0343 - Der Berater des Teufels

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Autoren: Werner Kurt Giesa

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Schwefelgestank war aufgekommen, und Eysenbeiß war in die Hölle hinabgefahren.
    Diese drei Dinge schienen zusammenzugehören: Aufstampfen, Drehung, Zauberwort. Mit ihrer Dhyarramagie nahm die Rothaarige dem bewußtlosen Mongolen die Erinnerung an die Drehung. Wenn einer der drei Schlüssel nicht funktionierte, ließ das Schloß sich nicht öffnen. Er konnte das Zauberwort rufen, er konnte aufstampfen - es würde nicht wirken. Das war die Sicherheitsmaßnahme für den Fall, daß er wider Erwarten überlebte.
    Er muß sterben.
    Jemand, der aus viertausend Metern Höhe abstürzt, überlebt nicht. Ein Selbstmörder sollte einmal einen Sprung vom Eiffelturm überlebt haben, wie damals die Zeitungen berichtet hatten. Aber in viertausend Metern oder mehr würde der Kälteschock und die außerordentlich dünne Luft diesen Menschen schon töten oder wenigstens bewußtlos werden lassen, lange ehe er aufschlug.
    Noch einmal verstärkte die Rothaarige den Einsatz der Dhyarramagie. Wang durfte nicht in der Hölle sterben. Es durfte nicht so einfach nachzuvollziehen sein, wie und wo er umgekommen sein würde. So schleuderte die Rothaarige ihn aus der Hölle hinaus. Die Dhyarraenergie ließ Wang irgendwo über der Erde, gut viertausend Meter hoch, aus dem Nichts entstehen.
    Und sein rasender Fall begann.
    ***
    Der Flug näherte sich seinem Ende. Die Maschine schraubte sich langsam tiefer. Nach nicht ganz zwei Stunden Fluges war der Flughafen von Memphis, Tennessee, in greifbare Nähe gerückt. Bill Fleming war unruhig. Würde man ihn und Tandy dort bereits erwarten? Hatte die Polizei die Spur trotz allem gefunden?
    Er überlegte, ob es nicht doch besser gewesen wäre, nur zu fahren statt zu fliegen. Sicher, es hätte länger gedauert, viel länger. Aber Bill hätte selbst Einfluß auf das Geschehen nehmen können. Hier, im Flugzeug, war er hilflos. Er wußte nicht, was unten auf der Erde geschah. Vielleicht hatte er Glück, vielleicht warteten sie aber schon auf ihn.
    Tandy Cant erwachte neben ihm. Sie drehte den Kopf und lächelte.
    »Gut geschlafen?« fragte er.
    »Es ging. Und du?«
    »Glaubst du wirklich, ich könnte die Augen schließen? Nein. Nicht nach dem, was geschehen ist. Er war mein Freund.«
    »Er war ein Doppelgänger«, beharrte sie.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Reicht es nicht, daß er geschossen hat? Vielleicht habe ich ein besonderes Gespür. Es war ein Mann, der sich verdammt gut getarnt hatte. Dir blieb keine andere Wahl.«
    Bill schloß sekundenlang die Augen.
    Ich hätte ihn mir ansehen sollen, dachte er. Ob er wirklich eine Maske trug…
    Aber Bill wußte auch, daß es dazu keine Gelegenheit gegeben hatte. Wenn er diesen Mann noch innerhalb der Wohnung erwischt hätte… aber er war schon draußen gewesen. Es war alles zu spät, die Chancen verpaßt.
    Was würde Zamorra wohl dazu sagen, der große Magier, der immer eine Lösung wußte? Was würde er dazu sagen, daß sein Freund als Mörder gehetzt wurde? In einer dämonischen Falle ausmanövriert…
    »Ich glaube, das ist es«, sagte er.
    »Was, Bill?«
    »Es muß eine Dämonenfalle gewesen sein. Ein Trick. Ich wurde provoziert. Ich mußte schießen. Die Dämonen stellen es so dar, als wäre es Mord. Es sollte mich nicht wundern, wenn die Leiche sich in Luft auflöste… aber ich werde gejagt. Ich bin selbst als Jäger kaltgestellt. Ich kann keinen Zweifrontenkrieg führen, Tandy. Entweder ich verberge mich, oder ich jage Dämonen und werde irgendwann verhaftet. Das ist es wohl, was sie wollen. Sie konnten mich bislang nicht töten, jetzt zerstören sie mich. Leonardo und seine Höllenhorde.«
    Innerlich grinste T’Cant. Wenn Fleming wüßte…
    »Vielleicht ist es so, Bill. Vielleicht auch nicht«, sagte Tandy Cant.
    Sie sprachen leise, so leise, daß die anderen Passagiere von ihrer Unterhaltung nichts mitbekommen konnten. Die Plätze links neben ihnen waren frei. In den anderen Reihen war das Flüstern nicht zu verstehen. Bill saß am Fenster, direkt neben der Tragfläche, und Tandy kuschelte sich neben ihm in den bequemen Sitz.
    Vorn erschien eine Leuchtschrift, die lesbar wiedergab, was die Stewardeß gleichzeitig über den Lautsprecher durchsagte. Die übliche Routine-Ansage. Anschnallen únd das Rauchen einstellen, weil die Landung alsbald erfolgte. Das Flugzeug war schon entschieden tiefer gegangen. Der Druck in Bills Ohren stieg, er ließ den Mund leicht geöffnet und machte zuweilen Schluckbewegungen, um den Druckausgleich