0347 - Satans Mädchenfänger
ihnen aufgefallen, daß zwei Mädchen fehlten, und sie würden alles daransetzen, um sie zu finden. Gloria kannte die harten Gesetze, und wie wußte auch von den grausamen Strafen, die man für solche Fälle parat hielt.
»Wollen Sie nicht fahren?« fragte sie deshalb. »Ich glaube, wir sind so etwas wie ein Verkehrshindernis.«
»Ja, da haben Sie recht.« Der Mann drehte sich wieder um und gab Gas. Ein wenig zuviel des Guten, denn der Mercedes ruckte zweimal. Wahrscheinlich hatte Robby die Nähe der beiden jungen Mädchen hervös gemacht.
Aufatmend lehnten sich Gloria und Diana zurück. Sie schauten sich an. Beide lächelten erleichtert, als hätten sie sich abgesprochen.
Das also war geschafft.
Für sie die erste Teilstrecke auf dem langen Weg in ein neues Leben. So jedenfalls dachten sie.
Robby fuhr nicht sehr schnell. Vielleicht wollte er die Fahrt genießen. Sie mußten ein Stück zurück und dicht am Club vorbei.
Von der eigentlichen Hauptstraße zweigte ein Stichweg ab, der direkt vor dem Gebäude endete.
Als sie diese Einmündung erreichten, duckten sich die beiden Mädchen und kamen erst wieder hoch, als sie die unmittelbare Nähe des Clubs hinter sich gelassen hatten.
Das war gutgegangen.
Der Mercedes legte sich in eine Rechtskurve. An deren Ende begann die Auffahrt zur Brücke, die ihr gewaltiges Gerüst über die dunkelgrauen Fluten der Themse spannte.
Gegenverkehr gab es nicht. Eine Kurve wurde noch enger, die Fliehkraft preßte die beiden Mädchen gegeneinander, dann hatten sie die Gerade erreicht, die in die breite Chelsea Bridge Road einmündete. Nicht weit entfernt lag ein gewaltiger dunkler Komplex.
Es war das Royal Hospital, in dem auch die Veteranen der Armee wohnten. Nur wenige Fenster waren erleuchtet. Das Licht kam beiden Mädchen so unendlich weit entfernt vor.
Bevor sie in die Straße einbiegen konnten, mußte Robby zwei Motorradfahrer vorbeilassen. Sie rauschten heran wie Raketen. Ihre Scheinwerfer schienen in den Spiegeln des Wagens zu explodieren, der Motorenlärm begleitete die Maschinen als Echo, dann huschten sie vorbei. Die Fahrer waren nicht zu erkennen, weil sie so flach auf ihren Feuerstühlen lagen.
»Jetzt klappt es gleich«, versprach Robby und schaltete gleichzeitig das Radio ein.
Popmusik drang aus den Lautsprechern. Robby gab sich locker und gelöst. Die beiden Mädchen dachten anders. Obwohl sie in relativer Sicherheit saßen, dachten sie noch immer an die Häscher des Clubs und drehten sich öfter um als gewöhnlich.
Die Straße hinter ihnen lag leer. Nur in der Ferne waren zwei Lichter dicht über dem Belag zu erkennen.
Robby fuhr wieder an und beschleunigte, so daß die Brücke rasch näherkam. Auch der Wagen hinter ihnen holte auf.
Beide Mädchen hatten sich gedreht. Diana fühlte Glorias Hand auf der ihren. Die Fläche war kalt.
»Sind Sie das?« flüsterte Diana.
»Ich weiß nicht.«
»Du kannst doch an den Scheinwerfern erkennen…«
»Das ist auf jeden Fall ein Sportwagen.« Diese Worte fielen in einer Musikpause.
»Habt ihr was?« fragte Robby von vorn.
»Nein, nein, fahren Sie bitte weiter«, antwortete Gloria schnell.
»Wir haben uns nur gefragt, wie wir Ihnen danken können, wo Sie doch so viel für uns getan haben.«
Robbys Lachen klang schmierig. »Das wüßte ich schon, meine Lieben. Ich habe euch doch von dem kleinen, schicken Hotel erzählt.«
»Ja…«
»Wir werden uns zu dritt ein Zimmer nehmen. Ich kenne den Besitzer, der macht das gern.«
»Und dann?« fragte Diana.
»Möchte ich mich von euch verwöhnen lassen. Wir lassen Champagner kommen und feiern. Okay?«
»Einverstanden!«
Gloria hatte nichts gesagt, nur nach hinten geschaut. Die Lichter waren nähergekommen, und es sah ganz so aus, als wollte der andere Wagen überholen, denn er schwenkte bereits auf die rechte Seite.
Verzweifelt bemühte sich Gloria, den Autotyp zu erkennen, es war ihr in der Dunkelheit nicht möglich, zudem blendeten die Scheinwerfer.
»Jetzt sind wir gleich auf der Brücke«, sagte Diana.
Aus den beiden Boxen drang die Stimme von Rod Stewart. Die mochte Robby wohl nicht, denn er drehte leiser, so daß man sich trotz des Gesangs unterhalten konnte.
Jetzt waren sie auf der Brücke.
Gloria warf einen schnellen Blick aus dem Fenster. Sie sah bereits das Gestänge vorbeihuschen. Die großen Träger wirkten dabei wie bedrohliche Schatten.
Regelrecht bedrohlich war auch der andere Wagen, der sich fast schon auf gleicher Höhe mit dem Mercedes
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