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0349 - Brücke der knöchernen Wächter

0349 - Brücke der knöchernen Wächter

Titel: 0349 - Brücke der knöchernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wischte sich Blut von der Oberlippe, denn Aldo hatte ihn hart angefaßt.
    Das ganze Viertel schien rebellisch geworden zu sein. Sie hörten die Schreie der Verfolger und rechneten damit, daß die Meute sämtliche in der Nähe liegenden Straßen und Gassen abriegelte.
    »Gibt es noch einen Weg?« fragte Aldo.
    »Ja, den kenne ich.«
    »Und wo?«
    »Kanalisation.«
    »Dann los.«
    Hassim zitterte vor Angst. »Wenn sie uns erwischen, schneiden sie auch mir die Kehle durch!«
    Aldo lachte kehlig. »Dann sieh zu, daß sie es nicht schaffen. Auch in deinem Interesse.«
    Hassim schaute den Engländer in der Dunkelheit an. Das Gesicht des Einheimischen glänzte, als wäre eine Schwarte über seine Haut gerieben worden. Der bis zum Kinn laufende schmale Blutstreifen war bereits eingetrocknet.
    Sie drückten sich in einen Winkel des Hofes, in dem es entsetzlich stank. Hier befand sich die Sickergrube. An ihr mußten sie vorbei, und Leila, die als letzte ging, hielt sich die Nase zu. Der schmale Steg war dort zu Ende, wo sich ein schachtartiges Kellerfenster im Mauerwerk abzeichnete. »Da müssen wir rein!« sagte Hassim.
    »Wenn du uns reinlegen willst…«
    »Nein, nein, wirklich nicht.«
    »Okay geh vor.«
    Hassim duckte sich zusammen. Er sah jetzt aus wie ein Ball, aus dem der Kopf hervorschaut. Dann glitt er in das offene Fenster hinein und war wenig später verschwunden.
    Ein einfaches Prinzip, denn die Rutsche transportierte auch die beiden anderen in die unterirdischen Räume, wo Ölfässer standen und es einen Kanaldeckel gab.
    Ihn hatte Hassim schon angehoben. Wenig später waren alle drei untergetaucht. Über eine alte Leiter ging es in die stockdunkle Tiefe.
    Als sie unten im feuchten, stinkenden Schlamm standen, holte ihr Führer eine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein.
    Der helle Strahl stach in die Finsternis und verlor sich in einem endlosen Gang.
    »Da müssen wir weiter.« Wieder ging er vor und führte den Mann und die Frau an einem ausgetrockneten Kanalbett entlang. Es war lange trocken gewesen. Beim nächsten Regen würde das Kanalbett wieder überflutet werden, das stand fest.
    In der Kanalisation stank es erbärmlich. Alle drei atmeten nur mehr sehr flach und durch die Nase. Die Zeit wurde für sie bedeutungslos, auch kannten sie sich nicht mehr aus, denn Hassim führte sie durch unterirdische Stollen und Gänge, bis zu einer Steigleiter, die rostzerfressen und metallisch vor ihnen in die Höhe stieg.
    Da kletterten sie hinauf.
    An deren Ende entdeckten sie einen runden Deckel. Mit gemeinsamer Kraft stemmten sie ihn in die Höhe, und die erste, frische Luft seit langem streichelte ihre Gesichter.
    Sie hörten keine schreienden Stimmen mehr. Dafür das Hupen von Autos, auch Musik, eben nächtlichen Großstadtlärm.
    »Und jetzt?« fragte Aldo.
    Hassim atmete einige Male tief durch. »Es ist wirklich nicht mehr weit. Nur noch ein paar Minuten.«
    »Hoffentlich.«
    Hassim hatte nicht gelogen. Um einige Ecken mußten sie gehen, bis sie eine Gasse erreichten, die tief in die Altstadt hineinstach und dabei eine Rechtskrümmung aufwies.
    Auch in der Nacht noch hockten hier die Händler vor ihren Geschäften, denn noch immer verliefen sich Touristen in diese Gegend, um ein Souvenir zu kaufen.
    Tanger schlief nie…
    Vor einer schmalbrüstigen Hausfassade blieb Hassim stehen.
    »Hier genau ist es.«
    »Meinst du, daß wir hier den Bai finden?«
    »Nein, den nicht. Aber es gibt eine Person, die genau über ihn Bescheid weiß. Eine sehr alte Frau. Sie kann euch mehr sagen. Sie lebt hier und wartet.«
    Aldo schaute Leila an. Als er sah, daß seine Begleiterin nickte, holte er die zweite Hälfte des Geldscheins hervor und drückte sie Hassim in die offene Hand.
    »Danke, danke…«
    »Schon gut, hau ab!«
    Hassim verschwand. Er sah nicht mehr, wie die beiden das Haus betraten. Sein Gesicht war haßverzerrt. Ja, er haßte diesen Pöbel aus Europa. Sie hatten ihn behandelt wie einen Hund. Wütend spie er aus und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Das werdet ihr büßen!« flüsterte er. »Verdammt, das werdet ihr büßen, ihr widerlichen Kreaturen!« Er schüttelte sich noch einmal und lief dorthin, wo er eine Telefonzelle fand.
    El-Sudat war für jede Information dankbar…
    ***
    Ich war in die Wand hineingelaufen, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden.
    Einem normalen Menschen wäre es wie ein Wunder vorgekommen. Ich will damit nicht sagen, daß ich unnormal bin, ich hatte dieses Phänomen des Zeitentores nur

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