0334 - Grauen in den Katakomben
Lachen im Hals stecken.
Da sah er die beiden Ratten.
Übergroß, unheimlich, grauenhaft!
Bernard wurde förmlich zu Eis. Er fror in der Bewegung ein, aus seinem offenen Mund drang ein Ächzen. Zudem wollte er die anderen warnen, da stieß sich die erste Ratte bereits ab, verdunkelte mit ihrem Körper sein Blickfeld und wuchtete sich genau auf ihn zu, wobei sie das Maul schluckbereit aufgerissen hatte…
***
Jane Collins war in Paris!
Durch den Würfel des Unheils hatte sie die Nachricht erhalten, daß jemand etwas von ihr wollte. Den Plan des anderen kannte sie nicht. Sie rechnete allerdings damit, daß der Rufer nicht allein dastand, sondern einen gefährlichen Helfer im Hintergrund wußte.
Den Teufel!
Und Jane Collins, die ehemalige Detektivin und abtrünnige Hexe, dachte nicht im Traum daran, sich dieser seltsamen Einladung nicht zu stellen, denn der Satan konnte sie nicht erschrecken, weil sie voll auf den Würfel des Unheils vertraute und auf die Kräfte, die in ihm steckten.
Paris war groß, deshalb war zwischen den beiden auch ein Treffpunkt ausgemacht worden.
Sacre Coeur!
Es gefiel Jane zwar nicht, den anderen, von dem sie nicht wußte wie er aussah, nahe einer Kirche zu erwarten, aber noch hielt er die besseren Karten in der Hand. Da mußte sie kleine Brötchen backen.
Sie war jedoch fest davon überzeugt, daß sich alles ändern würde.
Sehr bald schon…
Jane Collins war da optimistisch, denn sie hatte bereits einige Attacken des Teufels gut überstanden. Natürlich dachte sich Asmodis immer neue Tricks aus, aber so wehrlos war die ehemalige Detektivin auch nicht.
Sie wußte genau, wie sie sich zu verhalten hatte, und sie würde an der richtigen Stelle zuschlagen.
Natürlich hatte sie den Würfel mitgenommen. Sie trug ihn in einer Umhängetasche, deren breiter Riemen über ihrer Schulter lag.
Wegen des Wetters hatte sie sich einen leichten Trench übergeworfen, der auch vor Regen schützte.
Jane fiel nicht auf. Sie unterschied sich in nichts von den übrigen Touristen, die sich auf dem Platz vor der berühmten Kirche versammelt hatten und der Fotoindustrie zu einem kräftigen Umsatzplus verhalfen, denn es gab kaum jemand, der hier nicht knipste.
Es war natürlich schwer für Jane, aus dem Gewühl den herauszufinden, mit dem sie sich treffen wollte. Der Würfel hatte ihr einmal ein sehr schwaches Bild von dem Rufer gezeigt, das war auch alles gewesen. So mußte sie darauf warten, bis sie angesprochen wurde.
Sie rauchte eine Zigarette. Im Rücken befand sich die Kirche. Vor ihr lag praktisch Montmartre.
Diese kleine Hügellandschaft inmitten der Riesenstadt Paris, mit den versetzt gebauten Häusern, den schmalen Gassen, Treppen und Brücken. Ein Flecken Erde, wo eigentlich alles stimmte.
Es war keine genaue Uhrzeit ausgemacht. Der andere wollte, sich irgendwann melden.
Jane schaute zum Himmel. Es regnete nicht mehr. Dennoch lag kein Sonnenschein über Paris. Ein trüber Julitag näherte sich bereits dem hohen Nachmittag, und noch immer strömten Touristen herbei, um das gewaltige Bauwerk zu besichtigen und abzulichten. Jane hätte gern einen Kaffee getrunken. Sie unterdrückte den Wunsch.
Obwohl sie eine Hexe war, reagierte sie oft genug wie ein Mensch.
Sie besaß ungefähr die gleichen Bedürfnisse wie dieser, und sie unterdrückte sie auch nicht immer.
Noch etwas besaß sie.
Einen gewissen siebten Sinn.
Der alarmierte sie plötzlich.
Es war keine Gefahr, dennoch ahnte sie, daß ihr Gesprächspartner nicht mehr allzu weit entfernt war. Jane ließ sich nichts anmerken, sie drehte sich nur langsam auf der Stelle und musterte während dieser Bewegung die in ihr Blickfeld geratenen Menschen.
Frauen und Jugendliche kamen wohl nicht in Frage. Vielleicht aber der junge Mann, der hinter einer Gruppe deutscher Touristen stand, die Hände in die Außentaschen seiner grünen Parkajacke geschoben hatte und Jane ansah.
Sie gab den Blick zurück.
Der andere nickte.
Da setzte sich Jane in Bewegung. Sie horchte gewissermaßen nach innen und versuchte herauszufinden, ob ihr Alarmsignal funktionierte.
Da jedoch tat sich nichts.
Alles blieb ruhig.
Jane Collins umrundete die Touristengruppe, um vor dem jungen Mann stehenzubleiben.
Die beiden schauten sich an.
»Du bist Pierre?« fragte die Hexe.
»Ja, Pierre Trudot.«
»Und du hast mich nach Paris gerufen?«
»So ist es.«
»Was willst du von mir?«
Pierre lächelte. »Sollen wir das nicht bei mir besprechen?«
Jane nickte. »Das
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