0343 - Kampf um Lady X
ich hoffe ferner, daß ich deine guten Absichten nicht enttäusche.«
»Das wirst du schon nicht.«
Ich enthielt mich einer Antwort. So optimistisch wie Marek war ich nun wieder nicht.
In der Nähe stand ein Sessel. Bevor ich mich hineinfallen ließ, hörte ich Marek noch etwas sagen. Verstehen konnte ich die Worte nicht. Allmählich fielen Marek die Augen zu.
Auch ich blieb nicht lange wach. Die Strapazen der Nacht machten sich bemerkbar. Bevor ich mich versah, verschwamm das Zimmer schon vor meinen Augen, und ich versank in einen bleiernen Schlaf…
***
Ebenso müde wie ich war auch Dragan Domescu. Nur gab es zwischen uns einen prägnanten Unterschied. Dragan wurde durch den Schmerz in seinem Fuß wachgehalten, der sich stets verstärkte, wenn er das Gaspedal berührte und mehr Fahrt gab.
Er hatte Mühe, einen Laut des Schmerzes zu unterdrücken. Bianca sollte nicht merken, wie schlecht es ihm ging, dann verlor sie noch mehr an Hoffnung.
Der Wagen rollte in das unter grauer Morgendämmerung liegende Dorf. Es war kalt geworden. Auf den Hausdächern hatte sich Feuchtigkeit als Tau niedergeschlagen. Manche schimmerten richtig weiß, andere wiederum nur naß.
Langschläfer gab es wenige in Petrila. Die Menschen, die schon auf den Beinen waren, schauten dem Wagen nach, wenn er an ihnen vorbeifuhr. Und sie konnten auch einen Blick in das Führerhaus werfen, wo Dragan saß und ihnen zunickte.
In die Augen der Dorfbewohner trat ein erstaunter Ausdruck, wenn sie ihn erkannten.
Das Haus, in dem Dragans Onkel gewohnt hatte, war relativ groß.
Man konnte auch um das Gebäude herum auf den Hof fahren. Das tat Dragan und stellte den Wagen dort ab.
Nachdem der Motor verstummt war, blieb Dragan für einen Moment steif sitzen. Er spürte das harte Tuckern in seinem Bein und mußte sich zunächst einmal erholen.
Auf seinem Gesicht lag der kalte Schweiß. Die Anstrengung hatte ihre Spuren hinterlassen. Er atmete laut durch den offenen Mund.
Manchmal sprühte Speichel daraus hervor und fiel wieder zurück auf seine Oberlippe.
Anscheinend dauerte es der im Wagen liegenden Bianca zu lange, denn sie rief nach ihm.
»Dragan, was ist los?«
»Ich komme gleich.«
»Sind wir denn am Ziel?«
»Ja.« Nach dieser Antwort schüttelte er den Kopf, drückte sich nach rechts und stand auf. Er stützte sich dabei am Lenkrad ab und verlagerte sein Gewicht, als er stand, auch nur mehr auf den linken Fuß. Für einen Moment blieb er so, dann verließ er humpelnd die Kabine.
Bianca Schwarz hatte sich erhoben. Man sah ihr an, daß sie fror.
Die Hände hatte sie vor dem Busen verschränkt und blickte den Rumänen fragend an.
»Wir können ins Haus gehen«, schlug Dragan vor. »Es steht leer.«
»Nein.«
Die Antwort überraschte ihn so, daß er sich auf einen Stuhl fallen ließ und sein rechtes Bein ausstreckte. »Willst du wirklich nicht?«
Sie schüttelte den Kopf und schaute sich um. Nach dem Kampf hatte sie einigermaßen aufgeräumt und auch das Blut von Dragans Verletzung abgewischt. »Ich fühle mich hier wohler.«
»Wieso?«
»Wenn uns jemand angreifen sollte, können wir schneller wegfahren. Außerdem traue ich mir auch zu, so einen Wagen zu lenken. Es ist wirklich besser, wenn wir nicht ausziehen.«
Obwohl Dragan das Argument nicht überzeugte, fand er es akzeptabel. »Wie du willst, ich hole nur eben andere Sachen und auch etwas für dich. Es wird zwar Männerkleidung sein, aber trotzdem.«
»Ich gehe mit.«
»Nein, draußen ist es kalt.«
»Dann gib mir deine Jacke.«
»Entschuldige.«
Nachdem das Mädchen die Jacke umgehängt hatte, verließen die beiden den Wagen. Bianca merkte, wie schwer sich Dragan mit dem Laufen tat und stützte ihn. Der junge Mann lächelte. Es war ihm zwar ein wenig peinlich, dennoch tat es ihm gut, Bianca so dicht in seiner Nähe zu spüren. Sie schritten über den Hof, der grau und alt wirkte. Brandmauern standen krumm und schief wie Mahnmale.
Reste eines Feuers, das während des Krieges einmal getobt und zum Glück nur wenige Häuser des Ortes vernichtet hatte.
Dragan Domescu mußte die Hintertür aufschließen, bevor sie in einen tunnelähnlichen Flurgang tauchen konnten.
Im Haus war es wirklich kalt, klamm und feucht. Es hätte unbedingt einmal geheizt werden müssen. Das von der Decke flackernde Licht enthüllte das trübe Innere eines trostlosen Gebäudes, wo an jeder Ecke zu spüren war, daß die Hand einer Frau fehlte.
Unten hatte der Bürgermeister seine Büros gehabt. Es
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