0348 - Zombies aus dem Höllenfeuer
für eine Weile bewußtlos bleiben würde, wie Suko hoffte, konnte sich der Inspektor um seine eigene Wunde kümmern.
Er kippte die Couch wieder zurück und nahm darauf Platz.
Nachdem er sich das Hosenbein hochgekrempelt hatte, mußte er feststellen, daß es nicht gut aussah. Die Klinge hatte eine lange, daumenbreite Schramme im Fleisch des Oberschenkels hinterlassen, und aus der Wunde rann noch immer das Blut.
Ein Pflaster besaß Suko nicht, so tupfte er mit einem Taschentuch das Blut ab. Den Stoff konnte er nicht um das Bein wickeln, da der Oberschenkel dafür zu dick war.
Er krempelte den Stoff wieder nach unten und hörte an dem leisen Stöhnen, daß Aldo wieder zu sich kam. Der Knabe würde sich wundern. Zudem wollte Suko die Sache beschleunigen. Er stand auf und humpelte auf den Mann zu. Bei jedem Auftreten schmerzte die Beinwunde, so daß Suko die Zähne zusammenbiß. Nach dem fünften Schritt hatte er sich fast an das neue Gefühl gewöhnt.
Vor Aldo blieb er stehen.
Vergeblich versuchte der Chef des Clubs, sich in die Höhe zu stemmen. Erst als Suko ihm dabei half, schaffte er es und wurde auch zwischen Schreibtisch und Wand weggezogen.
Dann stand er vor dem Chinesen.
Mit einer Hand hielt Suko ihn fest. Er sah den glasigen Blick in den Augen des anderen, hörte auch das Stöhnen und sagte hart:
»Komm, Junge, spiel mir hier nichts vor.«
»Verdammt, das ist…«
»Ich weiß, es geht dir nicht gut. Mir auch nicht. Aber ich habe eine Aufgabe, und die werden wir beide gemeinsam erledigen. Ich habe nicht vergessen, welchen Tod du mir zugedacht hast. Diesen nicht!«
Beim letzten Wort hatte Suko das Kinn des Burschen in die hohle Hand genommen und drehte den Kopf so herum, daß Aldo einfach auf den vernichteten Zombie schauen mußte.
Der Mann wurde noch bleicher. Er versuchte, Fragen zu stellen, was ihm nicht gelang, und auch Suko sah keinen Grund, ihm eine Erklärung zu geben.
»Ich habe sie dir nur gezeigt, damit du weißt, wer hier den Ton angibt, mein Lieber.«
»Ja, verflucht.« Er fügte ein Stöhnen hinzu. »Wie hast du den denn erledigt?«
»Mit zwei Fingern.« Suko drehte Aldo wieder herum. Das Blut aus dessen Kopfwunde war weitergelaufen. Sogar über den Hals hinaus und hatte auf dem Revers ein rötliches Muster hinterlassen.
»Was willst du?« fragte Aldo, der sich in Sukos Griff befand und den Kopf schüttelnd bewegte.
»Einen kleinen Spaziergang möchte ich machen.«
Aldo lachte krächzend. »Toll, und wohin?«
»Zu den anderen.«
»Welchen anderen?«
»Den Zombies, mein Freund!«
»Es gibt aber keine Zombies!« preßte Aldo hervor. »Hast du gehört? Keine Zombies!«
»Und die da in der Ecke!«
»Ist keine…« Der Mann lachte, hörte aber auf, als Suko sauer wurde und ihn härter anfaßte. »Ich weiß, daß es noch mehrere gibt. Ich habe sie auf der Brücke gesehen!« bluffte er. »Also, wo stecken sie!«
»Nicht hier!«
»Das sehe ich. Wo?«
»Unten«, erklärte Aldo. »Unten im Keller. In einem Reich, wo jeder Besucher verloren ist. Da hausen sie, da ist unsere Welt, da wird man dich vernichten.«
Er schien wieder einigermaßen auf der Höhe zu sein, daß er solche Töne spucken konnte.
Suko lachte hart. »Wie fein für uns«, bemerkte er. »Dann laß uns doch mal in den Keller gehen.«
»Was? Du willst…«
»Genau das will ich, mein Lieber. Und du wirst mich führen. Aber keinen Unsinn, Aldo, sonst werde ich mehr als sauer, und so etwas bekommt dir nicht. Wir werden den Raum hier verlassen und so tun, als wären wir alte Freunde, klar?«
»Sicher.«
»Dann komm.« Suko streckte den Arm aus und packte seinen Gefangenen an der rechten Schulter. Wie eine Puppe drückte er ihn herum, bevor er mit ihm die Tür ansteuerte.
Aldo verhielt sich auch ruhig. Suko schärfte ihm noch einmal ein, keinen Verdacht zu erregen, wenn ihnen jemand entgegenkam, dann öffnete er und schaute in den Gang.
Die Bürotür mußte schalldicht schließen, von den Kampfgeräuschen hatte wohl niemand etwas bemerkt oder gehört, denn der Inspektor fand den Gang leer, als er hineinschaute.
»Wohin jetzt?«
»Nach links.«
»Okay.« Suko drückte seinen unfreiwilligen Begleiter in die entsprechende Richtung.
Sie gingen den Gang weiter durch. Hinter einer Kurve wurde die Beleuchtung spärlicher. In diesen Teil des Hauses führte man wohl keine Kunden.
Suko glaubte auch, aus dem unteren Geschoß Klaviermusik zu hören. Sehr leise und gedämpft. Dort fand man Kontakt und kam sich näher. Auch
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