0347 - Satans Mädchenfänger
bekommen.
Oft genug hatte ich meine Gegner in den Polizeigriff genommen, nun geschah mit mir das gleiche. Ich ging in die Knie, stöhnte vor Schmerzen und vernahm Sukos leise gesprochenen Befehl.
»Laß es fallen!«
Es blieb mir nichts anderes übrig, denn mein Freund meinte es bitterernst.
Also öffnete ich die Faust, das Kreuz rutschte von meinem Handteller, und ich hörte es zu Boden fallen. Suko hob es mit der freien Hand auf, steckte es ein und ließ mich los.
Ich drehte mich wieder um und rieb mein schmerzendes Handgelenk. In ein Gesicht mit sehr ernst blickenden Augen schaute ich und fragte meinen Freund: »Warum hast du das getan?«
»Um dich vor einer Dummheit zu bewahren.«
»Nein.«
»Doch, John, es wäre die größte Dummheit deines Lebens gewesen, das Kreuz wegzuschleudern. Vielleicht haben es unsere Gegner gerade darauf abgesehen. Möglicherweise wollten sie, daß du dich von der Waffe trennst. Das geschieht nun nicht.«
»Du willst es also behalten?«
»Richtig.«
»Und dann?«
»Ich gebe es dir zu einer entsprechenden Zeit zurück, wenn du dich wieder gefangen hast.«
»Nein, Suko, das brauchst du nicht. Es wird nicht mehr so werden, wie es noch vor einer halben Stunde war. Tut mir leid. Die andere Seite hat es geschafft.«
»Das steht nicht fest.« Suko winkte ab. »Okay, lassen wir dies mal aus den Augen. Wie soll es weitergehen? Hast du dir darüber schon deine Gedanken gemacht?«
»Nein!«
»Gut, dann werde ich die Initiative übernehmen. Wir haben eine Spur, John. Und zwar ist das dieser komische Club. Ihm werden wir einen Besuch abstatten.«
»Wir?« Ich schüttelte den Kopf. »Du kannst hingehen, Suko. Mich klammere dabei aus.«
Erstaunen trat in sein Gesicht. »Habe ich dich recht verstanden? Du willst nicht?«
»So ist es.«
»Aber das kannst du nicht machen. Das ist unmöglich. Du kannst doch nicht alles hinwerfen.«
»Was hat es denn für einen Sinn, weiterzumachen? Sag es selbst, Suko.« Ich sprach mit einer Stimme, die ich kaum als meine eigene identifizierte. Sie klang so leer, so tonlos, anders und auch deprimiert. Es war alles gleich oder egal in diesen Momenten. Ich wollte nicht mehr weitermachen und hatte das Gefühl, hier auf dem Dach des Hochhauses ans Ende meiner Fährte gelangt zu sein.
»Nein, nein, John, so darfst du nicht reden. Jeder steckt mal Niederlagen ein. Die verkraften wir auch!«
Ich fuhr ihm in die Parade. »Suko, rede nicht. Die Niederlagen werden zu viel. Vor einigen Monaten der Dolch, dann Mandras Verschwinden, jetzt das Kreuz. Wo soll das hinführen?«
»Du vergißt Jane. Sie haben wir zurückholen können. Und es war dein Verdienst, John.«
Wieder klang mein Lachen vor der Antwort bitter. »Ja, wir haben sie zurückholen können, das stimmt. Aber was ist sie denn? Ein Zombie, wenn du es genau nimmst. Ein Mensch ohne Herz, der zwar existiert, dessen Dasein aber an einem magischen Gegenstand hängt, an einem Würfel. Als großen Sieg kannst du das nicht bezeichnen.«
»Jetzt machst du alles mies.«
»Würdest du das gleiche nicht an meiner Stelle tun?«
Auf diese Frage wußte Suko keine Antwort. Er hob nur die Schultern.
»Vielleicht hätte ich ebenso reagiert, wenn ich Träger des Kreuzes gewesen wäre«, gab er nach einer Weile zu. »Dennoch solltest du nach vorn schauen und nicht ins Leere. Das jedenfalls meine ich. Du kannst nicht einfach alles hinwerfen, du hast einen Job, John. Man verlangt von dir etwas. Ich möchte Sir James sehen, wenn du den Dienst quittierst. Und dann, mein Lieber, ist nicht sicher, ob dich die Dämonen in Ruhe lassen werden. Du stehst auf ihrer Liste ganz oben. Bist der Typ, den sie an die erste Stelle gesetzt haben.«
»Das weiß ich…«
»Eben. Willst du dich da so abschlachten lassen? Die machen dich fertig. Auf so etwas haben sie nur gewartet. John, man wirft sein Leben nicht so einfach weg. Nimm das Kreuz wieder an dich!«
Suko hatte die letzten Worte sehr zwingend gesprochen und mich dabei angestarrt.
Ich stand da und überlegte. Sollte ich seinem Ratschlag folgen und das Kreuz tatsächlich wieder an mich nehmen? Es wäre verrückt gewesen, reiner Wahnsinn. Was sollte ich mit einer Waffe, die von meinen Gegnern manipuliert worden war und von ihnen gesteuert oder gelenkt werden konnte? Ich schluckte einige Male. In der Kehle saß noch immer der dicke Kloß. Ein Beweis für meine Unsicherheit und Angst. Beides hatte mich schlagartig überfallen.
Wir sprachen nichts. Suko ließ mich mit meinen
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