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0347 - Tausend Dollar für ein Leben

0347 - Tausend Dollar für ein Leben

Titel: 0347 - Tausend Dollar für ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tausend Dollar für ein Leben
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streckte sich ein wirrer Haarschopf aus einem der Fenster des Erdgeschosses. Er gehörte zu einem grauhaarigen Mann, der wahrscheinlich diese Stadt noch unter dem Namen Neu Amsterdam gekannt hatte. Damals, als sich die ersten Holländer hier ansiedelten.
    »Hallo«, fragte ich, »sind Sie der Hausverwalter hier?«
    Er konnte unsere Gesichter hinter den Taschenlampen nicht erkennen. Er beugte den Kopf ein wenig zur Seite und blinzelte.
    »Wer seid ihr denn? Was wollt ihr hier?«
    Ich trat vor und richtete den Strahl meiner Lampe auf den blaugoldenen FBI-Stern.
    »Wir sind G-men! Würden Sie uns ‘reinlassen?«
    Zwei Minuten später knirschte der Schlüssel im Schloss. Wir schoben den Methusalem zur Seite und stürzten hinauf in den zweiten Stock. Die Tür mit dem gleichen pompösen Messingschild wie unten neben der Haustür war verschlossen.
    »Ich werde mal sehen, ob diese Mumie von einem Hausverwalter einen Schlüssel besitzt«, meinte Lieutenant Traylor und stieg wieder nach unten. Er kam mit dem Hauptschlüssel wieder.
    Die Geschäftsräume bestanden aus drei Zimmern. Eins davon war eine winzige Kammer, die kein Fenster hatte. Ein elektrischer Kocher und ein Stapel schmutziger Teller bewiesen, dass Clark Gilbury sich hier seine Mahlzeiten zubereitete. Die Tür ließ sich nicht ganz öffnen, sie stieß an das Kopfende einer Couch. Die muffige Luft roch nach angebranntem Fett. Angewidert zogen wir die Tür hinter uns zu und wandten uns dem nächsten Zimmer zu. Es enthielt einen Schreibtisch und ein paar Stühle. An der Wand standen drei Stahlschränke, wie wir sie bereits aus der Wohnung des Geldverleihers kannten. Von diesem Raum aus gelangte man in einen weiteren, der anscheinend als Archiv verwendet wurde. Roh gezimmerte Regale erstreckten sich bis an die Decke. In den Fächern türmten sich Schriftstücke mit Hanfschnüren zusammengebunden. Auf Aktendeckel oder ein sonstiges Ablagesystem hatte Clark Gilbury verzichtet. Wahrscheinlich fand nur er sich in diesem Wirrwarr zurecht. Wir würden unmöglich in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, diese Unmassen von Papier durcharbeiten können. Wir resignierten und wandten uns dem Schreibtisch zu. Das Ergebnis war mager, wenigstens was den Überfall auf den Geldverleiher betraf. Was die Geschäftspraktiken Clark Gilburys anbetraf, bestätigte sich der Bericht, den der Privatdetektiv dem Konservenkönig gegeben hatte. Ich zweifelte nicht daran, dass sich Clark auch als Erpresser betätigte.
    Trotzdem waren wir enttäuscht, denn wir wollten Hinweise für einen Mordanschlag und einen vollendeten Mord haben. Ich hatte noch die Hoffnung, dass die Sichtung des »Archivs« interessante Hinweise zu bieten habe.
    Die Überraschung stand uns noch bevor. Als wir die Tür zum Gang verschlossen hatten und wieder nach unten kletterten, saß der Alte in der Halle auf einer Bank und döste. Phil gab ihm den Schlüssel zurück und meinte: »Sie dürfen niemanden, wer immer es auch sei, in das Büro lassen! Wir schicken so schnell wie möglich jemanden vorbei, aber bis dahin darf niemand das Büro betreten. Kapiert?«
    Der Mann nickte.
    »Auch nicht sauber machen!«, fügte ich an.
    »Wieso ich?«, antwortete der Greis. »Ich habe nichts damit zu tun. Das besorgt Gilburys Diener. Der alte Wucherer lässt keinen Fremden ‘ran. Ich hab’ mich mal angeboten, aber da wurde er richtig gemein. Wenn ich mich in seinem Büro sehen ließe, sagte er, würde er mir eigenhändig den Hals umdrehen. Na, das kann jeder halten, wie er will, Gentlemen, aber mir ging’s gegen den Strich. Ich bin ein alter Mann, und dieser Grünschnabel wird schon noch sehen, wohin er mit diesem Benehmen kommt. Wenn der wüsste, dass ich einen Hauptschlüssel hab’! Einmal hat er mich danach gefragt, aber ich hab’ gesagt, ich hätt’ keinen. Ich bin ein alter Mann, Gentlemen, aber in meinem ganzen Leben hab’ ich noch nichts mit der Polizei zu tun gehabt. Und da kommt dieses Greenhorn und sagt, ich soll mich in seinem Office nicht blicken lassen…«
    »Schon gut, Alter«, beruhigte ich ihn. »Sie sprachen davon, dass Gilbury einen Diener beschäftigt. Kennen Sie den Mann?«
    »Kennen schon! Aber wenn Sie mich fragen, wie der Bursche heißt, können Sie mich genauso gut nach dem Namen unseres jetzigen Präsidenten fragen. Seit dem alten Teddy Roosevelt kümmere ich mich nicht mehr darum, das geht mir zu schnell.«
    Ich unterbrach ihn.
    »Was ist das für ein Mann? Können Sie ihn

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