0347 - Tausend Dollar für ein Leben
Der Mann wollte mich natürlich nicht verärgern und schilderte Clarks Treiben in den mildesten Ausdrücken. Aber als ich ihm erklärte, ich wollte die nackte Wahrheit und nichts als die Wahrheit wissen, rückte er mit der Sprache heraus.«
»Können Sie mir die Adresse dieser Auskunftei geben?«
»Selbstverständlich. Ich habe sie jetzt nur nicht im Kopf. Ich lasse sie heute Morgen sofort von meiner Sekretärin heraussuchen. Wenn Sie mich anrufen, können Sie die Anschrift sofort haben!«
»Danke. Beschäftigen Sie in Ihrem Haus Malaien — oder Filipinos?«
Er dachte einen Augenblick nach. Seine Stirn runzelte sich zu den charakteristischen Zügen.
»Doch! Lassen Sie mich aufzählen: Da sind einmal zwei oder drei Gärtner, ein Bursche, der dem Chauffeur bei der Wagenpflege hilft…Ich glaube, in der Küche treibt sich auch noch einer herum. Genau kann ich es Ihnen nicht sagen, um die Einstellung der Personals kümmert sich meine Schwiegertochter. Glauben Sie, das könnte mit der Sache hier etwas zu tun haben?«
»Ich glaube gar nichts«, meinte ich, »ich versuche nur Informationen zu sammeln. Ihr Bruder Arthur hat doch einen Hausboy, der Filipino ist?«
»Davon weiß ich nichts«, sagte er. »Sie müssten schon gemerkt haben, dass wir Brüder nicht allzu viel Kontakt miteinander pflegen.«
»Wickelte Ihr Bruder seine Geschäfte in seiner Wohnung ab, oder besaß er noch irgendwo Räume für diesen Zweck?«
»Ich glaube ja, Agent Cotton. Nur kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wo das ist. Wenn Sie mit in mein Büro fahren wollen…«
»Das ist nicht nötig. Das hat Zeit. Jack, du begleitest jetzt Mr. Gilbury nach Hause und sorgst dafür, dass nichts passiert. Wir anderen warten nur noch auf die Ankunft der Mordkommission und verdrücken uns dann. Gute Nacht, Mr. Gilbury!«
Der Konservenkönig war so schockiert, dass er keine Einwände machte. Jack Weaver reichte ihm seinen Hut, den er auf einen Haken im Flur gehängt hatte.
»Willst du wirklich jetzt nach Hause gehen?«, erkundigte sich Meeker, besorgt, die saftigste Schlagzeile könnte ihm entwischen.
»Keine Angst«, lachte ich. »Die Arbeit beginnt erst. Allerdings dürften die Höhepunkte vorbei sein. Vom Standpunkt eines Reporters aus darfst du jetzt ruhig an der Matratze horchen. Das Fleisch für deine Story kriegst du heute Morgen von der Pressestelle des FBI!«
»Ich mag aber nicht! Was habt ihr jetzt vor?«
»Uns das Büro dieses wucherischen Millionärsbruders anzusehen! Sichergibt es hier in der Wohnung einen Hinweis, wo es zu finden ist. Warum sollte er es auch geheim halten?«
»Du hast recht!« meinte Phil. »Sehen wir also nach!«
Lieutenant Traylor, mein Freund und ich, gefolgt von dem Reporter, marschierten in das Arbeitszimmer. Der Stahlschrank interessierte mich. Er war nicht abgesperrt. Ein Stapel loser Blätter, zusammengehalten durch Hanfschnüre, quoll uns entgegen.
Jeder von uns griff sich einen Packen und schaute ihn durch.
»Ich hab’s«, rief Traylor nach einer Weile. »Das Büro muss in der 108. Straße East, liegen, Hausnummer 2042!«
Er hielt uns einen Bogen entgegen. Phil griff danach.
»Stimmt!«, sagte er schließlich. »Hier wird ein Mr. Cook zu einer Aussprache an die angegebene Adresse bestellt!«
»Okay!«, rief ich. »Nichts wie hin! Wo bleiben nur die Kollegen von der Mordkommission?«
Ich hatte das Gefühl, eine heiße Spur zu haben und forderte einen Durchsuchungsbefehl an. Es drängte mich, das Büro Clark Gilburys in Augenschein zu nehmen. Auch die anderen hatte trotz der frühen Morgenstunde das Jagdfieber gepackt. Phil trat von einem Fuß auf den anderen. Endlich polterten die Kollegen die Treppe herauf. Sie brachten den Haussuchungsbefehl mit.
Ich gab kurz die nötigen Anweisungen und erbat mir einen vorläufigen Bericht in mein Office. Dann veranstalteten wir ein Wettrennen hinauf zur 108. East. Die beiden Polizeiwagen mit heulender Sirene voran, während Meekers Ford schnaufend nachkroch.
***
Das Haus 2042 passte in die Gegend. Neben der Haustür fanden sich eine Reihe von Tafeln mit Firmennamen. Auf einer von ihnen stand: Gilbury Finance Company. Und darunter: Geld für jedermann — niedrige Zinsen. Das gravierte Messingschild hatte er wohl anbringen lassen, als er noch davon träumte, die Kurse an der Wall Street zu beeinflussen.
Es gab sogar einen Klingelknopf mit der Aufschrift Hausverwalter. Phil presste im Licht der Taschenlampe seinen Finger darauf. Zwei Minuten später
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