0343 - Kampf um Lady X
haben. Als hätte er etwas Heißes angefaßt, so hastig löste er seine Hand von ihrer Kehle.
Er beugte sich vor und legte sein Ohr dicht über die Lippen der Rothaarigen.
Nein, sie war nicht tot. Sie lebte, und sie atmete schwach. Er hatte also genau das Richtige getan. Sein großer Mentor Boris Bogdanowich konnte mit ihm zufrieden sein.
Um den jungen Mann kümmerte er sich nicht. Der Schlag hatte eigentlich reichen müssen.
Jetzt war die Kleine wichtiger. Der Krumme atmete scharf und gierig, als er sie anhob.
Wilde Gedanken schossen durch seinen Kopf. Wie lange war es her, daß er einen Frauenkörper so gehalten hatte? Er konnte sich kaum noch daran erinnern.
Aber dieses Gefühl, das Fleisch und die Haut unter dem dünnen Stoff zu spüren, weckte in ihm die schon brachliegenden Triebe.
Gut, daß er so früh eingegriffen hatte. Er würde sie in sein Haus bringen und dort erst einmal verstecken.
Dann gehörte sie ihm.
Ihm ganz allein…
Es sah so leicht aus, wie der Krumme den Körper anhob und ihn über seine Schulter wuchtete. So blieb das Mädchen auch, liegen, als er mit ihm das Wohnmobil verließ.
Vorsichtig schaute er sich um.
Nein, niemand achtete auf ihn. Er sah sowieso keinen Menschen.
Nur von der Straße hörte er Stimmen.
Wie einst der Glöckner von Notre Dame, so zog auch er von dannen. Bianca blieb auf seiner Schulter liegen, nur von einer Hand gestützt. Wintek kannte sich aus. Die schmalen Gassen und engen Straßen waren seine Heimat. Oft genug hatte er sich nachts dort herumgetrieben, und so würde es auch diesmal wieder sein.
Wie lange hatte er keine Frau gehabt? Jahre bestimmt. Beim letztenmal war es eine Marketenderin gewesen, schon ein älteres Kaliber, die unbedingt einen Mann haben wollte und es deshalb mit ihm getrieben hatte.
Sie war nichts im Vergleich zu dieser Rothaarigen.
Ungesehen erreichte er sein Haus. Mit der Schulter wuchtete er die Tür auf, betrat das schmutzige Gebäude und stieß einen Schrei aus, als er die drei Gestalten sah, die am Eingang zum Keller standen.
Die Lippen hatten sie gefletscht, und Wintek sah die sechs schillernden Vampirhauer.
Boris Bogdanowich hatte Verstärkung mitgebracht!
Irgendwann erwachte ich aus dem bleiernen Schlaf und fühlte mich dennoch kaputt. Ich wußte im ersten Augenblick nicht, wo ich mich befand, richtete mich auf und blieb im Sessel hocken.
Das Licht brannte noch immer. Es warf seinen Schein nicht allein auf mich, auch der schlafende Marek wurde getroffen.
Da wußte ich Bescheid. Die Erinnerung kam zurück, das Bleigefühl wich allmählich aus meinem Körper.
Ich schaute auf die Uhr.
Verflixt, die Mittagszeit war schon vorbei. So lange hatte ich geschlafen. Es war wie ein Schlaf aus Erschöpfung gewesen. Noch immer benötigte ich Zeit, um mich zurechtzufinden.
Ich stand auf. Ein wenig schwindlig war mir. Dann ging ich zu Marek. Ob er schlief oder bewußtlos war, konnte ich nicht erkennen.
Jedenfalls atmete er, das allein war wichtig.
Ich strich über seine Wange, die Haut zuckte ein wenig, ansonsten geschah nichts. Dieser Mann blieb in seinem Zustand. Automatisch dachte ich darüber nach, ob ich ihn wecken sollte, entschied mich jedoch dagegen. Marek hatte einiges abbekommen, es war besser, wenn er im Haus liegenblieb und sich gesundschlief. Zudem hatten wir Tag, wo sich die Vampire sowieso zurückhielten.
Ich verließ das Haus. Ein wenig frische Luft wollte ich tanken, zudem hatte ich vor, einen Besuch zu machen. Ich wollte sehen, wie es den beiden jungen Leuten ging. Wo der Bürgermeister Mirca gewohnt hatte, wußte ich. Ich war schon auf dem Weg zu ihm, als mir etwas anderes einfiel. Wenn ich mich schon in Petrila aufhielt, konnte ich mir ebenso gut den Friedhof anschauen. Dort lagen einige Menschen in kalter rumänischer Erde begraben, die ich sehr gut gekannt hatte.
Der Friedhof lag am Dorfende oder -eingang, je nachdem, aus welcher Richtung man kam. Zudem war es kein flaches Gelände, in dem die Toten bestattet worden waren. Die Gräber zogen sich an einer leicht aufwärts steigenden Hügelflanke hin.
Wenn man bei einem Friedhof überhaupt das Wort schmuck gebrauchen konnte, so traf es hier zu. Die Bewohner von Petrila achteten ihre Toten noch. Das bewiesen die mit Sorgfalt gepflegten Gräber, die in ihrer Gesamtheit ein Karree bildeten. Ich mußte ein kleines Zauntor öffnen. Es bestand aus kunstvoll gedrehtem Schmiedeeisen und zeigte das Motiv der Auferstehung.
Ich betrat den Friedhof. Da ich mich auf
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