0334 - Grauen in den Katakomben
wehrlos in dem Gefängnis saß und auf die Stricke ihrer Fesseln schaute, die sich mit einer dünnen Schicht überzogen hatte.
Magisches Eis…
»Diesmal nicht, Jane Collins«, sagte der Satan. »Diesmal kommst du nicht mehr weg. Ich habe dich und werde dich nicht abgeben, darauf kannst du dich verlassen. Der Holzschnitzer schaffte es nicht, da hat man dir geholfen. Zwar ist dein ehemaliger Freund John Sinclair auch in der Nähe, aber er ist beschäftigt. Vielleicht werden ihn die Riesenratten fressen, wer kann das wissen? In Pierre habe ich einen außergewöhnlichen Diener gefunden, wie du inzwischen weißt.«
Auch der junge Student hatte die Worte vernommen. Sehr eifrig nickte er. »Soll ich es jetzt machen?« fragte er.
»Ja, du kannst dich langsam darauf vorbereiten. Ich werde ihr nur noch ein paar Worte mit auf den Weg ins Jenseits geben. Du hast mich verraten, Jane Collins, das weißt du genau. Und wer mich verrät, bei dem kenne ich kein Pardon. Ich habe meine treuste Dienerin Wikka mit durch deine Schuld verloren, das sollst du mir büßen. Als Andenken werde ich dein Herz behalten und vielleicht auch deinen steifen, eingefrorenen Körper, denn ich denke nicht mehr daran, die Magie, die in dieser Vitrine steckt, aufzulösen. So wirst du so lange vereist bleiben, bis es mir vielleicht irgendwann einmal einfällt, dich zu befreien. Aber nur vielleicht, Jane Collins. Mach dir keine Hoffnungen. So lange wirst du ein toter Eiskörper bleiben. Na, ist das was?«
Jane wollte antworten. Da stellte sie fest, daß sie ihre Lippen nicht mehr bewegen konnte. Sie lagen fest aufeinander, und zwischen ihnen befand sich eine dünne Schicht aus Eis.
Der Teufel ließ ihr keine Chance.
Er wandte sich wieder an seinen jungen Diener. »Pierre, ich weiß, daß du wartest. Walte deines Amtes. Öffne die Vitrine, und dann werde ich dir zuschauen, wie du ihr das Herz nimmst!«
Jane hatte die Worte vernommen, und sie wußte, daß sie kein Bluff waren. Lief nun alles dem endgültigen Ende entgegen? War sie verloren? Hatte der Teufel gewonnen?
In ihrem Hals saß ein dicker Kloß. Eigentlich hatte sie etwas sagen wollen, doch das gelang ihr nicht mehr, sie schaffte es auch nicht, den Kopf zu drehen. Ihr gesamter Körper schien sich jetzt schon in einen Eisblock verwandelt zu haben.
Wenn der andere zustach, würde sie die grausamen Schmerzen spüren, die mit dieser schrecklichen Tat verbunden waren.
Sie sah ihn nicht, denn die Seiten der Vitrine waren völlig vereist.
Nur mehr seinen Schatten erkannte sie, der sich nun streckte, als sich zwei Hände auf den Deckel der Vitrine legten.
Sie hoben ihn hoch.
Ruckartig geschah dies. Jane Collins hoffte stark, daß warme Luft in das Gefängnis strömen würde, um die Starre aufzulockern. Wenn dies der Fall war, so merkte sie es nicht, denn die Vereisung blieb.
Nach oben konnte sie blicken und auch ins Freie, denn die Klappe stand aufrecht.
Pierres Gesicht erschien.
Eine Killerfratze. Neben ihr das Messer mit der langen Klinge und den scharfen Seiten.
Ein Monster konnte nicht schlimmer als dieser junge Mann aussehen, der unter Satans Bann stand. Daß er morden wollte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch seine Haut schien vereist zu sein. Jede Falte, jede Pore an ihm war starr.
Jane konnte den Würfel sehen. Auch er hatte sich verändert. Zwar schimmerte noch in dem rotvioletten Farbton, doch er war merklich blasser geworden, weil eine feine, kristalline magische Eisschicht über ihm lag und die Verbindung zwischen ihm und Jane Collins buchstäblich eingefroren hatte.
Der Würfel, auf den sie so vertraut hatte, würde ihr nichts nutzen.
Alle Mühe, ihn zu besitzen, war umsonst gewesen.
Die Vitrine stand zwar nicht sehr hoch, dennoch mußte sich Pierre Trudot tief bücken, um Jane Collins zu erreichen, obwohl die Messerklinge die Verlängerung seiner Hand war.
Jane sah die Spitze über sich schweben. Sie schielte zur Seite und erkannte, daß die Waffe ihre Brust in Herzhöhe treffen würde – wenn sie nach unten fuhr.
Atmete sie selbst noch?
Sie wußte es nicht. Die Funktionen des Körpers waren eingefroren. Sie konnte nur gefesselt in der Vitrine hocken und ihrem Schicksal in die Augen schauen.
Das Messer, der Teufel und der Student.
Die drei bildeten die Einheit, die Jane Collins endgültig vernichten konnte.
Ein wenig hatte Pierre seine Hand gedreht. Auch die Augen waren mehr verengt. Er schaute jetzt genau hin, suchte sich bereits einen Zielpunkt aus, wo er das
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