0333 - Einer blieb übrig
abgelöst.
Die Straße war dunkel und verlassen. Er blickte hinauf zum Nachthimmel, wo der trübe Halbmond hinter einem Wolkenschleier hing und hinüber zu dem Haus, das dunkel und friedlich lag. Eine Katze huschte mit hoch erhobenem Schwanz über die Fahrbahn. Ein Hund bellte.
Dodwin langweilte sich. Hinter der vorgehaltenen Hand steckte er eine Zigarette an. Er würde hier bis vier Uhr stehen müssen, anstatt zu Hause im Bett zu liegen. Eigentlich war das Unsinn. Was sollte hier schon mitten in der Nacht passieren.
Ein schwarzer Wagen, zumindest sah er in der Finsternis schwarz aus, glitt langsam vom Strand herkommend, die Straße hinunter. Plötzlich erloschen seine Scheinwerfer. Am Bordstein rollte er aus und hielt genau vor dem Haus, in dem Sophia Scillo wohnte.
Dodwin konzentrierte sich. Er trat die Zigarette aus und ging, scheinbar gleichgültig, fünfzig Schritte weiter, um dann die Straße zu überqueren und die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Zwanzig Schritt von dem Wagen entfernt blieb er stehen.
Da flammten die Scheinwerfer auf, um sofort wieder zu verlöschen.
Der Schuss war nicht lauter als der Knall eingr Peitsche.
Dodwin fuhr mit der Hand dahin, wo seine Pistole in der Halfter steckte, aber die Hand wurde auf halbem Weg kraftlos. Dann schlug er schwer nach vorn.
Während eine Gestalt aus dem Wagen zur Haustür huschte, ging auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Fenster auf. Licht flutete daraus auf die Straße hinunter. Es beleuchtete die leblose Gestalt am Boden.
Eine Frau schrie. Dann rannte sie entsetzt zum Telefon und wählte den Notruf der Stadtpolizei. Als sie zum Fenster zurückkam, war der Wagen verschwunden.
Nur der tote G-man lag einsam auf dem Bürgersteig.
***
Als wir um ein Uhr fünfundzwanzig nach einer halsbrecherischen Fahrt in Atlantic Avenue ankamen, waren ein Streifenwagen und der Wagen der Mordkommission bereits dort.
Als wir unseren toten Kameraden sahen, war unsere erste Reaktion ungläubiges Entsetzen.
Der Fotograf hatte seine Aufnahmen gemacht, der Arzt den Tod durch Herzschuss festgestellt. Gerade kamen die Leute des Leichenwagens.
Captain Belmont von der Richmond Police hatte die wenigen Zeugen bereits vernommen, aber wir bestanden darauf, diese Vernehmung zu wiederholen. Das war kein Misstrauen, wir mussten uns einfach die Überzeugung schaffen, alles - aber auch restlos'alles - getan zu haben, um den Mord an unserem Kollegen aufzuklären.
Da war die Nachbarin, die den Schuss gehört und die Polizei alarmiert hatte. Sie konnte nur sagen, dass Dodwin aus einer dunklen Limousine heraus erschossen worden war. Dann war ein Mann auf die Haustür zugelaufen. Als sie wiederkam, war das Auto verschwunden.
Es gab noch einen zweiten Zeugen, der in der Nähe wohnte und gerade von einem Theaterbesuch zurückgekommen war. Er hatte zwar den Knall gehört, aber nicht darauf geachtet. Dagegen sah er, als er näherkam, zwei Personen in den Wagen steigen. Die eine war eine Frau, die ein großes Paket trug. Welcher Art dieses Paket war, hatte er nicht sehen können. Es war zu dunkel und die Entfernung noch zu groß gewesen.
Der dritte Zeuge war ein Taxichauffeur, den der schnell fahrende Wagen passiert hatte. Er hatte gesehen, dass der Mann am Steuer ein Schnurrbärtchen trug und dass die Frau im Fond saß. Er konnte sie nicht beschreiben und hatte auch von dem Paket nichts gesehen.
»Haben Sie auf die Nummer des Wagens achtgegeben?«, fragte ich ihn.
»Ich konnte nur sehen, dass es eine New Yorker Nummer war. Es ging alles 30 zu schnell - aber ich bin sicher, der Wagen war ein dunkelblauer Buick. Jahrgang 1960.«
Der Fahrer wurde entlassen. Gerade wollte ich den Captain danach fragen, ob er sich im Haus der Mrs. Scillo vergewissert habe, dass dort alles in Ordnung sei, als ein Taxi neben uns hielt.
Sophia Scillo sprang, das Geldpaket unterm Arm, heraus. Sie sah die Polizeifahrzeuge, die Cops und Tecks und stieß einen Schrei aus.
»Was ist passiert? Wo ist Bill?«
»Allem Anschein nach in seinem Bett. Im Haus scheint alles ruhig und friedlich zu sein«, versuchte ich sie zu beruhigen.
»Ich habe bereits geklingelt, aber es meldete sich niemand«, fügte der Captain hinzu.
Sophia Scillo drückte mir das kostbare Paket in die Hand, öffnete ihre Handtasche, wühlte darin und brachte ein Schlüsselbund zum Vorschein. Der Schlüssel fuhr klirrend ins Schloss. Dann sprang die Tür auf.
Alles war ruhig.
Die Frau rannte die Treppe hoch und riss eine der
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