035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
war grauenvoll.«
»Diese Insel ist seine letzte Station. Von hier kommt er nicht lebend weg«, behauptete Mr. Silver zuversichtlich.
Ein leichter Zweifel lag im Blick des Mädchens. Nana wußte nicht, daß sie einen Kämpfer vor sich hatte, der aus der Silberwelt kam und mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet war.
»Gehen Sie jetzt«, sagte der Hüne.
»Viel Glück«, erwiderte Nana Stuarnaras und lief an Mr. Silver vorbei. Sie drehte sich nicht um, hatte es sehr eilig, zu den Booten zu kommen, und hoffte daß ihr Mr. Silver den Rücken freihielt.
Der Ex-Dämon hob grimmig den Blick und schaute zum höchsten Punkt der Insel hinauf. Seine Augen tasteten die hellen Felsen ab, schweiften über Bäume und Büsche.
Wo steckte der Kerl? Hatte ihn Roxane inzwischen aufgestöbert?
Welchen Verlauf würde das Aufeinandertreffen der Hexe aus dem Jenseits mit dem Ghoul nehmen?
Mr. Silver schloß die perlmuttfarbenen Augen. Er konzentrierte sich und aktivierte seine magischen Kräfte. Schwer atmend öffnete er den Mund, und Augenblicke später floß Ektoplasma über seine Lippen.
Auf diese Weise schuf der Ex-Dämon ein Geistwesen, das seine Gestalt annahm… Einen Doppelgänger. Das Ektoplasma verdichtete sich so sehr, daß Mr. Silvers Zwilling einen Körper hatte, den man anfassen konnte.
Sollte es dem Ghoul gelingen, diesen Geist-Körper zu zerstören, war das kein Malheur. Der Hüne war imstande, jederzeit einen neuen zu schaffen. Stumm standen sie einander für wenige Sekunden gegenüber.
Das Original und die Kopie…
Ekto-Silver wußte, was zu tun war; er kannte seine Aufgabe wandte sich um, ohne einen Befehl erhalten zu haben, und begab sich auf die Suche nach dem Leichenfresser.
Der echte Mr. Silver schlug einen anderen Weg ein. Nun waren es drei Gegner, die den Schwarzblütler suchten: Roxane und zweimal Mr. Silver. Damit war Cronis’ Untergang vorgezeichnet.
So sah es jedenfalls der Ex-Dämon, denn er wußte nicht, daß der Ghoul Roxane in seine Gewalt gebracht hatte. Über Felsen stieg der Hüne so lautlos wie möglich nach oben.
Die Sterne am Himmel funkelten wie Diamanten auf mitternachtsblauem Samt. Der Wind strich sanft über die Insel, kämmte die Kronen der Bäume mit seinen unsichtbaren Fingern.
Mr. Silver vermeinte in der Dunkelheit eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Er änderte seinen Kurs und huschte darauf zu. Es war kein Irrtum gewesen. Dort schlich tatsächlich jemand.
Der Leichenfresser war es. Und – verflucht – er war nicht allein.
Er hatte Roxane bei sich. Diese Erkenntnis gab dem Ex-Dämon einen Stich ins Herz, und der Schmerz verschlimmerte sich noch, als er sah, daß Roxane leblos auf den Armen des Schwarzblütlers lag; Arme, Kopf und Beine baumelten hin und her. Wie tot sah Roxane aus und das jagte dem Hünen einen eisigen Schauer über den Rücken. Roxane war nicht vorsichtig genug gewesen.
Die Wut brach in Mr. Silver los wie ein gewaltiger Orkan. Er wollte sich nicht mehr länger im Verborgenen halten, sondern den Ghoul frontal angreifen. Überrennen wollte er den Höllenbastard.
Doch als er starten wollte, federte hinter einem Felsen sein Doppelgänger hervor und stellte sich dem Leichenfresser in den Weg. Der Ghoul prallte zurück, schaltete aber sofort.
Cronis ließ Roxane fallen und setzte ihr seine rasiermesserscharfen Krallen an die Kehle. »Friedlich!« zischte die Bestie. »Ganz friedlich, sonst ist das Mädchen tot!«
Ekto-Silver trat zwei Schritte vor.
»Stehenbleiben!« knurrte der Ghoul. »Ich bluffe nicht. Ich töte das Mädchen wirklich!«
Ekto-Silver blieb stehen und spreizte die Arme ab. Cronis’ ganze Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet. Der Leichenfresser wußte nicht, daß sich das Original hinter ihm befand.
Nach wie vor saßen die gefährlichen Krallen des Ghouls an Roxanes Kehle. »Hinlegen!« verlangte Cronis. »Los! Auf den Bauch mit dir!«
Ekto-Silver zögerte.
»Wenn du nicht gehorchst, stirbt Roxane!« sagte Cronis.
Mr. Silvers Doppelgänger sank auf ein Knie, dann auf das zweite. Er stützte die Arme auf den Boden und legte sich flach hin, während sich der echte Ex-Dämon langsam und vorsichtig dem Höllenhund näherte.
Cronis bemerkte es nicht.
Mr. Silvers rechte Hand verwandelte sich in ein Silberbeil. Vier Schritte noch bis zu Cronis…
Der Ghoul lachte höhnisch. »Andreas Kantos hat euch viel erzählt, aber ihr werdet Cuca mit eurem Wissen nicht schaden können, dafür werde ich, Cronis, sorgen.«
Drei Schritte
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