034 - Totentanz der Ghouls
»Sounion-Bar«.
Der Leih-Peugeot stand noch davor. Ich betrat das Lokal. Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn Mikis Gizikis an einem der Tische gesessen hätte.
Wußte Atax über meine Schritte Bescheid? Beobachtete er mich heimlich? Er war in der Lage, jede beliebige Gestalt anzunehmen.
Er konnte aber auch in den Körper eines Menschen eintauchen und mich auf diese Weise aus nächster Nähe belauern.
Ich verschwendete keinen weiteren Gedanken an die Seele des Teufels. Die Männer an den Tischen blickten mich musternd an. Sie mochten sich wohl fragen, wo ich Vicky Bonney gelassen hatte.
Atax hat sie verschleppt! schrie es in mir. Und Gizikis hat ihm dabei geholfen!
Da ich den Kerl nirgendwo entdeckte, wandte ich mich an den Wirt. »Sprechen Sie englisch?«
»Ein bißchen«, sagte der Mann mit dem buschigen Schnauzbart.
Sein Teint glich der Farbe reifer Oliven.
»Wo kann ich mit Ihnen unter vier Augen sprechen?« fragte ich.
»Vier Augen?«
»Ich möchte mich mit Ihnen allein unterhalten – ungestört, Sie verstehen?«
Seine Brauen schnappten nach oben. »Ah, ungestört, ja, verstehe.« Er wies auf eine Tür. »Kommen.«
Ich begab mich mit ihm in eine kleine Küche. Auf dem Boden lagen drei faule Hunde, auf Tischen und Stühlen zählte ich in der Eile sieben Katzen. Der Wirt schien sehr tierliebend zu sein. Und ebenso viele Tierliebe brauchte man wohl, wenn man sich bei ihm etwas zu essen bestellte.
Der Wirt sah mich abwartend an. Er machte einen unsicheren, ängstlichen Eindruck auf mich. Es hatte den Anschein, als hätte er es gern gehört, wenn ich mich verabschiedet hätte.
Die Freude würde ich ihm jedoch erst machen, wenn er mir meine Frage beantwortet hatte. Sein Lächeln, das er jetzt anknipste, kam ihm nicht vom Herzen, das merkte ich.
Er wollte mich friedlich stimmen. Doch wenn ich an Mikis Gizikis dachte, war ich wieder auf hundert.
»Erinnern Sie sich an mich?« fragte ich den Wirt.
Er nickte.
»Ich war vor etwa fünfzehn Minuten mit einem Mädchen hier.«
Er nickte wieder.
»Wir trafen Mikis Gizikis in Ihrer Bar.«
Er schaute mich mit großen, unwissenden Augen an.
»Haben Sie das nicht verstanden?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
»Mikis Gizikis!« sagte ich laut, als wäre er taub. »Kennen Sie ihn?«
Der Wirt schüttelte erneut den Kopf.
»Sie haben den Mann gesehen. Er sprach uns an. Wir verließen mit ihm die Bar.«
Er nickte.
»Aber Sie kennen ihn nicht.«
»Nein, Sir, nicht kennen.«
»Das glaube ich Ihnen nicht!« erwiderte ich schneidend.
Der Wirt hob die Schultern, als würde er es zwar bedauern, aber man könne nichts machen.
Ich spürte ein heftiges Pochen in meinen Schläfen. Der Wirt reizte mich mit seiner zugeknöpften Art. Ich stand kurz vor einer Explosion.
»Gizikis hat Ihre Bar als Treffpunkt vorgeschlagen«, sagte ich.
»Sie müssen ihn kennen!«
Schulterzucken. »Sorry, Sir.«
»Warum sagen Sie nicht die Wahrheit? Haben Sie Angst?«
Kopfschütteln. Der Mann brachte mich auf die Palme.
»Klar haben Sie Angst. Sie fürchten Gizikis. Warum?«
Schulterzucken.
»Mann, ich warne Sie, treiben Sie’s nicht auf die Spitze! Ich muß Gizikis finden. Er hat mich reingelegt. Meine Freundin wurde entführt!« Ich sagte nicht, von wem. »Sie können sich vorstellen, in was für einer Verfassung ich bin. Mir könnten die Nerven durchgehen. Das täte mir leid für Sie. Also seien Sie vernünftig und sagen Sie mir endlich, wo ich Gizikis finde!«
Schulterzucken. Da riß der Geduldsfaden. Meine Hand schoß vor. Der Mann belog mich. Ich hatte ihn gewarnt. Wer nicht hören will, muß fühlen. Mir kam vor, daß er besser Englisch sprach, als er zugab.
Nix verstehn! Dahinter wollte er sich verstecken, doch ich ließ es nicht gelten. Meine Finger krallten sich in sein altes, schmuddeliges Hemd. Ich riß ihn an mich.
Sein Atem verriet mir, daß er die Gäste nicht allein trinken ließ.
Die Ouzofahne des Wirts legte sich wie ein Schal um meinen Hals.
»Sie werden jetzt auf der Stelle reden, sonst…«
Der Grieche riß sich von mir los, prallte gegen einen Tisch. Zwei Katzen schnellten erschrocken hoch und suchten kreischend das Weite. Die Hand des Wirts erwischte ein Messer.
Auch das noch!
Die Finger des Griechen schlossen sich blitzschnell um den Messergriff. Er zeigte mir die lange Klinge und knurrte: »Gehen!«
Ich gehorchte nicht.
»Gehen!« brüllte er mich an.
Ich spreizte die Arme ab. »Legen Sie das Messer
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