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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch in die Gesichter des Ehepaars Wayne und warteten auf eine Erklärung.
    »Da seht ihr es«, erklärte Rod. »Man hat uns eine Leiche ins Wohnzimmer geschleudert.«
    »Durch das Fenster?« fragte eine Frau.
    »Ja.«
    »Und wer ist der Tote?«
    Niemand gab eine Antwort. Die Herumstehenden schauten in das blasse Gesicht.
    Noch jemand kam. Es war der Konstabler, der den Krach ebenfalls gehört hatte. Die Anwesenden traten zur Seite, damit er einen Blick auf den Toten werfen konnte.
    »Gott, was ist denn hier geschehen?«
    Rod mußte lachen. »Man warf uns einen Toten durch das Fenster.«
    »Und wer war es?«
    »Das müßtest du herausfinden, Konstabler.«
    »Ja, klar.« Der Polizist nickte, drehte sich um und wandte sich an die Anwesenden. »Wer von euch hat etwas gesehen und kann eine Aussage machen?«
    Niemand meldete sich.
    »Und du, Rod?«
    Wayne lachte trocken. »Aussage ist gut. Da war nur jemand, der uns die Leiche durch das Fenster geschleudert hat.«
    »Du hast ihn erkannt?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Also keiner aus dem Ort?«
    Obwohl die Nachbarn mithören konnten, gab Rod Wayne seine Antwort. »So kann ich dir die Frage nicht beantworten. Selbstverständlich ist es möglich, daß jemand aus Combs dahintersteckt, aber ich habe ihn nicht erkannt, weil es zu dunkel war.«
    Der Konstabler nickte bedächtig. »Das sind schwere Anschuldigungen, Rod.«
    »Du hast mich gefragt, und ich habe dir eine Antwort gegeben.«
    Er schaute in die Gesichter der Umstehenden und erkannte, daß auch sie über seine Erklärung ein wenig eingeschnappt waren. Aus diesem Grunde relativierte er sie. »Natürlich kann ich mir nicht vorstellen, daß jemand aus dem Ort so etwas tut, aber wer käme sonst dafür in Frage?«
    Darauf bekam er keine Erwiderung. Bis sich der Metzger meldete.
    »Ich habe etwas gesehen«, sagte er und wurde rot, weil sich alle Blicke auf ihn richteten.
    »Ja was? Erzähle uns das!« drängte der Konstabler.
    »Einen Mann, der wegrannte. Er ging so komisch, als wäre er betrunken. Steif, weißt du…«
    »Und dann?«
    »Nichts mehr, wirklich nicht. Ich habe nichts von ihm erkannt. Er verschwand einfach.«
    »Wohin ist er gelaufen?«
    »Aus dem Ort. Auf das Moor zu, wo auch die Villa Frankenstein steht.«
    Als er diesen Begriff gebrauchte, herrschte plötzlich Schweigen.
    Manche bekamen eine Gänsehaut, denn jeder von ihnen kannte die alte Geschichte, die sich um dieses Haus drehte, in dem ein Pfarrer verschwunden war. Das lag 70 Jahre zurück.
    Der Konstabler sah sich genötigt, etwas zu sagen. »Dann meinst du also, daß der Kerl, den du gesehen hast, zu dieser komischen Villa gehört, oder nicht?«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Er lief nur darauf zu.«
    »Vielleicht will er sich dort verstecken«, folgerte Rod Wanye.
    »Möglich.« Der Konstabler hob die Schultern. Auch er schlug nicht vor, dort einmal nachzuschauen. Wie auch die übrigen Bewohner hatte er viel zu große Angst.
    »Was tun wir also?« fragte jemand.
    »Erst einmal möchte ich die Leiche aus dem Haus haben«, erklärte Wayne. »Wir können Sie in der Kirche aufbewahren. Morgen werden wir weitersehen.«
    Dafür waren alle. Einer allerdings, der bisher im Hintergrund gestanden hatte, schob sich vor. »Darf ich mir den Toten mal ansehen?« Es war der älteste unter den Versammelten. Ein Greis schon, der gebückt ging und sich auf einen Stock stützte.
    Niemand hatte etwas dagegen. Der Mann blieb neben der Leiche stehen, schaute in das Gesicht und hatte sich einen Kneifer vor das linke Auge geklemmt.
    »Kennst du ihn?«
    Der Greis nickte. In seiner Stimme schwang ein Zittern mit, als er die Antwort gab. »Ich bin 90«, sagte er, »und habe zwei Kriege mitgemacht. Ich erinnere mich noch an den Pfarrer. Als ich noch jung war, verschwand er plötzlich. Sein Bild steht nicht mehr genau vor meinen Augen, obwohl ich mich…« Er hob die mageren Schultern, »auch täuschen kann. Aber ich meine, das Gesicht schon gesehen zu haben. Vor sehr langer Zeit.«
    Der Polizist erfaßte die Folgen der Aussagen als erster. »Moment mal, willst du damit sagen, daß dieser Tote hier der Pfarrer ist, der vor 70 Jahren verstarb?«
    »So ist es.«
    Nach diesem Satz wußte niemand mehr etwas zu sagen. Die Menschen standen stumm da. Manche schüttelten die Köpfe, und nur einer fragte: »Himmel, was kommt da noch auf uns zu!«
    Keiner antwortete ihm. In den Gesichtern der Anwesenden stand das Grauen wie eingemeißelt. Alte, längst vergessene Zeiten waren durch die

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