0334 - Grauen in den Katakomben
Räume sind ideal.«
Jane fragte: »Hast du sie gebaut?«
»Es gab sie bereits. Sie stammen noch aus dem letzten Krieg. Einige Widerstandskämpfer haben dort Unterschlupf gefunden. Resistance, wenn du verstehst.«
»Ja, ich kenne mich da aus.«
»Du kannst das Licht halten.« Er reichte ihr die Lampe und schloß die Tür auf. »Warte, ich gehe vor.«
Jane schaute auf den Rücken des jungen Mannes, der wie ein Schatten über die Türschwelle huschte. Er hatte die Tür nicht ganz geschlossen.
Sehr bald schon fiel ein heller Streifen aus dem Spalt bis auf die obersten Treppenstufen.
Licht besaß er auch. Jane zeigte sich nicht mehr überrascht. Sie wartete nur gespannt darauf, mit welchen Überraschungen der junge Mann noch aufwarten würde.
Bevor sie die Tür weiter aufzog, warf sie noch einen Blick zurück.
Gern hätte sie sich in diesen Augenblicken ein noch besseres Gehör gewünscht, denn sie vernahm abermals diesen dünnen Laut, der durch die Katakomben schwang.
Und auch noch einen anderen.
Den Schuß.
Es war nur ein dünnes Echo, doch für Jane war alles klar. Sie wußte, daß geschossen worden war, und das machte sie mißtrauisch. Pierre würde ihr einige Fragen zu beantworten haben.
»Du kannst kommen.«
»Sofort.« Jane betrat den Raum und war überrascht, daß ihn Pierre sogar eingerichtet hatte. Sie sah einige Regale, einen Schreibtisch – und gewissermaßen als Mittelpunkt eine Vitrine aus Glas, die auf vier Beinen stand.
»Hier lebe ich«, sagte Pierre.
Jane deutete auf die zweite Tür. »Wo geht es dort hin?«
»In den größeren Raum.«
»Und?«
»Ich habe ihn leergeräumt, weil ich nur diesen einen hier benötige. Du kannst aber die Tür schließen.«
Die trat Jane mit dem Absatz zu. Sie wußte nicht, welchen Kommentar sie abgeben sollte. Die Lage war einfach zu undurchsichtig, bis ihr die Schüsse wieder einfielen. Sie sprach Pierre darauf an.
Er zeigte sich überhaupt nicht verunsichert und erklärte lässig:
»Das ist normal.«
»Wieso?«
»Hier unten wird öfter geschossen.«
»Wer macht denn Jagd auf wen?«
Er lachte. »Das ist ganz einfach. Die Ratten haben sich vermehrt, und sie werden gejagt.«
»Mit Kugeln?« fragte Jane spöttisch.
»Wieso nicht?«
»Man jagt die Tierchen normalerweise mit Giftgas. Diese Schüsse hatten eine andere Bedeutung.«
»Ich weiß es nicht.«
»Pierre«, sagte Jane, »ich traue dir nicht über den Weg. Du willst mich hier reinlegen.«
»Aber wieso?«
»Hör auf, ich weiß es. Was wird hier gespielt? Weshalb hast du mich in dieses Verlies geführt?«
»Hier steht die Vitrine.«
»Und?«
Pierre bewegte sich zur Seite. An der Decke brannte eine trübe Lampe.
Als Pierre direkt unter ihr stehenblieb, fiel das Licht auch in sein Gesicht und ließ es aussehen wie gelbliches Wachs. Er bewegte streichelnd seine Hände und fuhr mit den Fingern über die Außenhaut der Vitrine. »Dieses Glas«, flüsterte er, »diese Vitrine ist etwas Besonderes. Ich war glücklich, als ich sie bekam.«
»Wer gab sie dir?«
»Mein Großvater.«
»Aha.« Jane nickte. »Von wem hat er denn das Stück bekommen?«
»Von einem alten Wahrsager oder Zigeuner. Ich weiß es auch nicht genau. Die Vitrine soll verflucht sein. Es geht die Sage um, daß sie einem mächtigen Dämon als Gefängnis gedient hat. Was daran wahr ist, weiß ich nicht, mir ist nur bekannt, daß in der Vitrine schwarzmagische Kräfte wohnen. Sehr gefährliche Kräfte.«
»Stehen die mit dem Teufel in Verbindung?«
Pierre nickte langsam. »Ja, das tun sie. Asmodis kann über die Truhe mit mir sprechen.«
»Siehst du ihn dann auch?«
»Klar. Ich habe sein Gesicht gesehen. Es ist dreieckig, in den Augen lodert ein unheimliches Feuer. Er strahlt eine Faszination aus, die ich mit dem Wort einmalig umschreiben möchte.« Während dieser Worte hatten seine Augen zu glänzen begonnen. Sein Mund wurde noch breiter, und er schabte beide Handflächen gegeneinander. »Kannst du dir vorstellen, daß Satan in der Truhe wohnt?«
»Nur schlecht«, gab Jane zu. »Sein Gebiet ist die Hölle, aber nicht diese Truhe.«
Der Mann winkte ab. »Was weißt du schon vom Satan? Mir hat er sich offenbart, ich habe ihn gesehen…«
»Und was soll ich hier?« fragte Jane, der es allmählich zuviel wurde, denn der andere sollte endlich zum Kern der Sache kommen. »Der Teufel wollte dich.«
»Ach, so ist das.«
»Ja, er sprach mit mir und nannte deinen Namen.«
»Hat er gesagt, daß ich kommen soll?« erkundigte
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