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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bemerkt. Es drehte sich schwerfällig um und mußte zu Boden schauen, denn dicht darüber war das Licht zu sehen. Es leuchtete ein rundes Gesicht mit aufgeblähten Wangen an, dunklen Augen und einem verzerrten Mund.
    Eine Puppe!
    Sie hielt auch die Kerze in der Hand, denn sie war zu einer lebenden Person geworden.
    Der Unheimliche konnte es kaum fassen. In seinem Gesicht zuckte es, er wollte auf die Puppe zugehen, als er bemerkte, daß es allmählich heller wurde. Nicht nur ein Licht brannte, gleich im Dutzend waren die gelbroten, zuckenden, tanzenden Flammen vertreten, die den Raum ausleuchteten und von den Puppen gehalten wurden.
    Da wußte er Bescheid.
    Sie waren tatsächlich gekommen, um ihn zu begrüßen. Und sie hatten überlebt.
    All die Jahre hatten ihnen nichts ausgemacht. Es war ihnen gelungen, die Zeit und den Tod zu besiegen. Jetzt existierten sie, ebenso wie er, und sie wollten ihn empfangen.
    Im Kreis hatten sie sich aufgestellt. Das Monstrum bildete praktisch den Mittelpunkt. Die Kerzen schufen soviel Helligkeit, daß die ausreichte, um sich im Raum umschauen zu können.
    Nichts hatte sich verändert. Das Sofa stand an der gleichen Stelle, auch die Klappe war noch da. Die alten Stühle, der Tisch und natürlich die Puppen.
    Unheimlich wirkten die kleinen Wesen, die normalerweise hätten tot sein müssen. Jede Puppe hielt eine brennende Kerze in der Hand.
    Die sich bewegenden Flammen zeichneten auf die starren Gesichter ein Muster. Sie holten Münder und Augen hervor und gaben manchen Puppen den Anstrich, als würden sie leben.
    So standen sie da und freuten sich, daß er wieder zurückgekehrt war. Wie auf ein geheimes Kommando hin verzogen sich die Lippen zu einem Lächeln. Sie begrüßten den Ankömmling, und ihre Augen glänzten.
    »Wir danken dir, daß du gekommen bist«, sagten sie im Chor, wobei die Stimmen einen unheimlichen Klang bekamen und durch den Raum hallten. »Wir danken dir, denn wir haben auf dich gewartet. Der Meister ist vergangen, wir aber existieren, er hat uns zum Leben erweckt, aber er hat sich gegen dich gestellt, und deshalb mußten wir ihn töten. Wir haben dich verteidigt, Monster, verstehst du das?«
    Der Unheimliche nickte. Und er hörte weiter zu, was die anderen ihm zu berichten hatten.
    »Es ist alles so gekommen, wie man es hätte voraussehen können. Der Meister wollte nicht mehr. Er hatte Angst, daß du besser wirst. Deshalb hat er dich in den Sumpf geworfen… deshalb …«
    Sie alle redeten die gleichen Worte, und so hörten sich die Sätze an, wie das böse Zischen angriffsbereiter Schlangen.
    Der Unheimliche sagte nichts. Er konnte nicht sprechen, nur Laute ausstoßen. Dafür besaß er einen ausgeprägten Instinkt, den hatte ihm Phil Butcher damals verschaffen können.
    Noch immer brannten die Kerzen. Die Puppen hatten tatsächlich einen Kreis gebildet. Ihre kleinen Arme waren ausgestreckt. Sie hielten die Kerzen so weit von sich, daß die Flammen nicht nur sie trafen, auch den Unheimlichen in der Mitte des Kreises.
    Er sagte nichts. Dafür schaute er jede einzelne Puppe an, als er sich schwerfällig drehte. Er blickte in die Gesichter, sah die Augen, in denen das Böse stand, erkannte auch die Waffen, die sie in ihren kleinen Händen hielten, und wußte plötzlich genau, daß seine Villa Frankenstein durch diese Helfer gesichert war.
    Er konnte das Haus beruhigt verlassen.
    »Wir sind deine Diener!« hörte er sie sprechen. »Wir werden dich verteidigen. Schon vor Jahren haben wir dich gerächt, das werden wir immer wieder tun. Der Meister hat uns geholt, doch der Meister hat nicht mit der Dankbarkeit der Kreaturen untereinander gerechnet. Wir sind Ausgestoßene, Verachtete, deshalb müssen wir zusammenhalten…«
    Es waren Worte, die den Unheimlichen nicht aus der Fassung brachten, ihm jedoch guttaten. Er wußte jetzt, daß es welche gab, auf die er sich verlassen konnte.
    So klein sie waren, sie wurden leicht unterschätzt, und sie griffen oft genug aus dem Hinterhalt an, um einen Feind zu Boden zu schmettern.
    Das Monstrum bewegte seinen kantigen Schädel. Es nickte, und so wollte es sich bedanken.
    Dann setzte es sich in Bewegung. Wieder fielen ihm die ersten Schritte schwer, das Laufen mußte noch geübt werden.
    Bei seinem Eintritt hatte er die Leiche nicht mehr über den Armen liegenlassen und sie statt dessen über seine Schulter gewuchtet. Damit ihm der steife Körper nicht nach unten rutschte, hielt er ihn mit einer Hand fest. Dennoch schlugen bei jedem

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