Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0336 - Nachts sind alle Gangster grau

0336 - Nachts sind alle Gangster grau

Titel: 0336 - Nachts sind alle Gangster grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts sind alle Gangster grau
Vom Netzwerk:
Kordel mit dickem Knoten, die am Fenstergriff verknüpft war.
    Mit drei Schritten hatte ich den Körper erreicht und wollte ihn abbinden, aber die kalte, gelbliche Haut verriet mir, dass ich hier nicht mehr helfen konnte.
    Paul Brentford war schon seit einer ganzen Weile tot.
    Nachdenklich drehte ich mich um und ging zu dem Telefon neben dem Bett und ließ mich mit der Zentrale verbinden.
    »Geben Sie mir das Büro des Sheriffs«, knurrte ich ungeduldig in den Apparat »Und beeilen Sie sich bitte.«
    ***
    Ich ließ alles genauso liegen, wie ich es gefunden hatte, während ich das Zimmer in Augenschein nahm.
    Auf dem Waschtisch lag ein weißes Stück Papier, und ich las die wenigen Zeilen in der sauberen Handschrift des Buchhalters, die mir keineswegs fremd war.
    Es gibt keinen anderen Ausweg für mich. Ich habe das Vertrauen anderer in mich enttäuscht und würde in der Zukunft keine Ruhe mehr finden. Man möge mir vergeben.
    Ich runzelte die Stirn und blickte auf die letzten Worte Paul Brentfords.
    Sie hörten sich gut an, wenn man sie flüchtig las. Das Geständnis eines Mannes, der aus dem Gleis geraten war und keinen Ausweg mehr sah.
    Aber Paul Brentford war lange aus dem Gleis geraten, bevor er diese Sache geschaukelt hatte, und Gewissensbisse passten nur schlecht in sein Charakterbild. Er war ein Betrüger, dem nur das Geld wichtig war, das er erbeutet hatte.
    Außerdem schreiben Selbstmörder entweder seitenlange Abschiedsbriefe, in denen sie die Gründe für ihre Entscheidung erklären, oder sie schweigen sich aus und nehmen sie mit sich ins Grab.
    Paul Brentford hatte weder eine hinreichende Erklärung gegeben noch seine Schuld angedeutet. Und wenn er wirklich Selbstmordabsichten gehabt hätte, dann konnte er sie genauso gut in New York verwirklichen wie hier.
    Ich suchte weiter und fand ein wenig Wäsche in dem Waschtisch und einen Regenmantel im Schrank. Aber ich konnte keinen Koffer finden, nicht einmal unter dem Bett.
    Dennoch hielt ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass Paul Brentford seine Sachen in einer Papiertüte hierher gebracht hatte.
    Erst als ich mich über den Papierkorb beugte, sah ich darin zwei schmale Papierschleifen,'und als ich sie herausfischte, sah ich wieder Paul Brentfords Handschrift. $ 1000 stand auf jedem Streifen.
    Wenn meine Annahme stimmte, dann hatte Paul Brentford das Geld hierher gebracht, das er bei der Transcontinental Shipping Company ergattert hätte.
    Aber als ich das Zimmer ein zweites Mal durchsuchte, erkannte ich rasch, dass es nicht mehr hier war.
    Dicht neben dem Waschtisch fand ich auf dem Boden ein kleines Aschenhäufchen, das der Form nach von einer Zigarre stammen musste. Ich fegte es in einen sauberen Briefumschlag und verstaute ihn in meiner Tasche.
    Vielleicht konnte das Labor in New York damit etwas anfangen. Brentfort war ja nach Angaben aller vernommenen Zeugen Nichtraucher gewesen.
    Als ich mich mit dem Inhalt der Taschen des Toten befasste, hörte ich in einiger Entfernung die Sirene eines Polizeiwagens. Das musste der Sheriff sein.
    Ich steckte Brentforts Brieftasche wieder zurück. Sie enthielt etwas über zweihundert Bucks, und auch das passte nicht richtig in das Bild eines Mannes, der Unterschlagungen
    28 begangen hatte, um über mehr Geld verfügen zu können.
    Der Sheriff nickte mir ernst zu, und dann flogen seine Blicke zu der Figur am Fensterkreuz.
    »Sie haben also den Burschen gefunden, hinter dem Sie her waren, Cotton?«, sagte er langsam. »Der Arzt ist auf dem Weg hierher. Das ist schon der zweite Selbstmord in diesem Jahr. Vielleicht liegt es am Wetter.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Selbstmord handelt, Sheriff«, meinte ich nachdenklich. »Es könnte möglich sein, dass uns hier jemand einen Bären aufbinden will.«
    Der Sheriff blickte mich wieder überrascht an, und seine Augen schweiften zu dem Toten zurück.
    »Mord?«, meinte er zweifelnd. »Haben Sie irgendwelche Gründe, so etwas zu befürchten?«
    Ich hob die Schultern.
    »Paul Brentford hat sich eine ganze Menge Geld ergaunert. Jetzt hat er allerdings nur noch zweihundert Bucks in der Brieftasche. Ich bin neugierig, was der Doc uns zu sagen hat.«
    ***
    Eine Stunde später wusste ich, dass ich mich nicht getäuscht hatte.
    Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass Paul Brentford zwei Würgestellen am Hals hatte, die unmöglich von der Kordel herrühren konnten.
    Nach der Auffassung des Arztes wurde Paul Brentford von hinten

Weitere Kostenlose Bücher