0343 - Kampf um Lady X
düsteren Gedanken…
***
Man hatte sie gebissen, ihnen das Blut ausgesaugt, und sie waren zu Vampiren geworden. Ein neues Dasein, ein neues Leben, das sie plötzlich genossen.
Sie bewegten sich in der dunklen Nacht. Hatten sie früher die Finsternis nicht gerade als das Wahre betrachtet, so dachten sie jetzt anders darüber. Die Dunkelheit gab ihnen den nötigen Schutz, den sie brauchten, gleichzeitig auch eine gewisse Kraft, um überhaupt existieren zu können. In der Nacht konnten sie überleben, auch wenn sie noch kein Blut bekommen hatten. Nach der Verhandlung hatten sich Mario Forca und Riley Brabano erhoben. Sie standen sich ein wenig schwankend gegenüber, schauten sich an, öffneten ihre Mäuler und zeigten sich gegenseitig die langen, spitzen Vampirhauer. Jeder wußte über den anderen Bescheid. Ein Kichern drang über ihre Lippen. Daß sie beide so reagierten, bewies, wie gut sie sich im Endeffekt auch verstanden.
Nur wußten sie nicht, wie es weiterging. Das würde ihnen ihr Herr und Meister sagen, der sich bisher noch nicht gezeigt hatte.
Also blieben sie vorläufig allein am Rand des Abhangs, über den das Mädchen mit dem Wagen getürmt war.
Sie schauten öfter in die Luft als gewöhnlich. Jeder von ihnen wußte genau, daß sich ihr Herr und Meister aus der Luft nähern würde, um sie in seine Pläne einzuweihen.
Sie würden ihm folgen und hündisch ergeben sein, so schrieben es die alten Blutgesetze der Vampire vor.
Riley Brabano, der sonst nicht viel sagte, fand als erster die Sprache zurück. »Fühlst du es?« fragte er seinen Artgenossen.
»Ja, da ist der Drang. Ich will Blut…«
Brabano nickte. »Ich auch.« Er drehte seinen Kopf und suchte den dunklen Himmel nach dem Mond ab. Noch war er nicht zu sehen.
Hinter dicken Wolken hielt er sich versteckt, vielleicht ein blasser Kreis, das war alles. Von seiner direkten Kraft konnten beide nicht profitieren.
Brabano drehte seine Kreise. Der Wind fuhr in das ungepflegte Haar, und ein blitzender Reflex erschien, als er seine beiden Messer zog, sich umdrehte, Mario für einen Moment anstarrte und gedankenschnell zustach.
Forca wich nicht aus.
Beide Klingen stachen in seinen Körper, drangen sogar ziemlich tief ein, und mit einem Ruck zog der andere sie aus dem Fleisch.
Wundlöcher blieben zurück, das war alles. Sie füllten sich nicht mit Blut.
Brabano lachte. »Du bist wirklich ein Vampir«, erklärte er. »Genau wie ich. Wir haben kein Blut mehr und leben dennoch. Also sind wir Vampire. Echte Vampire.« Er schüttelte den Kopf und wollte sich über die Tatsache kaum einkriegen.
Der andere nickte nur. Mario Forca reagierte auch als Blutsauger so wie in seinem früheren Leben. Er dachte praktischer, trat an den Rand des Hangs und schaute nach unten.
»Wo sind das Mädchen und der Wagen?«
»Ihr werdet sie wohl kaum finden!« erklang eine Stimme hinter ihnen.
Sie drehten sich um.
Boris Bogdanowich war gekommen. Aus der Luft gefallen wie ein schwerer Stein und mit beiden Beinen zuerst auf der Erde gelandet.
So stand er vor ihnen und starrte sie an.
»Meister«, flüsterte Brabano, »du bist da?«
»Ja, ich bin da.«
Mario fragte: »Was ist geschehen? Warum hast du uns allein gelassen.«
»Ich mußte noch etwas erledigen.« Er kam kaltlächelnd näher.
»Das Mädchen wolltet ihr, nicht?«
Die beiden gaben es zu.
Boris schüttelte den Kopf. »Ihr werdet es nicht bekommen, denn es gehört mir.«
Wenn die ehemaligen Mafiosi enttäuscht waren, so zeigten sie es nicht. Sie hoben nur die Schultern, mehr war nicht drin.
»Ich hätte sie fast gehabt, und auch die anderen, aber Sinclair kam dazwischen. Dennoch konnte ich ihnen eine Niederlage beibringen. Sie sind geschwächt, sogar sehr geschwächt, und wir werden unseren Plan durchführen können, das verspreche ich euch. Nicht mehr lange, dann sind wir die Sieger.«
»Wo müssen wir hin?« fragte Brabano.
»Nicht so eilig. In dieser Nacht geschieht nichts. Wir haben Zeit. Petrila und Lady X laufen uns nicht weg. Ich habe lange genug warten müssen, da kommt es auf einige Stunden nicht an. Aber wir müssen dennoch vorsichtig sein. Am Tage lassen wir uns in Petrila nicht sehen. Was es dort zu erledigen gibt, schafft unser gemeinsamer Helfer, der krumme Wintek. Wir schlagen erst bei Anbruch der Dunkelheit zu.« Er drehte sich scharf um. »Und jetzt kommt.«
Die ehemaligen Mafiosi folgten ihm wie Hunde ihrem Herrn. Sie vertrauten völlig auf ihn. Er hatte ihnen bewiesen, wie mächtig
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