0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle
Unsere ist es zum Glück nicht. Dann ginge es uns schlechter. Das heißt, wir wären wahrscheinlich nicht mehr am Leben.«
»Kennst du eigentlich die Großen Alten?«
Der Eiserne nickte. »Zumindest mit Namen«, erklärte er uns Zuhörern. »Gesehen habe ich sie nicht. Der Namenlose…« Er hob die Schultern. »Damit kann ich noch nichts anfangen. Ich weiß nicht, was es bedeutet.«
»Aber er hat auch seine Welt«, warf Kara ein.
»Ja, das stimmt.«
Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare und schaute in die Ferne ohne Grenzen. Die Zerstörung einer Welt hatte dort einen gewaltigen Lichtball hinterlassen, der nun verschwunden war, nicht einmal der Widerschein tanzte noch vor unseren Augen.
Wir gingen noch nicht. Jeder beschäftigte sich mit eigenen Gedanken. Myxin sprach etwas aus, das uns im Prinzip alle bewegte.
»Wir haben die Zerstörung eines Teils der Leichenstadt erlebt«, erklärte er. »Und sind uns des Risikos bewußt, in dem wir schweben. Jeden Augenblick kann mit dieser Welt das gleiche geschehen.«
»Was willst du dagegen unternehmen?« fragte Kara.
»Ich möchte wissen, auf wessen Veranlassung die Zerstörung geschehen ist.«
»Das war der Teufel«, sagte ich.
»Asmodis oder Luzifer?«
»Wahrscheinlich beide.«
Myxin nickte. »Und das ist auch das Problem. Diese Dämonen könnten unter Umständen zu stark für uns sein. Da wir hier stehen, sind wir Gefangene unseres eigenen Plans, und ich möchte herausfinden, ob mir meine Waffe weiterhelfen kann.«
Myxin hatte die Worte noch nicht beendet, als er die »Waffe« schon hervorholte.
Es war die Totenmaske aus Atlantis! Ein Relikt aus einer anderen Zeit und von einem geheimnisvollen Kontinent.
Sie besaß fünf Ecken, ihre Farbe konnte man als ein sattes Grün bezeichnen, und jede Ecke der Maske war mit einem Auge verziert, wobei jedes Auge eine andere Farbe besaß.
Von links nach rechts gesehen waren es die Farben blau, grün, braun, violett und rot.
Ein fantastisches Gebilde, das von Myxin gehütet wurde wie ein kostbarer Schatz.
»Welches Ziel verfolgst du?« erkundigte sich Kara leise.
»Ich möchte sehen, ob ich tatsächlich in der Lage bin, durch die Maske erkennen zu können, welch eine Welt der Zerstörung hingegeben wurde.« Myxin drückte sich ein wenig umständlich aus.
Das waren wir von ihm nicht gewohnt. Daß er so redete, ließ darauf schließen, wie sehr auch er unter der Spannung litt.
Niemand von uns hatte etwas dagegen. Kara nickte. »Probiere es aus, vielleicht siehst du mehr.«
»Ich hoffe es.«
Mit diesen Worten auf den Lippen nahm der kleine Magier die Maske hoch und preßte sie gegen sein Gesicht. Sofort wirkte er völlig anders. So fremd wie ein Totem, das von Eingeborenen angebetet wird.
Wenn Myxin durch die Maske schaute, hatte er ähnliche Probleme wie Kara bei ihren Beschwörungen. Auch das Sehen in die Zukunft kostete ihn Kraft, er verlor viel Energie, aber der Erfolg heiligte zumeist die Mittel.
Ali hatte mit staunenden Blicken zugeschaut. Er wollte ebenfalls wissen, woran er war. Flüsternd stellte er die entsprechende Frage an mich.
Ich legte einen Finger auf die Lippen. Ali verstand, nickte und war ruhig.
Auch Leila redete nicht mehr. Sie wartete ebenso ab wie wir. Daß einer der Großen Alten nicht mehr existierte, kam ihr sehr gelegen.
Schließlich stand sie auf der anderen Seite und hielt zu den Kräften der Hölle.
Und die Maske veränderte sich.
Wir erkannten es an den Augen. Ob sie immer so reagierte wie in diesem Moment, war uns nicht klar, doch die kleinen Fenster an den Ecken nahmen einen anderen Ausdruck an.
Sie wurden blank und gläsern. Ich hatte dabei das Gefühl, als würde Myxin nicht nach außen und durch die Augen schauen, sondern nach innen oder andere Welten erkennen, die uns verschlossen blieben.
So anders wirkte er. Wir hörten ihn auch stöhnen, und Kara ging einen Schritt auf ihn zu, um ihn abzustützen, wenn der Vorgang über seine Kräfte ging.
Das war auch nötig.
Plötzlich fiel Myxin zusammen.
Bevor er mit den Knien aufschlug, hatte ihn Kara gepackt, hielt ihn in dieser hängenden Lage, und wir hörten, wie er darum bat, daß ihm die Maske abgenommen wurde.
Das tat Kara.
Ein erschöpfter Myxin schaute uns an. Er wollte sprechen, bewegte auch die Lippen, wobei er nicht in der Lage war, Worte zu formen. Das »Schauen« hatte ihn zu viel Kraft gekostet.
»Er wird meine Angaben bestätigen, wenn er durch die Maske gesehen hat«, erklärte uns der Eiserne
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