035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
knallen.
Lavens Nerven vibrierten. Folgte ihm jemand? Hin und wieder vernahm er leise Geräusche.
Einbildung? Realität? Er wußte es nicht. Seine Wangenmuskeln zuckten. Er sezierte jede Wahrnehmung mißtrauisch. Nichts entging ihm. Er geheimniste in die Dunkelheit sogar noch mehr, als in ihr war.
Und die Angst war seine anhängliche Begleiterin. Keinen Schritt konnte er ohne sie tun. Lästig war sie ihm, doch sie ließ sich nicht abschütteln. Hartnäckig klammerte sie sich an ihn.
Ein Pfad führte zum Meer hinunter. Große, fleischige Kakteen streckten ihm ihre stacheligen Arme wie hungrige Polypen entgegen. Er wich aus, um sich nicht zu verletzen.
Wie weit war es noch bis zur Anlegestelle? Laven blieb stehen.
Da traf ihn der Schock mit der Wucht eines Keulenschlages, denn hinter ihm lachte jemand schnarrend.
Er kreiselte herum und sah Phaidon Eiliou, den Ghoul! Es blitzte grausam in den Augen des Ungeheuers. Laven war so verstört, daß er die Waffe in seiner Hand vergaß.
»Ich?« preßte er heiser hervor. »Bin ich es?«
Der Leichenfresser nickte.
»Nein!« krächzte Adam Laven. »Nein!« Er wich entsetzt zurück.
»Es war von Anfang an klar, daß es einen von euch treffen wird!«
»Warum mich?«
»Weil ich es so will!«
»Warum nicht… Chuck? Oder… eines der Mädchen?«
»Ich habe mich für dich entschieden, und du hast diese Entscheidung zu akzeptieren!«
Jetzt besann sich Laven des Revolvers. Er stieß die Waffe in Phaidon Eilious Richtung. »O nein! Ich bin bewaffnet! Wenn du mir nahekommst, mache ich dich kalt!«
Phaidon Eiliou scherte sich nicht um die Kanone. Er ging auf Adam Laven zu.
»Stop! Stehenbleiben!« schrie dieser. »Bleib stehen, verdammt!«
Der Schwarzblütler gehorchte nicht. Er stieß ein feindseliges Knurren aus, das dem Engländer durch Mark und Bein ging. Da drückte Laven ab. Donnernd entlud sich die Waffe.
Die Kugel streifte den grauenerregenden Ghoulschädel, zog eine tiefe Bahn durch die schleimige Haut. Laven drückte sofort wieder ab. Und noch einmal. Er schaute nicht, ob und wo die Kugeln trafen.
Er schoß nur – ununterbrochen. Bis die Waffe mehrmals klickte und ihm damit anzeigte, daß sich keine Patrone mehr in der Trommel befand. Richtig danebengegangen war keine einzige Kugel.
Alle Geschosse hatten die Höllenbestie entweder gestreift oder getroffen. Doch Phaidon Eiliou stand nach wie vor sicher und unverletzt vor dem Engländer.
Das begriff Laven nicht. In seiner Fassungslosigkeit schleuderte er die leergeschossene Waffe in die abstoßende Ghoulfratze, drehte sich um und wollte fliehen.
Doch der Leichenfresser ließ sein Opfer nicht entkommen. Mit einem Satz, den man diesem klumpigen Wesen nicht zugetraut hätte, holte der Schwarzblütler den Mann ein.
Phaidon Eiliou riß den Engländer zu Boden.
Gleich nachdem er sein grausiges Werk verrichtet hatte, verließ er die Insel. Er hatte seine Aufgaben erfüllt.
***
Schwarzes Dämonenblut floß aus der Wunde. Das Gebrüll des Ghouls weckte Roxane. Wut und Abscheu empfand Mr. Silver, und er hätte mit dem Silberbeil beinahe noch einmal zugeschlagen.
Nur mühsam beherrschte er sich. Der Ghoul wankte. Seine Pranke preßte sich auf die Wunde. Roxane stand auf.
»Bist du okay?« fragte Mr. Silver besorgt.
»Ja.«
Cronis starrte den Ex-Dämon zitternd an. Er rechnete damit, daß dieser Hüne ihn nun vernichten würde.
»Wir suchen Cuca!« schnarrte Mr. Silver. »Du arbeitest für sie.«
»Ja«, gab Cronis zu. »Aber sie nennt sich in Athen nicht Cuca, sondern Cypara Kulidis.«
»Auch gut. Und wo finden wir sie?«
Roxane trat neben den Ex-Dämon. Er legte einen Arm um sie, während er den Leichenfresser nicht aus den Augen ließ. Sein Ektoplasma hatte sich inzwischen verflüchtigt.
Es wurde nicht mehr benötigt, hatte seinen Zweck wieder einmal sehr gut erfüllt.
Cronis nannte die Adresse. Danach gab es keinen Grund mehr, ihn am Leben zu lassen, und Mr. Silver wollte dem Schwarzblütler auch sofort den Garaus machen, aber Roxane hielt ihn davon ab.
»Warte, Silver!« sagte sie rasch.
»Du hast doch nicht etwa Mitleid mit dieser Höllenkreatur!«
knurrte der Ex-Dämon.
»Nicht das mindeste, aber er könnte uns belogen haben. Wir waren uns zwar einig, ihn zu vernichten, wenn wir wissen, was uns interessiert, doch nun denke ich, daß es vernünftiger ist, ihn mit zu Cuca zu nehmen. Dort können wir ihn immer noch zur Hölle schicken.«
»Du hast recht«, sagte Mr. Silver. Er durchbohrte den
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