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0331 - Heroin in zarten Händen

0331 - Heroin in zarten Händen

Titel: 0331 - Heroin in zarten Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin in zarten Händen
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sich ein kreisrunder Einschuss ab.
    »Hat jemand das Lokal verlassen?«, fragte ich. Der Sergeant zuckte die Achseln und winkte den kreidebleichen Barkeeper zu. Der Mann war kaum imstande zu sprechen.
    »Erzählen Sie!«, forderte Phil den Mann auf.
    »Dieser Bursche hier«, er deutete auf Al Goore, »ging in die Telefonzelle. Ein anderer, er saß dort in der Ecke, lief ihm nach und öffnete die Tür.«
    Ich blickte zu dem Tisch hin, auf dem drei leere Whiskygläser standen. Die Leute, die daraus getrunken hatten, waren natürlich nicht mehr da. Der Barmann stotterte weiter.
    »Der hier«, er zeigte wieder mit dem Kopf auf den toten Butler, ohne ihn anzuschauen, »zog die Tür immer wieder zu. Schließlich, als es ihm zu dumm wurde, kam er heraus und packte den Störenfried am Kragen. Der zog eine Pistole und schoss ihn einfach über den Haufen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, Sir! Ich war so verdattert, dass ich nicht mehr weiß, was darauf geschah. Jedenfalls scheinen sie weggelaufen zu sein - es waren nämlich drei, die an dem Tisch dort saßen.«
    »Sie kannten die drei?«
    Der Barkeeper schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe sie nie vorher gesehen! Sie waren heute bestimmt zum ersten Mal in diesem Lokal.«
    Der Mann blieb beharrlich bei seiner Aussage. Etwas anderes war aus ihm nicht herauszubringen. Wir wandten uns den ängstlich verstummten Gästen zu. Es war kein bekanntes Gesicht unter ihnen. Wie wiesen den Sergeant an mit seinen Leuten die Personalien der Gäste aufzunehmen, dann durften sie den Grill Room verlassen. Niemand hatte etwas Auffälliges bemerkt. Ihre Schilderungen deckten sich mit denen des Barkeepers.
    Eine Viertelstunde später traf der Inhaber des Alaska Grill Rooms ziemlich aufgeregt ein. Da er uns wenig nützen konnte, kümmerten wir uns auch nicht sonderlich um ihn.
    Inzwischen war unsere Mordkommission eingetroffen. Bennet und seine Leute machten sich an die Arbeit. Ich bin zwar während meiner Ausbildung auch mit diesem Zweig kriminalistischer Tätigkeit bekannt gemacht worden, aber man soll den Spezialisten nicht ins Handwerk pfuschen. Spezialisten leisten eben etwas Besonderes. Wir überließen ihnen das Feld.
    Die Beschreibung, die wir von den drei Männern in der Ecke erhalten konnten, war sehr dürftig. Wie das häufig bei Zeugenaussagen der Fall ist, widersprachen sie einander völlig. Eine aufgeregte Dame im mittleren Alter behauptete sogar, es wäre ein Farbiger darunter gewesen.
    Wir verzichteten darauf, solche Aussagen schriftlich festzuhalten. Als Mike Bennet die Erlaubnis gab, den Leichnam, Al Goores fortzuschaffen, machten wir uns auch aus dem Staub. Nicht ohne vorher den Whisky zu versuchen, der hier ausgeschenkt wurde.
    Als wir ihn kosteten, schnalzte Phil anerkennend mit der Zunge.
    Mein Magen knurrte bereits, und Phil schlug Chigis Restaurant vor. Der Wirt, den wir von früheren Besuchen kannten, erläuterte uns mit einem Wortschwall die Speisekarte. Schließlich bestellten wir Makkaroni mit Fisch in einer Tomatensoße. Dazu ein Glas italienischen Rotwein, der ausgezeichnet mundete. Plötzlich stieß mich Phil an.
    »Zweiter Tisch bei der Säule links«, murmelte er. »Die Frau sieht dich unentwegt an. Kennst du sie?«
    Ich ließ mir Zeit, dann blickte ich unauffällig hinüber. Myriam Holborn lächelte mich freundlich an. Sie war in Begleitung eines Herrn, der den Eindruck eines erfolgreichen Geschäftsmannes machte. Ich lächelte zurück und wandte mich wieder an Phil.
    »Die Witwe Holborns«, erklärte ich ihm. Er sah noch einmal hinüber.
    »Große Klasse«, meinte er. »Wenn sie mich einladen sollte, würde ich nicht nein sagen. Ich glaube nicht, dass sie lange Witwe bleiben wird.«
    »Sieht nicht so aus«, orakelte ich.
    Giovanni, der Kellner, brachte eben unsere Speisen. Als er sich nach vorn beugte, um die Schüsseln auf dem Tisch abzustellen, fragte ich leise: »Giovanni, wer ist der Herr dort mit der Dame?«
    Giovanni war das Musterstück eines Kellners, durch nichts aus der Fassung zu bringen. Er richtete sich auf, schickte einen schnellen Blick in die Runde, dann beugte er sich wieder herab und legte das Besteck zurecht.
    »Mr. Mora«, murmelte er. »Bekannter Buchmacher. Sie sind doch nicht dienstlich hier, Agent Cotton?«
    »Keineswegs«, beruhigte ich ihn. »Ich kenne die Dame nur von früher.«
    Wir hatten gerade den letzten Bissen hinuntergeschluckt, als sich Mora die Rechnung bringen ließ. Er zog einen goldenen Füller aus der Innentasche seines

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