0342 - Vampire in Petrila
in dem Moment, als er schreien wollte. Er mußte ein »Glaskinn« haben, denn er kippte nach hinten und blieb liegen.
Das war erledigt.
Eingehüllt von trägem Qualm und fettem Rauch rannte ich weg von diesem brennenden Holzhaus. Mich wunderte nur, daß die anderen Campinggäste noch nichts bemerkt hatten. Es konnten sich doch nicht nur Killer auf diesem Platz versammelt haben.
Meine beiden Freunde warteten schon. Sie sahen mich zuerst und riefen nach mir.
Drei Sekunden ließen wir uns Zeit. Frantisek Marek hatte den Sprung gut überstanden, Dragan nicht so sehr.
»Bin falsch aufgekommen«, knirschte er und hob sein linkes Bein.
»Irgendwas ist mit dem Knöchel!«
»Kannst du laufen?«
»Ich muß. Was meinst du, wie ich rennen kann, wenn mir die Killer im Nacken sitzen.«
Das konnte ich mir gut vorstellen.
Den Weg zum Platz kannten wir. Zudem rechneten wir damit, von dem Blutsauger verfolgt zu werden. Das trat nicht ein. Wir kamen sehr gut weg und erreichten den Platz, ohne daß wir entdeckt worden wären.
Marek blieb stehen und schnappte nach Luft. »Meine Güte!« keuchte er. »Soviel Glück haben wir nicht immer.«
»Kannst du wohl sagen«, gab ich ihm recht.
»Und jetzt?«
Ich schaute Dragan an. Verzerrt war sein Gesicht. Auch die Haut geschwärzt, aber seine Augen leuchteten.
Ich hob die Schultern. »Was bleibt uns denn? Zurück zum Wagen.«
»Sollen wir uns da verbarrikadieren?«
»Nein«, sagte Marek. »Ich wäre dafür, wenn wir fahren.«
»Und wohin?«
»Junge.« Marek legte Dragan eine Hand auf die Schultern. »Denk doch mal nach. Ich habe in dem Vampir Boris Bogdanowich erkannt. Erinnere dich an seinen damaligen Plan. Hat er nicht versucht, Lady X zu befreien?«
»Klar.«
»Und diesen Vorsatz hat er nicht aufgegeben, das kannst du mir glauben. Er wird, wenn mich nicht alles täuscht, sich Petrila als Ziel ausgesucht haben. Dort liegt die Scott begraben, und da muß er einfach hin, wenn ihr versteht.«
Wir verstanden sehr wohl. Mareks Vermutung war nicht abwegig. Ich hätte an Bogdanowichs Stelle nicht anders gehandelt. Hinzu kam, daß er noch Unterstützung besaß.
Mir war allmählich klargeworden, daß dieser Campingplatz eine große Falle für uns hatte sein sollen. Fast wäre es den anderen auch gelungen, uns zu vernichten.
Das laute Fauchen der Flammen war hinter uns zurückgeblieben.
Nur mehr ein leises Brausen vernahmen wir und sahen im Dunkel der Nacht über dem Haus einen Glutball am Himmel.
Er stand nie ruhig, sondern zuckte und tanzte, wobei dicke, fette Schwaden ihn durchzogen.
»Gehen wir!«
Dragan humpelte ein wenig, wollte sich von mir nicht stützen lassen, er biß die Zähne zusammen.
Wir waren vorsichtig. Auch als wir das Wohnmobil erreichten, ließ diese Vorsicht nicht nach.
Marek kam auf die Idee, die Reifen zu untersuchen. »Ich traue den Hundesöhnen nicht. Vier Stiche mit einem scharfen Messer, und wir kommen nicht weiter.«
Zum Glück hatten sie es nicht getan. Dragan war schon eingestiegen, während ich draußen mit der MPi sicherte.
»Was machen wir denn mit dem Vampir?« fragte der junge Rumäne.
Mitnehmen wollten wir ihn nicht. Wir holten ihn aus dem Wagen und legten ihn zur Seite. Dann stiegen auch Marek und ich ein.
Es lag auf der Hand, daß ich nicht fahren würde. Marek ebenfalls nicht, so brauchten wir nicht erst lange zu reden, denn das Steuer wurde von dem Besitzer übernommen.
Er saß schon in der Fahrerkabine, während Marek die hintere Tür neben der Dusche abschloß.
Ich klemmte mich auf den zweiten, sehr breiten Sitz. »Wie sieht es mit dem Sprit aus?« fragte ich.
»Du kannst es Zufall nennen, John, aber ich habe noch vor kurzem vollgetankt.«
»Kommen wir damit bis Petrila?«
»Und zurück.«
»Das ist gut.«
Ich drehte den Kopf nach rechts und schaute durch die Seitenscheibe. Der Himmel über dem Blockhaus schien zu brennen. Die Flammen hatten auch das Dach zerstört. Frei konnten sie in die Höhe lodern, wie lange, gierige Arme und Finger mit feurigen Spitzen. Dazwischen wurden vom Druck brennende Holzteile in die Höhe geschleudert. Sie wirkten wie rote Raketen.
Dragan klemmte sich eine selbstgedrehte Zigarette zwischen die Lippen. »Sie dürften inzwischen bemerkt haben, daß wir verschwunden sind. Stellt sich die Frage, wie sie reagieren?«
»Es gibt nur eine Antwort. Die kommen her zum Campingplatz.«
»Wo wir wie auf dem Präsentierteller liegen«, meldete sich Marek.
»Nicht mehr lange«, erwiderte Dragan Domescu
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