Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Konstabler erschien.
    Stolz trug er seinen Bauch vor sich her, über dem sich sogar die Hosenträger spannten. Ein Hals war kaum zu sehen. Aus dem Kragen des schweißfeuchten Hemds ragte der Kopf wie eine dicke Kugel. Nase, Augen, Ohren und Mund schienen darin irgendwie zu stören, da auch die Haare fehlten.
    »Besuch«, sagte der Konstabler. »Das ist selten, und dazu noch Fremde.« Er musterte uns. »Sagen Sie nichts, Sie kommen aus der Stadt.«
    »Richtig.«
    Er schaute Suko an. »London, wie?«
    »Auch richtig.«
    Der Konstabler nickte, ging zu einem Stuhl und ließ sich fallen.
    Sein Jackett ließ er über der Lehne hängen. »Ja, ich kenne die Menschen, obwohl ich hier ziemlich am Ende der Welt wohne. Meine Erfahrungen aber habe ich gesammelt.«
    »Dann kennen Sie auch bestimmt das hier«, sagte ich und zeigte ihm meinen Ausweis.
    Er starrte auf mein und auch auf Sukos Dokument, wobei er allmählich bleich wurde. »Scotland Yard?«
    »Genau.«
    Er hob die runden Schultern. »Dann hat es sich schon herumgesprochen, wie?«
    »Was soll sich herumgesprochen haben?« fragte ich.
    »Daß man dem guten Rod Wayne in der vergangenen Nacht eine Leiche in die Wohnung geschleudert hat. Durch das geschlossene Fenster. Stellen Sie sich das mal vor.«
    Ich schaute Suko an, er mich. Mein Freund hatte sich besser in der Gewalt als ich, er hob die Schultern, ich aber wandte mich an den dicken Konstabler.
    »Eine Leiche, sagten Sie?«
    »Ja, einen ›alten‹ Toten.« Er fuhr über seinen blanken Schädel.
    »Ich meine einen Toten, der schon seit 70 Jahren nicht mehr lebt, wenn Sie verstehen, Sir?«
    »Das ist mir ein wenig zu hoch.«
    Er stemmte sich aus dem Sessel. Unter der Fensterbank stand auf einem Brett eine Flasche mit Mineralwasser. Er nahm sie in die Rechte und trank einen Schluck. Als er die Flasche absetzte, hatte er seine Antwort formuliert. »Kann es sein, daß Sie überhaupt nicht wegen dieser Leiche gekommen sind?«
    »Warum fragen Sie?«
    Er kam schulterzuckend vor. »Sie haben irgendwie seltsam reagiert.«
    Ich nickte. »Konstabler, Ihre Beobachtungsgabe ist bewundernswert. Wir sind tatsächlich nicht wegen dieser Leiche gekommen.«
    »Sondern?« unterbrach er mich hastig.
    »Wegen Erwin.«
    Der Polizist grinste. »Ja, der ist in London.«
    »War«, sagte Suko trocken. »Jetzt nicht mehr. Er schwebt vielleicht im Himmel.«
    Der Konstabler verstand und riß die Augen auf. »Was sagen Sie da? Ist er etwa tot?«
    »Genau, Erwin wurde ermordet. Und zwar von einer Puppe, die er angeblich aus diesem Ort bei seinem letzten Besuch mitgebracht haben soll.«
    Es klatschte, als sich der dicke Mann auf den Stuhl fallen ließ. Er wischte über seine schweißfeuchte Stirn. »Das gibt es doch nicht«, flüsterte er. »Das ist nicht möglich. Ich kann es einfach nicht fassen. Erwin und ermordet.«
    »Finden Sie sich damit ab«, erklärte ich. »Außerdem sind wir gekommen, um hier die Spuren aufzunehmen.«
    Er verstand mich nicht. »Da gibt es nichts aufzunehmen.«
    »Doch. Sein Mörder stammte von hier. Eben diese Puppe. Und Erwin hat auch etwas von einem geheimnisvollen Haus erzählt, das es hier geben soll. Villa Frankenstein…«
    War der Konstabler bisher rot gewesen, so wurde er nun bleich.
    »Hören Sie auf!« flüsterte er. »Davon will ich nichts wissen.«
    »Es gibt also das Haus?«
    »Ja, aber keiner aus dem Ort traut sich dorthin. Wir haben auch nicht gewußt, daß Erwin ihm einen Besuch abgestattet hat.«
    »Ist es bewohnt?« fragte Suko.
    »Nein, natürlich nicht. Wer zieht schon in eine solche Bruchbude? Außerdem spukt es dort.«
    »Erzählen Sie mal.«
    Der Konstabler schaute mich an. »Wenn Sie schon mal hier sind, okay, ich sage es Ihnen. Das ist alles 70 Jahre her…« Und so erfuhren wir die Geschichte des Hauses und auch von dem rätselhaften Verschwinden des Pfarrers.
    »Aber jetzt ist die Leiche des Pfarrers wieder aufgetaucht«, erklärte uns der Mann flüsternd. »Man hat sie den Waynes in das Wohnzimmer geschleudert.« Er schüttelte sich.
    »Haben Sie einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte?« erkundigte ich mich.
    »Keinen.«
    »Seien Sie ehrlich«, sagte Suko. »Man hat sich doch bestimmt einiges erzählt.«
    »Das schon, aber es sind Gerüchte.«
    »Lassen Sie trotzdem hören.«
    »Es geht die Sage um, daß der Besitzer des Hauses, ein gewisser Phil Butcher, einen künstlichen Menschen erschaffen hat. Er sprach damals immer davon, und er hat auch erklärt, daß er die Aufzeichnungen des

Weitere Kostenlose Bücher