0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst
waren mit starken Handscheinwerfern ausgerüstet.
Wir bildeten eine Kette und bewegten uns langsam durch den Garten.
Die drei Pfeile fanden sich, und in der weichen Erde sahen wir einen Fußabdruck.
Der Abdruck wurde mit Gips ausgegossen.
»Das Kriminalmuseum wird mit diesem Gipskloß um ein einmaliges Schaustück bereichert!«, verkündete Phil. »Wo sonst auf der Welt kann man den Fußabdruck eines Geistes bewundern?«
Wir lachten und machten uns wieder an die Arbeit. Zoll für Zoll rückten wir vor. Der Mond war inzwischen aufgegangen und tauchte die Szene in kaltes Licht.
An der Hecke, durch die der unheimliche Schütze verschwunden war, hingen ein paar Wollfäden. Sie wurden sorgsam in einem Umschlag verwahrt.
Jimmy Reads rief mich heran. Seine Lampe war auf die Blätter der Hecke gerichtet.
»Sieh dir das mal an, Jerry! Wenn mich nicht alles täuscht, ist das Blut!«
Kritisch betrachtete ich die braunroten Flecken, die bereits eingetrocknet waren.
Wenn der Bogenschütze ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste, hatten wir eine neue Spur zu verfolgen.
Wir waren jetzt am Gartenzaun angekommen. Die Kette schwankte um, auf das Haus zu. Kurz, bevor wir dort anlangten, fanden wir eine tote Katze.
»Mitnehmen!«, entschied ich.
Wir brachten unsere Beweisstücke in die Halle.
Abel Evers hatte inzwischen ausgeschlafen und leistete seinem Herrn Gesellschaft. Mr. Lorke hatte ein paar Flaschen herbeischaffen lassen und bot uns zu trinken an.
»Bitte, bedienen Sie sich, meine Herren! Haben Sie etwas gefunden?«
Ich deutete auf die Pfeile, Lorke sah sie sich an.
»Die sind nicht nachgemacht, Agent Cotton - es handelt sich um Originalstücke!«
Ich hatte auch gar nichts anderes erwartet.
»Haben Sie diese Pfeile schon einmal in der Hand gehabt, Mister Lorke?«
»Es sind Pfeile, wie sie für die Jagd verwendet wurden«, erklärte er. »Oben auf der Galerie hängt ein Köcher mit solchen Pfeilen.«
Ich ging mit ihm hinauf. Die Wand war mit Jagdwaffen bedeckt. Saufedern, Wurfspieße, Hirschfänge und darunter ein mannshoher Bogen mit Köcher. Er war so mit Pfeilen gespickt, dass die Geschosse, die unten in der Halle auf dem Tisch lagen, kaum aus diesem Köcher stammen konnten. Ich nahm den Bogen von der Wand und versuchte, ihn zu spannen.
»Vorsicht!«, warnte mich Lorke. »Ohne Handschutz könnten Sie sich verletzen!«
Ich nahm den Druck weg und hängte die Waffe wieder an den Haken.
»Diese Bogenschützen müssen eine Bärenkraft gehabt haben«, meinte, ich, als wir die Treppe wieder hinabstiegen. Der Hausherr lachte. »Ich habe es auch schon versucht«, gestand er. »Aber es wollte mir nicht so recht gelingen!«
»Bogenschießen ist ein neuer Volkssport bei uns in den Staaten«, fiel mir ein, »aber diese Bogen sind nicht so schwer wie diese Jagdwaffen.«
»Nein, die alten Bogen sind viel durchschlagender und tragen weiter. Schließlich wurden sie auch im Kampf verwendet«, antwortete Mr. Lorke.
Phil beschäftigte sich mit der Katze, die wir im Garten gefunden hatten. »Sie scheint einen kleinen Kratzer am Rücken abbekommen zu haben. Nicht von einer Pistolenkugel, dann wäre ihr Fell versengt. Wahrscheinlich traf sie einer der Pfeile. Aber der Pfeil kann es nicht allein gewesen sein.«
»Lasst die Finger von den Pfeilspitzen, Kollegen!«, rief ich.
»Sie sind bestimmt vergiftet!«
Die umstehenden Kollegen sahen mich betroffen an.
»Lasst die Pfeile liegen und kommt weiter, wir müssen jetzt das Haus durchkämmen«, meinte ich. »Zwei Mann bleiben in der Halle. Fangen wir mit dem Keller an.«
Stück für Stück wurde alles durchsucht. Nichts.
***
Nach einer Stunde gaben wir auf und begannen die Suche im Erdgeschoss.
Unter einem Besenschrank fanden wir einen klatschnassen Schuh. Das Leder war völlig durchweicht. Sicher war mit ihm der feuchte Abdruck hergestellt worden, den wir vor einigen Stunden vor der Tür zum Garten gefunden hatten.
Der Schuh gehörte Abel Evers. Jemand hatte ihm den Schuh gestohlen. Sonst gab es im Erdgeschoss nichts, was uns hätte weiterhelfen können. Müde kletterten wir in den ersten Stock hinauf.
Dort hatte David Lorke seine Schätze konzentriert. Jedes Zimmer repräsentierte einen eigenen Stil. Ein Kulturhistoriker hätte seine helle Freude daran gehabt.
Aufmerksam durchforschten wir die Räume. In einem Kabinett, in dem sich Heinrich VIII vermutlich sehr wohl gefühlt hätte, zog ich die Bettdecke hoch.
Auf dem Bettlaken zeichnete sich deutlich ein
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