0342 - Vampire in Petrila
war, konnte ich sie ab und zu aufblitzen sehen. Es stand für mich fest, daß wir es mit einem Verfolger zu tun hatten.
Es hätte mich auch gewundert, wenn die Killer aus England so schnell aufgegeben hätten.
Was war zu tun?
Zunächst mußte ich eine Antwort geben, denn ich hörte Mareks Stimme. Er schrie gegen den Fahrtwind an. »John, was ist geschehen?«
»Der Vampir war hier!«
»Das habe ich gesehen – und?«
»Ich habe ihn nicht erwischen können. War nicht einfach auf dem verdammten Dach.«
»Was willst du tun?«
»Abwarten, Marek. Schau mal nach hinten. Da sind hin und wieder Lichter. Die Kerle haben nicht aufgegeben.«
Ich hörte den Fluch des Pfählers. Dann seine Bitte an mich, wieder runterzusteigen.
Genau das wollte ich nicht. »Nein, Frantisek, ich bleibe oben!«
Er mußte die Antwort erst verdauen. »Bist du denn verrückt geworden, John?«
»Wieso?«
»Die knipsen dich ab!«
»Ich habe auch eine MPi. Und sag Dragan, daß er ruhig etwas mehr Tempo machen kann. Ich finde hier schon Halt. Dann schließ die hintere Tür, damit sie euch die Garben nicht in den Wagen blasen können. Alles verstanden?«
»Ja, du Wahnsinnsknabe.«
»Danke.«
»Viel Glück noch.«
Marek donnerte die hintere Tür so hart zu, daß ich den Schlag trotz der Fahrtgeräusche vernahm. Bis er Dragan erreicht und ihm meine Anordnungen mitgeteilt hatte, blieb mir nicht viel Zeit. Wie schon auf dem Hausdach legte ich mich auch hier flach auf den Boden, hob die Maschinenpistole ein wenig an und steckte den Lauf in den freien Raum zwischen zwei Stäbe des umlaufenden Gitters.
Die Beine hatte ich gespreizt, die Ellenbogen stützte ich ab. Das war die beste Haltung.
Meine Nase schmerzte. Zum Glück blutete sie nicht mehr. Auch von dem überraschenden Nackenschlag am Bach war kaum noch etwas zu merken, nur wenn ich mich schnell bewegte. Im Laufe der Zeit schien ich wirklich härtere Knochen bekommen zu haben.
Dragan beschleunigte.
Ein Ruck fuhr durch das Wohnmobil und verschonte, auch mich nicht. Ich wurde nach vorn gepreßt, dann wieder nach hinten und mußte Sekunden warten, bis ich mich auf die neue, höhere Geschwindigkeit eingestellt hatte. Anschließend ging es besser, als ich dachte. Allerdings nur, weil die Strecke ziemlich gerade war.
Die Kurven würden noch früh genug kommen.
Aufgegeben hatten die Verfolger nicht. Im Moment sah ich sie nicht, aber wenn sie auf die Gerade kamen, durch die wir fuhren, würde das Restlicht der Scheinwerfer sicherlich unser Wohnmobil erreichen.
Meine innere Spannung stieg. Der Fahrtwind umtanzte und umklammerte mich. Ich hatte mich so flach wie möglich gemacht. Zum einen wollte ich dem Wind wenig Widerstand bieten, zum anderen sollten mich meine Feinde so spät wie möglich entdecken.
Jetzt schossen sie aus der Kurve. Noch schwenkten die Lichtstrahlen in eine andere Richtung. Als der Wagen die Gerade unter seine Räder nahm, stachen sie direkt nach vorn, und sie trafen das Heck unseres Fluchtfahrzeugs.
Bestimmt hatten die Killer vor Freude geschrieen, jedenfalls drückten sie auf die Tube, und ihr Fahrzeug wurde verdammt schnell. Zu schnell für meinen Geschmack. Sie holten auf, was sie konnten.
Auch Dragan Domescu mußte sie in den Spiegeln bemerkt haben.
Er steigerte das Tempo nicht. Vielleicht schaffte er nicht mehr, zudem ging es jetzt bergauf. Auch wurde die Straße schmaler. Das sah mir alles nach einer Paßzufahrt aus.
Es war wirklich wie im Kino. Besser konnte es auch Spielberg in seinem spannenden Streifen nicht zeigen.
Sie kamen näher.
Ich konnte leider nicht viel erkennen. Zwar blendete mich das Licht nicht direkt, doch ob eine Scheibe nach unten gekurbelt war, sah ich auch nicht. Nach Mafiaart würden sie aus dem fahrenden Wagen schießen, und das Ziel war kaum zu verfehlen.
Sie wollten ganz auf Nummer Sicher gehen, denn immer dichter kamen sie heran.
Hatten sie mich gesehen?
Ich versuchte, den Lauf der Maschinenpistole so ruhig wie möglich zu halten. Mit ihren eigenen Waffen wollte ich sie schlagen.
Dabei kam mir sicherlich das Moment der Überraschung zugute.
Trotz des Scheinwerferlichts sah ich das Mündungsfeuer. Es blitzte am Beifahrerfenster auf. Gleichzeitig fiel der Verfolgerwagen ein wenig zurück, und ein Körper lehnte sich aus dem freien Raum des Beifahrerfensters…
***
Am Steuer saß Mario Forca. Er hatte die Leitung des Unternehmens bekommen und wollte alles dransetzen, seinen Boß Costello nicht zu enttäuschen.
Der erste Anschlag
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