0337 - Satans tödliche Brut
neuen Mut. »Jetzt sehen wir zu, ob wir Zamorra aufspüren können«, sagte sie. »Das Amulett wird mir dabei helfen können. Und dann rollen wir den ganzen Fall von hinten auf, Stück für Stück. Erst Zamorra, dann die Zwillinge. Und dann kümmern wir uns um Bjern Grym. Wir müssen ihn irgendwie von dem satanischen Bann befreien. Er muß erkennen, daß das falsch ist, was er tut. Vielleicht können wir ihn noch retten.«
»Ich hoffe es«, sagte April Hedgeson.
Sie befand sich in einem inneren Zwiespalt. Denn sie wußte, was geschehen mußte, wenn Bjern auf der Seite der Finstermächte blieb…
Und sie verlor nur ungern einen guten Freund.
***
Zamorra erwachte aus seiner Bewußtlosigkeit. Von Wang Lee war nichts mehr zu erkennen. Der Parapsychologe wunderte sich darüber, daß Wang ihn nicht getötet oder seinem Herrn vor die Füße geworfen hatte.
Einem Diener der Hölle hätte Zamorra das eher zugetraut, als seinen größten Gegner einfach bewußtlos zurückzulassen!
Wang Lee Chan war ein eigenartiger Mann. Er war Leonardo sklavisch ergeben, er tötete blitzschnell und kompromißlos, wenn es seinen Zielen diente, aber Zamorra hatte er verschont… empfand er wirklich, wie er gesagt hatte, so etwas wie Dankbarkeit? Besaß er wirklich einen so ausgeprägten Ehrenkodex, daß er einem offensichtlich unterlegenen Gegner eine Chance gab?
Wenn ja, war das erstaunlich. Und dann konnte Zamorra auch die Hoffnung hegen, daß Wang sich eines Tages von Leonardo lossagen würde. Irgendwann, wenn die Verpflichtung abgegolten war, denn Leonardo war durch und durch böse. Damals, als Asmodis noch Fürst der Finsternis war, hatte Asmodis Leonardo im ewigen Feuer glühende Seele sogar aus der Hölle freigegeben, weil Leonardo selbst für den Teufel noch zu böse war…
Daß ein Mann wie Wang sich ihm verpflichtet fühlte, war widersprüchlich, fand Zamorra.
Er wußte ungefähr, wo er sich jetzt befand. Er folgte den Fahrzeugspuren zurück bis zur Straßen. Noch ehe er sie erreichte, empfing er einen tastenden Impuls. Diese Art geistiger Schwingungen kannte er.
Nicole suchte nach ihm. Und sie schien das Amulett als Verstärker einzusetzen, denn ihre eigenen Fähigkeiten waren zu schwach, um über eine größere Entfernung hinweg einen so intensiven Kontakt herzustellen, wie Zamorra ihn jetzt spürte.
Er versuchte, sich Nicole mitzuteilen und ihr klarzumachen, wo er sich befand. Es kam kein direkter Informationsaustausch zustande, aber er spürte, wie sie ihn über das Amulett förmlich verfolgte.
Als er die Straße erreichte, sah er in der Ferne einen silbergrauen Rolls-Royce nahen. Aber direkt an der Straße stand auch der gestohlene Krankenwagen, flankiert von zwei Polizeifahrzeugen, deren Insassen den Wagen untersuchten und gerade ausschwärmen wollten, um nach Wang und Zamorra Ausschau zu halten.
»O nein«, murmelte er. »Nicht schon wider tausend Protokolle…«
Man sah ihn und kam ihm entgegen. Er wurde von gleich drei Beamten auf einmal umringt, die auf ihn einredeten und von ihm wissen wollten, was nun wirklich geschehen sei und wohin sich der Entführer gewandt habe.
Zamorra sah den Rolls-Royce anhalten. Nicole stieg an der Beifahrerseite aus.
»Hören Sie, signori«, sagte Zamorra. »Ich hoffe, Sie verstehen, daß ich erst einmal Ruhe brauche. Wie Sie sehen, werde ich abgeholt. Ich bin über Miß April Hedgeson zu erreichen, was weitere Aussagen und Protokolle angeht. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte…«
Er stürmte förmlich auf den Wagen zu.
Er wußte, daß er sich nicht völlig korrekt verhielt, und daß die Beamten ihn festhalten konnten, bis seine Aussage schriftlich vorlag. Immerhin war ein Polizeibeamter getötet worden, es war ein Einsatzfahrzeug gestohlen worden, es hatte Sachschäden gegeben und das alles mußte erst einmal schriftlich fixiert werden.
Daß dabei nichts herauskommen konnte, weil die Hölle weder Briefkasten noch Türklingel hat, konnten die Polizisten ja nicht ahnen.
Aber Zamorra wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Wohin Wang sich gewandt hatte, wußte er nicht, und ob Bjern Grym inzwischen wieder zu Hause war, auch nicht. Aber er wollte sich dessen Wohnung noch einmal genauer ansehen. Außerdem gingen ihm die Peters-Zwillinge nicht aus dem Kopf. Die Mädchen schwebten in Gefahr. Zamorra wollte einem Erpressungsversuch zuvorkommen.
Zamorra mußte also so schnell wie möglich handeln. Er hoffte, daß das, was er tat, das Richtige war. Wenn nicht, konnte es tödlich
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