0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle
aufklären, mein Lieber. Ich bin heute großzügig. Jedem Großen Alten gehörte ein Teil der Leichenstadt. Sechs Große Alte waren es, jetzt sind es nur noch fünf. Kalifato wurde vernichtet und der Teil der Leichenstadt gleich mit.«
»Du meinst, daß mit der Vernichtung eines Dämons auch ein gewisser Teil der Leichenstadt verschwindet.«
»So ist es.«
»Und wenn ihr alle sechs getötet habt, gibt es auch die Leichenstadt nicht mehr.«
»Sehr gut kombiniert, Chinese.«
Suko schaute noch einmal auf das Flackern am Horizont, und er glaubte den Worten des Höllenfürsten.
»Sie haben es versucht!« vernahm er die zischende Stimme des Teufels, »aber sie kommen nicht gegen uns an.« Asmodis begann wieder zu lachen. Er dokumentierte auf diese Art und Weise seinen Triumph. »Es sind Narren«, erklärte er dem zuhörenden Inspektor.
»Große Narren. In dieser Welt unsere Macht zu zerstören, das schafft keiner. Auch nicht die Großen Alten, die sich so gern als Urdämonen bezeichnen, es in Wirklichkeit gar nicht sind, sondern nur…«
Suko sah, wie Satan plötzlich zusammenzuckte und sich gleichzeitig mitten im Satz unterbrach. In seine schrecklichen Augen trat ein helles rotes Leuchten, sie begannen sich abermals zu drehen wie Flammenräder, und aus dem Maul schoß grüngrauer Dampf.
Irgend etwas mußte mit dem Satan geschehen sein. Vielleicht hatte er ein magisches Signal oder eine Botschaft empfangen, sonst hätte er auf diese Art und Weise bestimmt nicht reagiert.
Trotz seiner bedauernswerten Lage stellte Suko eine Frage, die er sich einfach nicht verkneifen konnte.
»Na, hat es doch nicht so geklappt, wie du dir das vorgestellt hast, Asmodis?«
Unwillig schüttelte der Teufel den Kopf, breitete die Arme aus, und aus seinen Pranken schossen plötzlich helle Lichtstrahlen, die ein Ziel trafen.
Es war die große Hängebrücke zwischen den Welten. Sie wurde für einen Moment erhellt. Suko sah sie leer, aber irgend etwas mußte mit ihr geschehen sein, sonst hätte sie der Teufel nicht angeleuchtet.
Die Brücke verschwand auch sehr schnell wieder in diesem dunklen Grau, und Asmodis drehte sich so scharf herum, daß Suko Angst bekam.
»Sie sind tot!«
Im ersten Moment wußte der Inspektor nicht, wen Asmodis gemeint hatte, bis dieser präziser wurde. »Man hat sie vernichtet. Sie waren die Vorboten, und ich werde nicht zulassen, daß ihre Mörder am Leben bleiben.«
»Von wem sprichst du?« fragte Suko.
»Von den Knochenreitern des Bai!«
Jetzt endlich wußte auch Suko Bescheid. Nur fragte er sich, wer diese Reiter vernichtet haben könnte, und der Teufel mußte wohl etwas von der Frage geahnt haben, denn er fügte sehr schnell eine Erklärung hinzu.
»Es war dein Freund Sinclair!« zischte er. »Er und seine Helfer haben es geschafft.«
Suko lachte leise.
Im nächsten Augenblick hatte er das Gefühl, zerrissen zu werden, denn Asmodis schleuderte ihm flammende Lichtspeere entgegen, die Sukos Körper umtanzten.
Ein Zittern durchlief die Gestalt des Gefangenen. Suko hatte das Gefühl, auf einer elektrischen Unterlage zu liegen, und nur allmählich ließen diese Stöße nach.
Er kam wieder zu Atem.
»So geht man mit mir nicht um«, erklärte Asmodis. »Ich weiß, daß du mein Feind bist, aber du befindest dich hier in einer Welt, aus der es kein Entkommen für dich gibt. Sie wird…«
Was mit ihr geschehen würde, verschwieg der Teufel, denn andere Dinge bahnten sich an.
Suko, der bis zum Horizont schauen konnte, den er genau dort angelegt hatte, wo die Monsterspinne vernichtet worden war, sah, daß sich an dieser Stelle etwas tat.
Dort begann der Himmel zu flackern, er geriet in Bewegung, da teilte sich etwas auf, das einen gewaltigen Kreisbogen schlug und wie ein immenser Spiegel wirkte, wie ihn Pandora einmal benutzt hatte.
Suko konnte hindurchschauen.
Asmodis ebenfalls.
Und er gab seinem Gefangenen die Erklärung. »Das sind sie, die Welten der Großen Alten…«
***
Die Worte des Eisernen Engels hatten eingeschlagen wie eine Bombe. Wenigstens bei mir. Myxin und Kara zeigten ausdruckslose Gesichter, während Leila und Ali schauten, als hätten sie nichts verstanden.
»Und du bist dir sicher?« erkundigte ich mich.
»Sicher wie nie zuvor in meiner Existenz«, antwortete er mir.
Ich schaute für einen Moment auf meine Schuhspitzen. Das war alles ein wenig plötzlich gekommen. Ich mußte zunächst diese Tatsachen verkraften. »Wessen Welt wurde zerstört?«
»Ich kann es nicht sagen.
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