0334 - Grauen in den Katakomben
können wir, aber ich möchte ein Stichwort haben.«
»Bitte.« Er nickte, schaute kurz zu Boden, hob dann den Kopf und fragte: »Du hast den Würfel?«
»Du hast ihn, nicht wahr?«
»Wer hat dir das gesagt?«
»Asmodis.«
Jane schwieg. Nur ihre Augen verengten sich, und die Pupillen nahmen einen grünen Schimmer an. »Okay, ich sehe schon, daß du Bescheid weißt. Gehen wir also zu dir.«
»Hast du davor keine Angst?«
Jane lachte leise. »Wie sollte ich?«
»Ich könnte dir ja etwas antun!«
Diesmal lachte sie noch lauter. »Junge, ich glaube, du unterschätzt mich gewaltig. Das haben schon andere versucht und es bisher auch nicht geschafft.«
»War nur eine Bemerkung.«
»Vergiß sie ganz schnell. Gehen wir zu Fuß, oder bist du mit einem Auto gekommen?«
»Ich fahre einen 2 CV.« Pierre setzte sich in Bewegung. Mit der linken Hand strich er sein Haar zurück. Jane beobachtete ihn von der Seite und stellte fest, daß der junge Mann ziemlich blaß war. Anscheinend waren die letzten Tage hart für ihn gewesen.
Nebeneinander schritten sie her. Völlig harmlos für den Betrachter, der bestimmt nicht auf die Idee gekommen wäre, es hier mit zwei magischen Zeitbomben zu tun zu haben.
Den Wagen hatte Pierre auf einem kleinen Parkplatz in eine Lücke hineingequetscht. Er stand so, daß Jane ihn rauswinken mußte. Dann erst konnte sie einsteigen.
»Und wo fahren wir hin?« fragte sie.
»Wir bleiben in Montmartre. Kennst du diesen Stadtteil?«
»Ein wenig.«
»Es macht Spaß, hier zu leben.«
»Glaube ich dir.«
Das Gespräch versickerte. Zudem mußte sich Pierre auf das Fahren konzentrieren, denn die Gassen wurden oft sehr schmal, und wenn es Einbahnstraßen waren, stand eine Seite der Gasse vollgeparkt mit Autos.
Einmal glaubte Jane, daß ihr Fahrer den 2 CV über eine Treppe rollen lassen wollte. Im letzten Augenblick riß Pierre das Lenkrad nach links.
Die beiden rechten Räder wischten haarscharf an der obersten Stufenkante entlang. Er lachte. »Angst gehabt?«
»Nein.«
Die Straße verlief serpentinenartig bergab. »Weshalb lügst du?«
»Ich hatte keine Angst«, erklärte Jane mit so fester Stimme, daß der andere ihr glaubte.
Erst als sie schon fast das Ende der Straße erreicht hatten, stellte Jane fest, daß sie in einer Art Sackgasse gelandet waren, denn nach vorn ging es nicht weiter, weil eine Treppe den Weg versperrte.
»Aussteigen!« sagte Pierre. Er legte den Rückwärtsgang ein und ließ den 2 CV neben einer Laterne ausrollen.
»Gehen wir zu Fuß?«
»Ja, wir sind gleich bei mir.«
Sie war ausgestiegen und schaute sich um. Die Treppe lief auf einen Platz aus, wo man einen kleinen Flohmarkt aufgebaut hatte.
Die an den Ständern hängenden Kleider flatterten im Wind. Es wurden dort nur getragene Sachen verkauft.
»Komm mit«, sagte Pierre. Er wartete an einer Hauswand, dicht neben der schmalen braunen Tür, die soeben geöffnet wurde und zwei Araber entließ. Beide trugen rote Lederkleidung, die sehr eng anlag. Aus ihren dunklen Augen musterten sie Jane Collins.
Kalt gab die Hexe den Blick zurück.
Die beiden Araber grinsten sich an und verschwanden. Dabei gingen sie Hand in Hand.
Jane hob nur die Schultern. Sie folgte Pierre Trudot, der in das Haus eingetaucht war und von dessen düsterem Flur, in dem es muffig roch, verschluckt wurde.
Im Hintergrund zeichnete sich ein etwas helleres Rechteck ab.
Eine weitere Tür.
Der Mann steuerte sie an. Er hielt sie sogar für Jane Collins offen, damit sie ebenfalls den schmalen Hof betreten konnte.
»Hier wohnst du doch nicht«, sagte die Hexe.
»Fast.«
»Und in welchem Haus?«
»In keinem.« Er deutete nach unten. »Ich habe mein Domizil unter der Erde aufgeschlagen.«
Jane schaltete schnell. »Die Katakomben?«
»Sehr richtig.«
Es sah so aus, als wollte die Hexe protestieren. Sie ließ es bleiben und nickte. »Okay, geh du vor.«
Pierre schaute sich noch einmal um, ob sie auch nicht beobachtet wurden. Das war nicht der Fall. So konnte er einen Gitterrost hochheben und Jane einsteigen lassen.
»Du gehst vor.«
»Nein!«
Pierre merkte, daß er den Bogen überspannt hatte. Zu glashart war die Antwort gewesen. »Dann eben nicht.« Geschmeidig verschwand er in der Öffnung. Jane kletterte ihm nach. Sie legte auch den Rost wieder zurück und stieg ebenfalls in die Tiefe.
Je mehr Sprossen sie hinter sich ließen, um so mieser wurde die Luft.
Es stank erbärmlich. Jane hatte das Gefühl, der Mittelpunkt einer Kloake zu
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