0346 - Der Kobra-Dämon
nach den beiden Menschen schnappte, um sie zu töten.
***
Teri Rheken war in die Menge der Zuschauer geschleudert worden und riß einige mit sich zu Boden. Dadurch fiel sie weich und blieb unverletzt. Sie befürchtete, daß die Schlangen-Menschen sich jetzt auf sie stürzen würden, um sie wieder nach oben zu schleppen, aber nichts dergleichen geschah.
Teri raffte sich hoch, während sich um sie herum auch die anderen erhoben. Unter den Kapuzen funkelten gelbliche Augen hervor, und das Schlangenzischen dieser Mischwesen klang bedrohlich. Aber keiner der Schlangen-Menschen versuchte nach Teri zu greifen.
Die aufkommende Erregung der Menge hatte einen anderen Grund.
Teri sah, wie oben auf der Plattform gekämpft wurde.
Warum halten sie mich nicht fest? fragte sie sich, während sie versuchte, sich durch die Menge der Kuttenträger zu bewegen. Glauben sie, der Schlangendämon habe mich verschmäht, und haben sie deshalb das Interesse an mir verloren?
Oben auf der Plattform verschwand der Kobra-Dämon fluchtartig! Das Zischen der Menge wurde immer wütender und drohender. Die ersten schickten sich an, zur Plattform emporzuklettern und in den Kampf einzugreifen, den der Mongole und eine Kobra gegeneinander führten. Teri erkannte Wang.
Sie begriff nicht, warum der Vasall des Fürsten der Finsternis hier eingriff. Sie begriff nur, daß sie diesem Eingreifen wahrscheinlich ihr Leben verdankte. Sie hätte nicht damit rechnen können, daß sie aus unbegreiflichen Gründen ebenso verschont wurde wie Nicole.
Auf jeden Fall war sie im Moment nicht mehr gefangen oder gefesselt. Niemand schien Interesse an ihr zu zeigen. Also mußte sie die Chance nutzen, die sich ihr bot. Sie mußte den anderen helfen.
Wie?
Ihre Para-Kräfte waren immer noch blockiert. Sie konnte keine Druiden-Magie einsetzen. Demzufolge mußte sie vorsichtig sein und überlegen. Irgendwie mußte es ihr gelingen, die anderen freizubekommen.
Dazu mußte sie selbst frei bleiben…
Verschwinden…
Sie schob sich durch die Schlangen-Menschen hindurch. Plötzlich wollten zwei sie doch festhalten. Teri erwehrte sich ihrer Gegner. Dann hatte sie die tobende Menge, die zur Tempelplattform stürmte, hinter sich gebracht.
Was nun?
Um den Tempel gab es eine weite, düstere Ebene. So, wie der Tempel selbst in hellstem Sonnenlicht erstrahlte, verdüsterte sich das Umland zusehends. Teri erkannte in der Ferne das graue Burggemäuer wieder, über dem finstere Wolken hingen.
Sollte sie sich dorthin durchschlagen? Vielleicht hatte die graue Burg eine ähnliche Bedeutung wie der Tempel. Vielleicht hatte der Dämon sich dorthin abgesetzt?
Aber dann mußte sie die anderen Gefangenen vorübergehend im Stich lassen. Das war nicht gut. Teri entschloß sich, den Tempel zu umrunden und zu versuchen, von der anderen Seite her in ihn einzudringen. Es mochte Geheimnisse darin geben, aber auch Möglichkeiten, den Freunden zu helfen.
Soeben wollte sie sich in Bewegung setzen, als sie etwas am Boden blinken sah. Es lag zwischen Grasbüscheln und reflektierte das über dem Tempel scheinende Sonnenlicht.
Irgendwie gehörte es nicht hierher. Teri näherte sich der Stelle und bückte sich. Sie sah einen blau funkelnden Kristall.
Wie kam ein Dhyarra-Kristall hierher?
Sofort hob sie ihn auf. Was auch immer hinter diesem seltsamen Fund steckte - er kam ihr zupaß. Teri umschloß den Stein mit ihrer Hand und begann zu laufen. Sie brauchte etwas Ruhe, um ihn auszuloten und seine Kraft zu erkennen. Wo sonst würde sie diese Ruhe finden, wenn nicht in einem stillen Winkel des Tempels? Niemand würde dort nach ihr suchen. Aus den Augenwinkeln sah sie das tobende Chaos auf der Plattform, dann war sie bereits außer Sichtweite. Sie hielt sich im Schatten der Außenmauer und fand schließlich an der Rückseite einen unbewachten Eingang. Sie ahnte nicht, daß es derselbe war, durch den Wang Lee Chan eingedrungen war.
Hier war alles ruhig. Aus weiter Ferne nur schien das Schlangenzischen und der Kampflärm zu kommen. Teri ließ sich auf dem Steinboden nieder und kümmerte sich um den Dhyarra-Kristall. Sie hoffte, daß sie ihn würde benutzen können.
***
Wang Lee Chan wußte, daß er verloren war, wenn es ihm nicht gelang, die Umklammerung aufzusprengen. Aber der Mongole fühlte sich dazu körperlich nicht in der Lage. Er wünschte, seine Unverwundbarkeit noch zu besitzen, aber von Wünschen allein kam er auch nicht aus dieser bedrohlichen Lage heraus.
Die große Königskobra, die
Weitere Kostenlose Bücher