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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verdrängte den Gedanken. »Wir sollten von hier verschwinden«, sagte er. »Ich arbeite unterwegs weiter.«
    An Seilen zogen sie den Jet zum Ufer. Dort schoben sie ihn auf das Floß, das Gleemenz ihnen überlassen hatte. Das Floß vertäuten sie am Heck des Seglers.
    Honnes ließ den Anker lichten. Seine Streiter ruderten das Schiff in die Flussmitte. Dave blieb auf dem Floß bei der F-17. Er wollte die ein oder zwei Stunden bis zum Anbruch der Nacht nutzen, um die Reparaturarbeiten zu Ende zu bringen.
    Die Siedlung der Dysdoorer blieb zurück. Am Anlegesteg standen bunt gekleidete Gestalten und winkten ihnen hinterher. Meist Frauen und Kinder. Die Männer waren ja zum größten Teil auf dem Rhein unterwegs. Vierzig mit Haynz, um die Spitfire zu suchen, und sechzig mit Gleemenz, um sie Haynz abzujagen.
    Dave winkte zurück. Ein Gänsehaut rieselte ihm über Nacken und Rücken, als sie das schilfbewachsene Uferstück passierten, an dem ihn fünf oder sechs Stunden zuvor die Riesenkröten fast das Lebenslicht ausgeblasen hatten. »Fröhliche Weihnachten«, sagte er zu sich selbst.
    Er drehte sich zum Schiff um. Zu beiden Seiten pflügten je vier Ruder durchs Wasser. Gegen die Strömung und mit der Last würden sie Stunden bis nach Köln brauchen.
    Dave sah auf die Uhr. Kurz vor fünf. Vierundzwanzigster Dezember, kurz vor fünf die Zeit, in der er früher der Bescherung entgegen gefiebert hatte.
    Früher in Baltimore, als er noch ein kleiner Junge war.
    Er zog eine Karte aus der Beintasche seines Pilotenkombi. Eine Deutschlandkarte aus dem Jahre 2010 sämtliche Militärflughäfen waren darauf eingezeichnet. Dave hatte sie im Cockpit der F-17 gefunden. Er entfaltete sie und suchte Köln.
    »Wer sagts denn, Mickey? Auf mein Gedächtnis kann ich mich verlassen.« Dunkel hatte er sich an einen deutschen Luftwaffenstützpunkt im Kölner Raum erinnert. Jetzt sah er ihn auf der Landkarte den Bundesluftwaffenstützpunkt Köln-Wahn. Der einzige Ort, an dem David McKenzie darauf hoffen konnte, ein Treibstofflager zu finden.
    »Mist…!« Dave faltete die Karte zusammen.
    Wenn »Christopher-Floyd« von Köln ähnlich viel übrig gelassen hatte wie von Düsseldorf und es sah ganz danach aus dann würde Köln- Wahn aus kaum mehr als ein paar mit Dreck ausgefüllten Kellergrundrissen und dem einen oder anderen Schutthaufen bestehen.
    »Kennst du Köln-Wahn?«, rief er zum Heck des Seglers hinauf, wo Honnes über die Reling lehnte. Der kahle Mann mit dem zerknautschten Gesicht schüttelte den Kopf.
    »Gibts vielleicht irgendwelche Legenden bei euch, die von einem Ort berichten, auf dem in alten Zeiten Feuervögel starteten und landeten?«
    Honnes schüttelte den Kopf.
    »Schade…« Wieder studierte Dave die Karte. Der deutsche Luftwaffenstützpunkt lag ziemlich weit im Süden und auf der anderen Seite des Rheins. Eigentlich schon außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes von Köln. Erneut blickte er zu Honnes hinauf. »Vermutlich Unsinn, dich nach Pferden und Wagen zu fragen. Oder benutzt ihr so was zufällig?«
    »Nein.«
    »Dacht' ich mir. Dann muss ich wohl einen Tagesmarsch hinlegen, wenn ich Sprit für meinen Vogel suchen will.« Dave schabte sich den kurzen Vollbart. »Verdammt, was das an Zeit kostet…«
    »Wir haben Frekkeuscher und Andronen«, sagte Honnes.
    »Was für Dinger bitte?« Dave runzelte die Stirn.
    »Frekkeuscher und Andronen. Auf ihnen kann man reiten. Sogar fliegen kann man auf ihnen.«
    »Frekkeuscher und Andronen…« , wiederholte Dave leise. Er dachte an die Rieseneule und an Nils Holgerson. »Lassen wir uns überraschen, was das nun wieder für Viecher sind…« Er seufzte und drehte sich zu dem Düsenjäger um.
    »Ans Werk, Dave«, sagte er zu sich selbst.
    »Heute bereitest du dir selbst eine Bescherung. Heute schenkst du dir einen flugfähigen Jet.«
    ***
    Bis in die Abenddämmerung hinein mühten sie sich ab, die toten Wakudas auf die Flöße zu schaffen. Die Wasserfahrzeuge der Dysdoorer waren nicht gerade klein, aber am Ende mussten sie doch drei Tiere zurücklassen. Es stellte sich heraus, dass sie nur je zwei Kadaver auf einem Floß unterbringen konnten. Und das fünfte Floß musste den Eisenvogel tragen.
    Der Tag neigte sich, als Haynz und seine Dysdoorer endlich die vollbeladenen Flöße vom Ufer der Lichtung abstoßen konnten. Das Floß des Hauptmanns übernahm die Spitze der Flotte. Haynz thronte in seinem Eisenvogel. Vom Cockpit aus trieb er seine Männer zur Eile an. »Vorwärts,

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