0332 - Die Pest aus den Slums
solange es noch geht.«
Der Makler zuckte die runden Schultern.
»Sie sagten schon, daß Sie Lescort für einen Gangster halten, und ich erklärte Ihnen, daß mich das alles nichts angeht, solange ich auf legalem Wege Häuser und Grundstücke kaufen und verkaufen kann. — Guten Morgen, Mr. Cotton!«
»Augenblick noch, Sarwine! Hat sich dieser Lewis Stuard noch nicht bei Ihnen gemeldet?«
»Er hat noch nichts von sich hören lassen. Ich bin auch nicht mehr sehr verlegen darum. Die Duchman-Fabrik ist seit dem Brand so gut wie nichts mehr wert. Stuard wird sie sicherlich nicht übernehmen wollen.«
Er nickte uns zu und strebte zum Eingang von »Nummer hundert«.
***
Erst als die Dunkelheit hereinbrach, stellten wir die Razzia in Hunts-Point ein. Sie war ergebnislos geblieben. Roger Scash war von der Bildfläche verschwunden.
Es stand fest, daß er der Mörder Allan Surths war. Ein Vergleich der Kugeln, die er auf mich verfeuert hatte, mit denen, die Surth niedergestreckt hatten, bewies es.
Ferner bewiesen die Blutspuren, daß ich den Killer ziemlich hart erwischt haben mußte.- Ein angeschossener Mann, den die Polizei sucht, befindet sich in höchster Gefahr. Er braucht einen Arzt, und er riskiert es, gefaßt zu werden, wenn er ihn aufsucht. Ich veranlaßte, daß allen Ärzten New Yorks eine Warnung erteilt wurde.
Die Cops, die G-men und Phil verließen Hunts-Point. Ich ging zurück zu meinem Zimmer in der Barry Street.
Ich kam an »Nummer hundert« vorbei. Es war still in der Kaschemme und vor dem Eingang war das Rollgitter heruntergelassen.
Als ich das Haus in der Barry Street erreichte, stand auf der anderen Straßenseite der knochige Ed Purber.
Sie hatten also meine Überwachung wieder aufgenommen. Ich grinste ein wenig bei dem Gedanken, daß sie nichts anderes tun konnten, als mich im Auge zu behalten, wenn es ihnen schon nicht gelang, mich zu beseitigen.
Müde genug war ich, um mich sofort ins Bett zu legen. Ich ergriff nur zwei Vorsichtsmaßnahmen. Ich verriegelte die Tür und legte die 38er griffbereit. Im Handumdrehen schlief ich ein.
Als ich wach wurde, schimmerte das graue Licht des frühen Morgens durch das Fenster. Erst als das Telefon wieder schrillte, wurde mir klar, daß ich von seinem Läuten geweckt worden war.
Ich nahm den Hörer ab.
»Hallo, Jerry!« hörte ich Phils Stimme. »Steig in die Hosen! Da ist ’ne Sache in Elmhurst passiert, die dich angeht. Ich hole dich in zehn Minuten ab.«
Als ich kaum auf der Straße stand, stoppte schon ein Dienstwagen des FBI neben mir. Phil saß hinter dem Steuer, nicht rasiert, ohne Krawatte, den Kragen des Hemdes offen.
»Es passierte auf dem Junction Boulevard«, erklärte er, während er den Wagen wieder auf Touren brachte. »Das Brooklyn-Dezernat der Mordkommission ist schon am Tatort.«
In wenigen Worten unterrichtete er mich über das, was geschehen war, soviel er selbst darüber wußte. — Der Junction Boulevard führt durch Ost-Brooklyn auf den La-Guardia-Flughafen zu, eine große, mehrspurige Straße, die von einer doppelten Kette von Bogenlampen nachts taghell beleuchtet wird.
Cops sperrten den Boulevard zwischen der 60. und 58. Straße und leiteten den Frühverkehr um. Auf dem abgesperrten Teil standen Streifenwagen und die Fahrzeuge der Mordkommission.
Phil fuhr durch die Sperre, stoppte, und wir stiegen aus. Die Fotografen hatten ihre Arbeit schon beendet. Der Mann, der am Rande der Straße lag, war mit einer Zeltplane zugedeckt.
Inspektor Green von der Mordkommission begrüßte uns.
»Gut, daß wir Sie informierten. Das scheint Ihr Fall zu sein, Cotton.«
Er gab einem Beamten ein Zeichen. Der Polizist zog die Decke vom Gesicht des Toten. Ich sah Pal Lucks verzerrtes Gesicht, das der Tod noch fahler erscheinen ließ.
»Sie warfen ihn unseren Leuten geradezu vor die Räder«, sagte Inspektor Green.
Er winkte einem Sergeanten der City Police.
»Berichten Sie dem G-man, Sergeant!«
Der Polizeibeamte berichtete mit wenigen Sätzen, daß ihm um drei Uhr nachts ein Wagen aufgefallen war, der mit zu hoher Geschwindigkeit über den Junction Boulevard in Richtung La Guardia Airport brauste. Er vermutete einen Betrunkenen am Steuer und nahm die Verfolgung auf.
Der Fahrer am Steuer des verfolgten Wagens erhöhte die Geschwindigkeit, als er die Polizeisirene hörte.
»Wir kamen nicht näher heran, Sir«, berichtete der Sergeant. »Es war ein Lincoln. Unsere Chevrolets sind nicht schnell genug für eine solche Karre. Trotzdem
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