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0343 - Der Berater des Teufels

0343 - Der Berater des Teufels

Titel: 0343 - Der Berater des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und Nicole ließen sich den Raum zeigen, in dem Robert Tendykes Leiche verschwunden war. Doc Sievers, ein hagerer Mann mit langen, dürren Fingern und einem schmalen Oberlippenbart, war übernervös. Er redete hektisch und ohne Punkt und Komma. Zamorra hörte kaum hin, was der Mann ihm erzählte. Es war nichts von Belang für diesen Fall. Daß der Arzt es nicht verstand, wie eine Leiche einfach verschwinden konnte, hatte er auch vor der Begegnung schon gewußt, das brauchte ihm Sievers nicht fünfmal hintereinander zu erzählen.
    Zamorra sah sich in dem Raum um. Ein paar Schränke, Waschbecken, Heißwasserbehälter, Tische, ein Stuhl. Ein vergittertes Fenster. Zamorra begutachtete das Gitter; es saß fest. »Die Tür«, sagte er. »War sie abgeschlossen, während Sie nicht im Raum waren?«
    »Natürlich nicht. Ich war ja nur nebenan.«
    »Wie lange?« wollte Captain Perkins wissen.
    »Na, gerade so lange, wie man braucht, um ein Skalpell zu holen. Ich muß es gestern nebenan vergessen haben, als ich dort obduzierte. Wissen sie, Ordnung ist nicht gerade meine Stärke, was die Instrumente und Bestecke angeht.«
    »Seine Berichte sind dagegen okay«, sagte Perkins.
    Zamorra sah über den Gang.
    Selbst für zwei oder drei Leichendiebe wäre es unmöglich gewesen, in der kurzen Zeit unbemerkt über den Korridor zu kommen, die Leiche zu entwenden und wieder zu verschwinden. Abgesehen davon, daß sie gar nicht ungeschoren aus dem Haus gekommen wären. Es gab nur zwei Möglichkeiten, diesen Halbkeller zu betreten oder zu verlassen: den Lift und die Treppe. Beide mündeten in einer Halle, in der ständiges Kommen und Gehen herrschte. Kaum mal eine Sekunde, wo nicht wenigstens ein Mensch hindurcheilte. Das war Zamorra schon vorher aufgefallen.
    Also schied ein Diebstahl einfach aus.
    Zamorra öffnete sein Hemd. Darunter trug er am silbernen Halskettchen Merlins Stern, sein Amulett. Er versuchte es zu aktivieren. Tendykes Verschwinden war nicht mit rechten Dingen zugegangen. Es mußte irgendeine Art von Magie im Spiel sein. Aber dann vermochte er diese Magie festzustellen - vorausgesetzt, das Amulett reagierte.
    Aber den Gefallen tat es ihm nicht.
    Es war immer noch so »tot« wie vor Tagen, als die Rothaarige es Zamorra geraubt und ihn damit erst nach Mexiko gelockt hatte. Sie mußte es auf eine Zamorra unerklärliche Weise blockiert haben. So extrem hatte nicht einmal Leonardo deMontagne es bislang ausschalten können. Seit Tagen versuchte Zamorra, es wieder zu reaktivieren. Aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Alle bisher erprobten Tricks versagten diesmal.
    Er hoffte, daß er jetzt Erfolg haben würde, wenn das Amulett mit der schwachen Restaura einer anderen Magie konfrontiert wurde; daß diese fremde Magie gewissermaßen als Katalysator wirkte. Aber nichts dergleichen geschah. Merlins Stern blieb blockiert.
    Zamorra resignierte.
    »Nichts, nicht wahr?« flüsterte Nicole.
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Der Zauberlehrling ist erst mal mit seinem Latein am Ende«, gestand er. »Ich hatte gehofft, Ihnen eine Lösung präsentieren zu können, Captain. Aber es klappt nicht so, wie ich es mir dachte.«
    »Und was schlagen Sie nun vor?«
    »Wir fliegen dahin, wohin Bill Fleming ausgerückt ist, und sehen zu, daß weder er noch die Leute vom FBI Dummheiten machen«, sagte Zamorra. »Ich hoffe, Sie sagen uns rechtzeitig Bescheid, wenn man fündig geworden ist.«
    »Das«, erklärte Perkins, »übersteigt meine Kompetenzen. Sie sind Zivilisten, und ich habe die Fahndung ans FBI abgeben müssen. Was die G-men nun anstellen, wenn sie Ihren Freund stellen, darauf habe ich keinen Einfluß. Wenn er sich verhaften läßt, wird er nach hierher überstellt, und wir haben ihn. Wenn er sich zur Wehr setzt… nun, das FBI gewinnt immer. Auf Dauer ist den G-men noch niemand entwischt. So oder so.«
    »Das zweite ›so‹ klingt ja verdammt tröstlich«, brummte Zamorra.
    »Kommen Sie«, sagte Perkins. »Ich gebe Ihnen noch einen Automatenkaffee aus.«
    ***
    Die Rothaarige ließ die Kraft ihres Dhyarrakristalls fließen. Der Kristall 10. Ordnung konnte Berge versetzen, wenn er richtig angewandt wurde.
    Er darf keine Möglichkeit haben, wieder hierher zurückzukommen.
    Wer der Hölle zugehörig war, konnte an vielen Stellen Tore öffnen. Die Rothaarige entsann sich, wie Eysenbeiß sich damals nach ihrer Beschwörung entfernt hatte. Er hatte eine Drehung gemacht, ein Zauberwort gerufen und mit dem linken Fuß aufgestampft.

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