0342 - Vampire in Petrila
draußen, wo das unnatürlich bleiche Licht der Scheinwerfer Löcher in die Finsternis riß.
Noch war die Straße asphaltiert und auch relativ breit. Nicht mehr lange, es würde sich ändern, sobald wir in die Berge fuhren.
Ihre Ausläufer hatten wir bereits erreicht.
Hin und wieder zuckte Dragans Mund.
»Hast du was?« fragte ich den jungen Rumänen.
»Obwohl ich es nicht gerne sage, ja, John, ich habe etwas.«
»Raus damit.«
»Es ist mein rechter Fuß. So ein verdammter Mist. Als ich noch unter Spannung stand, habe ich ihn kaum gespürt. Jetzt aber brennt er von Minute zu Minute schlimmer. Ich habe das Gefühl, als würde der Knöchel von Flammen umtanzt. Hat ja keinen Sinn, es dir zu verheimlichen.«
Daß Dragan mir so etwas mitteilte, gefiel mir überhaupt nicht. Ein verstauchter oder angebrochener Knöchel konnte zu einem großen Hindernis werden und einen Menschen stark beeinträchtigen.
»Kannst du noch fahren?«
»Sicher!«
»Ehrlich?«
»Ja, ich sage dir schon Bescheid, wenn du mich ablösen sollst. Bis Petrila muß ich durchhalten.«
»Das hoffe ich für uns. Marek kann den Wagen nicht fahren, und ich muß mich um die Verfolger kümmern.«
»Wovon ich einen schon entdeckt habe!«
»Wen?«
»Den Vampir!« Er hob die Schultern. »Da tauchte plötzlich ein Schatten auf. Ich sah ihn im Licht der Scheinwerfer. Wir werden mit ihm vielleicht Ärger bekommen. Oder meinst du nicht, daß er versuchen wird, uns zu stoppen?«
»Weiß ich nicht. Vielleicht begleitet er uns auch nur bis Petrila. Möglich ist alles.«
»Stimmt.«
Konnte ich überhaupt davon ausgehen, es nur mit einem Blutsauger zu tun zu haben? Wohl kaum, denn ich wußte, daß die Sippe der Bogdanowichs ziemlich groß war. Über die genaue Anzahl der Mitglieder war mir nichts bekannt, aber Boris, der Anführer und Sippen-Chef, würde schon einiges auf die Beine bekommen, dessen war ich mir sicher.
Dragan mußte mit der Geschwindigkeit runter, weil eine Kurve erschien. Sie war ziemlich lang. Ich wurde gegen die Tür gedrückt.
»Sag mal, Dragan, hast du in den letzten Monaten irgend etwas in Petrila entdeckt, das dir ungewöhnlich vorgekommen ist?«
»Nicht daß ich wüßte. Hätte ich es denn sollen?«
»Nein, nein, das nicht. Nur dachte ich soeben daran, wo es einen Platz geben könnte, an den sich die Sippe zurückziehen kann. Und mir fiel das Schloß des Vampir-Barons ein.«
»Das weiß ich nicht.«
»Könnte es leer stehen?«
»Noch.«
»Es wäre ein idealer Unterschlupf. Wer traut sich schon dahin? Die Menschen haben Angst, das weiß ich auch. Die Bewohner von Petrila leben unter einem fürchterlichen Vampirdruck. Sie werden mit ihrem Erbe einfach nicht fertig, weil sie mit immer neuen Greueltaten konfrontiert werden. Es ist nicht einfach.«
»Sollte alles glatt ausgehen, John, werde ich mir das Schloß mal anschauen.«
»Da sagst du was. Wie sieht es mit anderen Verfolgern aus? Hast du Wagen bemerkt?«
»Nein, schau selbst in den Außenspiegel.«
Ich drehte den Kopf.
In der Spiegelfläche sah ich nur die Dunkelheit und ein paar, runde, wellige Hügelkuppen. Aber kein Licht. Auch der Campingplatz lag schon weit zurück, so daß ich den feurigen Schein am Himmel ebenfalls nicht mehr sehen konnte.
»Wäre schön, wenn sie aufgegeben hätten«, meinte Dragan.
Daran wollte ich nicht glauben. Mafiosi kämpften bis zum letzten Funken Leben, das wußte ich. »Gibt es noch einen anderen Weg nach Petrila als diesen, den wir fahren?«
»Ja, aber das ist der beste. Einen anderen zu nehmen, wäre Irrsinn. Die Straßen sind zu schlecht. Zudem hat es geregnet, da wird der Weg schlammig sein, und das werden wir auch noch zu spüren bekommen, wenn der Asphalt mal aufhört.«
»Ich danke dir.«
»Willst du wieder zurück?«
»Ja, Marek wird auf die Neuigkeiten warten. Wenn du nicht mehr fahren kannst, laß es mich wissen.«
»Mach ich.«
Der Pfähler erwartete mich tatsächlich. Fragend schaute er mich an. Nickend nahm ich Platz.
»Wir werden verfolgt, nicht?«
»So ist es, Frantisek. Zumindest von deinem speziellen Freund, Boris Bogdanowich.«
Marek deutete mit dem Finger zum Ausgang. »Der, John, wird niemals aufgeben. Ich kenne die Blutsauger. Wenn sie einmal Rache geschworen haben, lassen sie nicht locker. Es sei denn!« Er nahm seinen Eichenpflock und stieß ihn in die Luft. »Du killst sie.«
»Was uns bei Boris nicht gelungen ist.«
»Leider, John, leider. Zudem ist er auch nicht zurückgekehrt nach dieser Sache im
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