0340 - Alvas Feuerkuß
freihatten, wurden diese zu Fäusten geballt und gegen den Bedauernswerten geschwungen. Die Züge waren verzerrt. Haß sprühte dem Opfer entgegen.
Mir rann es kalt den Rücken hinab. Ich wußte, daß es kein Zurück mehr gab. Diese Leute, die vielleicht vor einer Stunde noch normal gewesen waren, schreckten nun vor einem Lynchmord nicht zurück.
Irgendwann versiegte ihr Geschrei, und dieser McDonald setzte durch seine gemeinen, zynischen Bemerkungen dem Ganzen noch eine Spitze auf. »Du hast es gehört, Gilmoore. Ich entscheide nicht allein. Sie wollen dich tot. Und wer vermißt dich schon? Niemand. Du hast weder Frau noch Kinder. Vielleicht wird der Teufel dich vermissen, aber das ist uns egal. Ein Höllendiener weniger. Wir haben wirklich ein gutes Werk getan. Meinst du nicht auch?«
»Nein, ich…«
»Halt den Mund. Du brauchst dich nicht mehr zu verteidigen. Wir haben genug von dir gehört. Noch stehen Reste deines Hauses. Sie glühen so herrlich. In diese Reste werden wir dich hineinschleudern, damit du ebenfalls glühen kannst.« Ein schauriges Lachen folgte und mit einer wuchtigen Bewegung schleuderte McDonald den Mann namens Gilmoore herum, ließ ihn dabei nicht los, aber der Schäfer war gezwungen, auf sein brennendes und ineinanderfallendes Haus zu starren.
»Da hinein!« schrie McDonald, während er den anderen gleichzeitig vordrückte.
Er hatte Gilmoore in den Polizeigriff genommen und mit den Fingern der linken Hand seinen Nacken umspannt. So konnte sich der andere nicht wehren und mußte tun, was man von ihm verlangte.
Ich hatte mich in den vergangenen Sekunden nicht mehr um die beiden gekümmert, denn ich konnte nicht zuschauen, wenn jemand umgebracht wurde.
Zu meinem Glück hatte mich bisher noch niemand gesehen, und das Glück hielt auch weiterhin an. Geduckt und auf leisen Sohlen umging ich den Leiterwagen, schlug einen Bogen und sah zu, daß ich aus dem Widerschein des Feuers geriet, was gut klappte, denn es gab kaum noch hohe Flammen, nur mehr verglühende Reste.
Sie warteten darauf, neue Nahrung zu bekommen. Ich wollte dafür sorgen, daß es soweit nicht kam.
Gilmoore schrie. Er flehte und bettelte um Gnade, versuchte auch, den Griff zu sprengen und schrie vor Schmerz auf, als McDonald seinen Arm höher drückte.
Nein, er bekam keine Chance!
Aus dem Pulk der Gaffer ertönte ein Schrei. Eine Frau brüllte so laut sie konnte. »Ja, macht ihn fertig, diesen Bastard. Er soll rösten. Ich hasse ihn, ich habe ihn immer gehaßt…«
»Ich bin kein Diener des Teufels!« Schaurig und unheimlich gellte mir der Ruf entgegen.
Ich glaubte ihm. Ich hatte zwar keine Beweise, doch ich folgte meinem Gefühl.
Zudem wurde es für mich Zeit, daß ich eingriff. Lange konnte ich nicht mehr warten, McDonald kannte kein Pardon.
Die Beretta hatte ich gezogen, holte noch einmal tief Luft und startete wie ein Olympialäufer.
Schattengleich huschte ich über den freien Platz auf das Haus zu.
Jetzt sah man mich auch. Erste Warnschreie gellten. Sie kamen zu spät. Zu überraschend war ich gekommen, und auch zu überraschend für diesen Mann namens McDonald.
Bevor er sich versah und die andere Situation einschätzen konnte, war ich bei ihm. Die Finger der linken Hand versenkte ich in seine Haarflut, riß den Kopf heftig zurück, vernahm den wütenden Schrei, der einen Augenblick später verstummte, da ich dem Kerl die Mündung der Waffe gegen das Fleisch der rechten Wange gedrückt hatte.
»Laß ihn los!« sagte ich nur.
McDonald gehorchte. Gilmoore fiel zu Boden, wo er wimmernd liegenblieb. Ich aber hatte das Gefühl, keinen Menschen, sondern eine Statue festzuhalten, so steif hing der andere in meinem Griff. Er wagte nicht, sich zu rühren und schielte auf meine Waffe, von der er nur mehr den Lauf erkennen konnte.
Mittlerweile mußten auch die anderen bemerkt haben, wie sich das Blatt gewendet hatte.
Ich gab ihnen noch mehr zu schauen und schleuderte den anderen wuchtig herum.
Jetzt standen wir vor ihnen!
»Wenn sich einer bewegt!« sagte ich so laut, daß alle mich verstehen konnten, »ist euer McDonald ein toter Mann!«
***
Dieser Befehl reichte aus. Ein jeder von ihnen konnte erkennen, in welch einer Lage sich ihr Anführer befand. Niemand wollte es riskieren, schuld am Tod dieses Menschen zu sein.
Nur eine Frau gab ihren Kommentar ab. »Das ist der Teufel! Er kommt seinem Diener zu Hilfe!«
Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, ich hätte tatsächlich gelacht. Man hatte mich schon mit
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