0347 - Satans Mädchenfänger
verschwinden. Dafür nahmen sie eine andere Form und eine andere Farbe an.
Silberfarben glänzte sie, und das L wurde zu einem Kreuz.
Zu meinem Kreuz!
Mir lagen Worte auf der Zunge, ich hatte auch schon Luft geholt, um sie aussprechen zu können, als das Unwahrscheinliche geschah.
Das Kreuz, es hatte vielleicht für die Länge eines Herzschlags in der Luft gestanden, folgte der Erdanziehung und fiel nach unten.
Genau in die bläulich schimmernde Flammensäule hinein, die es durchschlug wie ein schwerer Stein.
Bisher hatte sie allen Widerständen zum Trotz gehalten. Beim ersten Angriff hatte ihr das Kreuz nichts anhaben können. Dies änderte sich nun radikal. Die Säule explodierte bei der Berührung in zahlreiche flammende Stücke. Sie bildeten einen wilden Kreisel, der nach allen Seiten hin wegflog.
Und wir vernahmen die Schreie aus der Säule.
Das Mädchen hatte sie ausgestoßen. Grell und spitz jagten sie über das Dach, als wollten sie den Feuerpfeilen auf ihrem Weg durch die Luft folgen.
Suko und ich waren fasziniert, denn die Art des Feuers wechselte von einem Augenblick zum anderen. Aus den Flammen der Hölle wurde wieder ein völlig normales Feuer, das weiterbrannte.
Und verbrannte!
»Mein Gott!« Ich stieß die Worte hervor, als ich sah, wie die junge Frau vor unseren Augen in die Knie sackte, sich noch unnatürlich steif dabei drehte und zu Boden fiel.
Gleichzeitig sanken auch die Flammen zusammen, ein Windstoß fegte über das Dach und löschte die letzten Reste des Feuers.
Auch die magischen Flammen waren nicht mehr zu sehen. Der Himmel, der dunkel und wolkenbeladen über unseren Köpfen lag, schien sie verschluckt zu haben.
Während ich auf die Frau zuging, schossen mir die Ereignisse der letzten Sekunden durch den Kopf. Suko und ich hatten eine Veränderung erlebt. Aus dem magischen Feuer war, durch welche Kraft auch immer, ein normales geworden.
Ein Feuer, das tötete, denn vor uns lag eine Leiche.
Wir knieten uns hin, schauten die junge Frau an und sahen die blicklosen Augen gegen den Himmel starren. Sie war auf eine schreckliche Art und Weise umgekommen, aber ihr Körper zeigte keinerlei Verbrennungen. Bis auf einige gerötete Stellen sahen wir eine völlig normale Haut vor uns.
Ich wischte über meine Augen. Suko hörte mein schweres Atmen und sagte: »Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, John. Es war nicht deine Schuld.«
Ich hob die Schultern. »So genau kannst du das nicht sagen. Es war indirekt meine Schuld. Ich trage das Kreuz, bin dessen Besitzer. Hätte ich es nicht eingesetzt, wäre das nicht passiert. Versteh doch.«
»Ja, das ist möglich. Nur – blieb dir eine andere Chance? Sei ehrlich, John.«
»Nein.«
»Da siehst du es.«
Ich streckte einen Arm aus. Mit den Fingerspitzen glitt ich über die Wangenhaut der Toten. Sie war ziemlich kalt, als würde Eiswasser statt Blut in ihren Adern fließen. Auch ein Phänomen.
Eigentlich hätte ich mit dem umgekehrten Fall rechnen müssen, so konnte ich keine Erklärung für diese Tatsache finden.
»Hast du sie schon gesehen?« fragte mich Suko.
»Nein, noch nie.«
»Ich auch nicht.«
»Und doch gehörte sie zur anderen Seite. Suko, ich habe das Gefühl, einer heißen Sache auf der Spur zu sein. Hinter ihr steckt mehr, als wir bisher angenommen haben.«
»Lilith!«
»Wahrscheinlich.« Das lange Hocken machte mich steif. Ich drückte meinen Körper wieder hoch und ging dorthin, wo die mit Steinen beschwerte Kleidung der Toten lag. Ich fand einen Pullover, eine Jacke und Hose aus Jeansstoff. Als ich die Jacke anhob, bekam sie an einer Seite eine Schräglage, da etwas Schweres in der Tasche steckte.
Ich holte es hervor. Auf meiner Handfläche lag eine Brieftasche aus Kunstleder. Ich klappte sie auf. Sie besaß zwei Fächer. In einem steckten einige Geldscheine, in dem anderen fand ich einen Ausweis, holte ihn hervor und las den Namen halblaut vor.
»Gladys Verly!«
»Kenne ich nicht.« Ich grinste Suko zu. »Kann ich mir vorstellen.«
»Sind da noch weitere Dinge? Schau doch mal nach.« Ich wühlte die Brieftasche durch und fand eine kleine Karte. Auf weißem Büttenpapier war die Schrift in roten Buchstaben gedruckt worden.
CLUB INTERNATIONAL – der Service für den gepflegten Herrn.
»Aha«, sagte Suko. Mehr brauchte er auch nicht von sich zu geben.
Wir wußten beide Bescheid. Und wieder hatten wir eine Spur, die zu irgendwelchen gehobenen Sexlokalen führte.
Vielleicht zu einem Edelbordell. Wenn ich recht
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