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0333 - Einer blieb übrig

0333 - Einer blieb übrig

Titel: 0333 - Einer blieb übrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einer blieb übrig
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wo wohnt er?«
    »Ich denke nicht daran, Ihnen das so ohne Weiteres zu sagen. Zuerst müssen Sie den Beweis für Ihre absurde Behauptung antreten«, erwiderte er wütend. »Wenn Bill wirklich entführt wurde, so kann das nur die Schuld Ihrer Nachlässigkeit und Unfähigkeit sein. Sie wollen nichts weiter als das vertuschen.«
    Er hängte ein, und während Phil noch dablieb, machte ich mich schnellstens auf den Weg zur 73. Straße East 32 in Manhattan, wo Senator Blackpoint residierte.
    Um drei Uhr fünfzehn kam ich dort an. Das Haus war dunkel. Ich klingelte fünf Minuten lang, bis ein verschlafener dienstbarer Geist die Tür eine Handbreit öffnete. Zum Überfluss hatte er die Sicherheitskette eingehängt.
    »Ich bin Cotton vom FBI und muss den Senator sprechen«, sagte ich.
    »Der Herr Senator bedauert. Er hat mich angewiesen, Ihnen auszurichten, er habe nicht die Absicht, sich in seiner Nachtruhe stören zu lassen, um sich Märchen anzuhören.«
    Damit wollte er die Tür wieder zuschlagen, aber ich hatte bereits den Fuß dazwischen geschoben.
    »Sagen Sie Ihrem ehrenwerten Mr. Blackpoint, dass ich noch fünf Minuten warte. Wenn bis dahin die Tür nicht geöffnet wird, so hole ich mir ein paar Cops und lasse sie aufbrechen. Sagen Sie ihm ferner, dass das kein Scherz, kein Märchen und keine leere Drohung ist. Ich muss ihn als Zeugen einer Entführungsaffäre unbedingt jetzt sprechen.«
    Er verzog keine Miene und zog ab, ohne den nochmaligen Versuch zu machen, mich auszusperren. Es vergingen keine fünf Minuten. Dann war er wieder da. Er hakte die Kette los und führte mich durch die Halle und über eine geschwungene Treppe in den ersten Stock.
    Er klopfte an eine Tür. Von drinnen donnerte ein; »Herein!« Und dann stand ich dem Senator gegenüber.
    Der Diener oder Butler war still und unauffällig verschwunden.
    Senator Blackpoint trug einen roten Schlafanzug. Er saß im Bett unter einer meergrünen Steppdecke. Seine Haare, so weit er noch welche hatte, waren gesträubt. Er war unrasiert und sah durchaus nicht würdig aus.
    »Berichten Sie«, befahl er, ohne meinen Gruß zu erwidern.
    »Ich habe keineswegs die Absicht, Ihnen etwas zu berichten, Senator«, entgegnete ich. »Ich komme, um von Ihnen einige Auskünfte zu erhalten. Wenn Sie unvemünftigerweise auf Ihrem Standpunkt verharren, so muss ich Sie bitten, sich anzukleiden und mir zum Office zu folgen. Ein G-man ist ermordet, ein Kind ist entführt worden. Sie sind verpflichtet, jede an Sie gestellte Frage wahrheitsgemäß zu beantworten. Wenn Sie sich weigern, so haben Sie eine Anklage als Komplice des Mörders nach der Tat zu erwarten. Es ist mir völlig egal, ob Sie Senator sind oder nicht. Gerade als Senator müssten Sie den Gesetzesparagraphen kennen, der besagt, dass vor dem Gesetz alle Bürger gleich sind.«
    Ich war ehrlich wütend. Dodwins Tod hatte mich so aufgebracht. Und der Herr unter der grünen Steppdecke vor mir hatte uns versichert, die Nurse sei in Ordnung. Und wir hatten uns darauf verlassen.
    Blackpoint rollte die Augen, und ich fürchtete schon, er werde aus dem Bett und mir an die Kehle springen. Stattdessen fragte er unvermittelt: »Ist es wirklich wahr, dass Bill entführt wurde? Ist das kein Trick?«
    »Was sollten wir für einen Grund haben, Sie in dieser Hinsicht zu belügen? Es gibt noch mehr, was Sie nicht wissen. Ihre Nichte ist gestern Vormittag erneut von dem Erpresser angerufen worden. Sie hat weder Ihnen noch uns etwas von dem Anruf gesagt, sondern die verlangten hunderttausend Dollar flüssig gemacht und…«
    »Hat die dumme Pute das wirklich getan?«, schnaufte er.
    »Ja, ich kann das sogar verstehen. Sie fürchtete für ihren Jungen und glaubte nicht daran, dass wir imstande seien, ihn zu schützen.«
    »Womit sie leider recht hatte«, antwortete er bissig.
    »Jedenfalls verabredete sie mit dem Erpresser, ihm das Geld um elf Uhr dreißig ans Stadion auf Randalls Island zu bringen. Sie fuhr auch dorthin, aber der Kerl kam nicht. Statt dessen schoss er inzwischen den auf Posten in der Atlantic Avenue stehenden G-man nieder, ging ins Haus und kam mit der Kinderpflegerin und dem in eine Decke gewickelten Kindes heraus. Sie bestiegen einen Buick und flüchteten.«
    »Und wo war der Diener? Der Kerl hätte doch etwas hören müssen?«, zeterte der Senator.
    »Der Diener schlief. Ihre famose Kinderschwester hatte ihm ein paar Kognak spendiert, in die ein starkes Schlafmittel gemischt war. Das wissen wir durch ihn selbst und die

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