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0352 - Der Planet des tödlichen Schweigens

Titel: 0352 - Der Planet des tödlichen Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um die Instrumente ablesen zu können. Der Kurs war programmiert, so daß das Schiff in der unmittelbaren Nähe des Planeten die richtige Landegeschwindigkeit haben würde. Der vierte Mann in ihrer Runde schwieg noch immer und betrachtete seine drei ungleichen Partner mit großen, dunklen Augen. Es war in der Tat eine erstaunliche Kombination.
    Vivier Bontainer, der Kapitän dieses Schiffes.
    Fünfundvierzig Jahre alt und schlank, beinahe hager. Sein Gesicht zeigte Falten und Furchen, die eigentlich nicht hätten sein dürfen; Bontainer war ein Mann in seinen besten Jahren. Sein Haar, intensiv dunkelbraun, fast schwarz und etwas zu lang, zeigte an den Schläfen hellgraue Stellen. Bontainer sprach wenig und stets mit außergewöhnlich leiser Stimme, und in Abständen, die entsprechend seiner Laune kurz oder länger waren, wurde er zynisch. Es schien, als würde Bontainer die Gefahr suchen, nur deswegen, um in ihr umkommen zu können. Mit den Einsätzen, die er und seine Mannschaft flogen, forderte Bontainer in einem grotesken Kleinkrieg das Universum heraus. Daß er noch lebte und Gelegenheit hatte, seine Zynismen zu verbreiten, lag hauptsächlich an seinen Qualitäten als Schiffsführer und Psychologe. Bontainer war einer der Spitzenkönner der Explorerflotte Sein Schiff, die EX-2333, kehrte von einem aufregenden Flug in das Gebiet der Blues zurück.
    „Cantrada - bitte, bereiten Sie einen Funkspruch vor", sagte Bontainer leise. „Wir bitten um Landeerlaubnis, um unsere Vorräte zu ergänzen und einen kurzen Urlaub zu machen und so weiter. Hafen auf Roanoke, Stadt Faberge. Verschlüsselter Kodefunkspruch. Sie wissen die Einzelheiten natürlich."
    „Selbstverständlich", sagte der Funker und begann etwas auf einen Block zu schreiben. „Wann soll der Spruch abgehen?"
    „Wie üblich", erwiderte Bontainer.
    „In Ordnung", sagte Joyl Cantrada und wußte, daß der Spruch auf die Sekunde genau zwanzig Minuten vor der ersten Berührung des Explorerschiffes mit der Atmosphäre des zweiten Planeten dieses Systems abgestrahlt werden mußte. Bontainer war ein Perfektionist in dieser und in vielen anderen Beziehungen.
    „Entfernung, Gilbert?" fragte Cantrada den Astrogator.
    „Zweiunddreißig Lichtminuten. Schiff verzögert weiterhin. Werte normal."
    Die Besatzung war vorzüglich aufeinander eingespielt; die Jahre der letzten Fahrt hatten sie fast zu einer homogenen Einheit zusammengeschmolzen, die sich nicht erst mit vielen Worten verständigen mußten. Dennoch hatte die Situation in der Zentrale, solange der Kapitän anwesend war, etwas Gedrücktes, Unsicheres. Man konnte deutlich spüren, daß sich jeder hütete, zuviel zu reden oder einen Scherz zu machen, wenn er das Gefühl hatte, er sei nicht angebracht. Zugleich mit Vivier Bontainer schien sein schwarzer Schatten hier zu sitzen und einschüchternd zu wirken.
    Joyl Cantrada sah hin und wieder, während er schnell den Text der Funkmeldung abfaßte, hinüber zu Oomph Amber. Dieses Wesen mußte pausenlos beaufsichtigt werden, sonst vermißte man Gegenstände aller Art. Amber war die Inkarnation der Kleptomanie, des unwiderstehlichen Zwanges, alles einzustecken, was sich bewegen ließ. Eben hatte er im Schutz der Dunkelheit einen Schreibstift eingesteckt, niemand konnte ahnen, was in den nächsten Sekunden abhanden kommen würde - man fürchtete um die Waffen, um Notizen oder um glänzende Gegenstände, mochten sie wertlos sein oder wichtig ... Amber stahl alles, was er tragen konnte.
    War die Anwesenheit des Kapitäns irgendwie finster, so waren die sehr willkürlichen Wortschöpfungen Ambers und sein abartiger Hang zu fremdem Eigentum meist erheiternd.
    Und doch verhielten sich die Dinge ganz anders.
    Förmlich entgegengesetzt.
    Wenn Bontainer einen Freund an Bord hatte, so war dies der Lourener. Seit zweieinhalb terranischen Jahren war Amber an Bord; Bontainer hatte ihn unter Einsatz seines Lebens gerettet, als der Stamm, dem Amber angehörte, ihn in einem rituellen Opfer morden wollte. Niemand an Bord wußte, aus welchen Gründen Bontainer gerade ein Wesen dieser Rasse so sehr schätzte. Amber stahl, hüstelte, verdrehte die Sprache und ging den Leuten mit seiner schrillen Stimme und seinem Aussehen auf die Nerven.
    Die EX-2333 wurde langsamer. Die Sonne wanderte rechts aus den Schirmen und entfernte sich wieder, nachdem ihr Glanz die Zentrale erhellt hatte, und aus der Schwärze voraus, vor dem Hintergrund aus winzigen Punkten, begann sich die sichelförmige

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