine Aufmerksamkeit ließ nach.«
»Begreiflich - nach sechs Wochen!«
»Begreiflich, vielleicht. Aber unverzeihlich. Der Mann kam, der Anfänger passte nicht auf. Die Kellnerin gab das verabredete Zeichen. Aber der junge G-man sah es nicht. Er hätte es nach diesen sechs Wochen auch nicht mehr für so wichtig gehalten. Die Kellnerin wiederholte das Zeichen. Der G-man sah es noch immer nicht, weil er vor Langeweile eine Illustrierte durchblätterte. Da wiederholte die Kellnerin das Zeichen zum dritten Mal - und diesmal fiel es dem gesuchten Gangster auf. Er riss eine Pistole heraus und schoss zweimal auf die unglückliche Frau.«
Phils Stimme war
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