0334 - Grauen in den Katakomben
herhuschten.
Auch jetzt wirbelten wieder drei graue Körper über die Spitzen ihrer Schuhe. In einem Anfall von Ekel trat Giselle nach einem Tier, verfehlte es jedoch.
Zum Glück fand dieser schmale Stollen nach wenigen Schlitten sein Ende. Vor ihnen schimmerte Licht. Wieder erreichten sie einen Kanal.
Diesmal mit einem ziemlich breiten Steg. Er lief sogar an beiden Seiten entlang. Das Wasser rauschte hier stärker. Nur nach einer Seite konnten sie. Rechts versperrte ihnen ein Gitter den Weg. Sogar die Stege waren durch zwei Gittertüren gesichert.
Ein kleiner Wasserfall entstand hinter dem Gitter. Die Massen schäumten und quirlten in den Kanal hinein, um weiter getrieben zu werden.
Halbrund war die Decke. Sogar Lampen brannten hier. Sie gaben ein gelbes Licht ab, das über die an der mit Kacheln verkleideten Decke glitt. Beide schritten forscher aus. Und beide entdeckten auch wieder kleine Seitenstollen, aus denen ebenfalls Abwässer in den Hauptkanal mündeten. Zumeist waren es Rinnsale, die sich mit dem anderen Wasser vereinten.
Die beiden warfen keinen Blick in den Stollen. Henri hatte es sowieso eilig, und Giselle fürchtete sich davor, in die engen unterirdischen Schluchten zu schauen, denn sie befürchtete, daß dort jeden Augenblick Ratten hervorspringen konnten.
Deshalb übersah sie auch das tückisch leuchtende Augenpaar, das fast in Kopfhöhe schwebte.
Die Riesenratte hatte noch nicht aufgegeben…
Sie gingen weiter.
Schritt für Schritt, Meter um Meter legten sie zurück und erreichten schon bald eine Kreuzung.
Von allen vier Seiten schäumte das Wasser heran. Eine quirlende, stinkende Flut, die sich in die Kanäle drückte und weitergetrieben wurde.
Henri blieb stehen. Auch Giselle verhielt ihren Schritt. Sie legte ihre Hände auf die Schultern des jungen Mannes und sah, daß dieser den Kopf gedreht hatte.
»Ich glaube, wir sind gleich da.«
»Wieso?«
»Schau mal genau nach vorn. Siehst du da dieses komische rote Flackern?«
»Ja…«
»Das ist das Feuer.« Henri lachte plötzlich. »Verdammt, wir haben es geschafft. So leicht sind wir nicht ins Bockshorn zu jagen.« Er nahm die Hand des Mädchens und rannte los.
Es war für beide leicht, einen der Kanäle zu überqueren, denn es existierte ein Steg. Zudem bestand dieser aus Metall, so daß sie keine Angst zu haben brauchten, daß er brach und sie von den Fluten mitgerissen wurden.
Als sie die Kreuzung überquert hatten und in den anderen Gang eintauchten, begann Henri schon zu rufen und gleichzeitig zu winken.
»He, wir kommen.«
Seine Stimme übertönte sogar das Brodeln des Wassers, und er war auch gehört worden, denn eine andere Stimme antwortete ebenso laut und deutlich.
»Endlich!«
Der Feuerschein zuckte nicht nur über die Wände oder glitt auf dem Wasser entlang, er berührte auch die Decke des Stollens, wo er tanzende Figuren malte.
Die anderen drei jungen Leute hatten den Platz gut gewählt. Innerhalb der Schachtwand befand sich eine halbrunde, große Einkerbung.
Jedenfalls besaßen alle genügend Platz, um an dieser Stelle lagern zu können.
Die Begrüßung fiel herzlich aus.
Zuerst lagen sich die beiden Mädchen in den Armen. Die dunkelhaarige Madelaine Charon mit der Lockenfrisur preßte Giselle an sich, als hätten sich die beiden seit Jahren nicht mehr gesehen. »Bin ich froh, Giselle, daß du gekommen bist. Wir haben schon fast nicht mehr mit euch gerechnet.«
»Ich hatte auch Angst.«
»Frag mich mal.«
Die Mädchen lösten sich voneinander, damit die Neuankömmlinge auch die anderen beiden jungen Männer begrüßen konnten.
Da war einmal Hugo Rafaud, ein etwas stiller junger Mann, der Philosophie studierte und oft wie abwesend wirkte. Er trug sein braunes Haar noch ziemlich lang. Sein Gesicht zeigte einen etwas mädchenhaften Schnitt. Er küßte Giselle auf beide Wangen.
»Und was bekomme ich?« beschwerte sich Bernhard Sirini lachend. Er war der dritte im Bunde, bekannt als Draufgänger, und eigentlich hatte die Gruppe es ihm zu verdanken, daß sie hier unten eine Nacht verbringen wollten, denn der Vorschlag war von ihm gekommen.
»Das gleiche wie Hugo«, sagte Giselle und drückte den schwarzhaarigen Bernard an sich.
Henri Druc stand nickend daneben und schaute auf das Feuer.
»Ich muß schon sagen, daß ihr es euch hier richtig gemütlich gemacht habt. Mein lieber Mann, das ist was.«
»Man tut sein Bestes«, meinte Bernard. Er bückte sich und griff in einen schon geöffneten Rucksack. »Wer
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