0352 - Es brodelt in der Unterwelt
befanden sich einige Rädchen und Löeher, die mit Zahlen gekennzeichnet und mit Buchsen versehen waren.
»Ich habe hier ein transistorbestücktes Funksprechgerät!« erklärte Phil. »Seine Reichweite ist allerdings gering, doch genügt sie für unseren Zweck vollkommen. Sie werden das Ding in die Tasche stecken und uns laufend durchgeben, wo Sie sind. Erst wenn Bob und Dan sich wieder heil bei Ihnen eingefunden haben, greifen wir ein. Dank des technischen Fortschrittes besitzen wir so die Chance, die Kidnapper noch zu erwischen, bevor sie mit dem Geld auf Nimmerwiedersehen verschwinden.«
»Aber wenn ich in das Gerät spreche, kann ich doch beobachtet werden?« meinte Mr. Murray bedenklich.
»Das ist unmöglich!« erwiderte Phil und legte einen weiteren kleinen Gegenstand auf den Tisch; es war eine runde Kapsel mit einem Bügel.
»Sie verwenden dieses altmodische Kehlkopfmikrofon, das vollkommen unter der Krawatte verborgen bleibt. Die Tonqualität dürfte nicht befriedigend sein, zumal Sie leise reden müssen, aber wir werden Sie schon verstehen.«
»Und was ist, wenn wir mit Mr. Murray sprechen möchten?« fragte ich Phil.
»Nachts quakt der Lautsprecher so weit, daß es jemand hören könnte!«
»Auch diese Befürchtung ist grundlos«, meinte Phil und hielt einen winzigen Kopfhörer in der Hand.
Phils Idee war wirklich großartig.
***
Kurz vor 11 Uhr nachts verließ Mr. Murray das Haus. Wir hatten ihm das Transistorgerät in die Hosentasche gesteckt und die Antenne unter der Jacke ausgezogen, um einen guten Empfang zu gewährleisten.
Das Kehlkopfmikrofon verbarg sich hinter der Krawatte, und zu dem winzigen Ohrhörer schlang sich nur ein dünner Draht, der selbst bei Tageslicht nicht zu sehen gewesen wäre.
Der Hotelmillionär bestieg seinen offenen Lincoln und rollte fast lautlos in die Nacht. Das Paket mit den 250 000 Dollar lag neben ihm auf dem Beifahrersitz, in ein helles Tuch gehüllt, wie es die Erpresser verlangt hatten. Kein Mensch kümmerte sich darum, daß Mr. Murray so spät noch ausfuhr.
***
Wir bestiegen unseren schnellen Leihwagen.
Absichtlich fuhren wir entgegengesetzt zur Kiesgrube in Richtung Boulder. Falls auch uns jemand auf der Ranch belauerte, konnte er annehmen, wir suchten in der Stadt noch unser Vergnügen. Draußen auf der Landstraße drosselten wir ein wenig die Geschwindigkeit, denn wir wollten uns nicht unnötig weit von dem Schauplatz entfernen.
Jetzt krächzte es aus dem Kästchen, das Phil in der Hand hielt. Undeutlich, aber gerade noch verständlich hörten wir die Stimme Mr. Murrays, der offenbar nur zu flüstern wagte.
»Ich bin da und habe einen Zettel gefunden!«
Phil beugte sich zu seinem Gerät und sprach zurück:
»Nehmen Sie ihn und lesen Sie ihn im Wagen bei Licht! Wenn Sie dabei die Lippen bewegen, fällt das nicht auf, und wir wissen genau, welche Instruktionen Sie erhalten!«
Mein Freund konnte das ungeniert laut sagen, denn dank des winzigen Ohrhörers vermochte nur der Hotelmillionär seine Anweisung zu hören.
Es vergingen einige Augenblicke, dann krächzte der Lautsprecher wieder. Natürlich hatten wir uns ein leistungsfähiges Funkgerät in den Wagen bauen können, das uns die Worte verständlicher lieferte. Aber wenn ein Komplize der Kidnapper auf der Ranch anwesend war, hätte ihn das Ding vielleicht stutzig gemacht.
Mr. Murray las vor, was auf dem Zettel stand:
»Fahren Sie den Weg weiter bis zur Norton-Mine. Sie überqueren einen Bach und biegen gleich nach der Brücke links ab. Parken Sie im Steinbruch den Wagen und folgen Sie dem Fußweg über die Felsen, bis er ein Förderband kreuzt. Legen Sie genau um 11.30 Uhr das Geldpaket auf das Band und kehren Sie sofort zurück zum Wagen. Sie werden dort die Zwillinge finden.«
»Raffinierte Burschen!« sagte ich zu Phil, der schon eine genaue Karte der Umgebung vor sich auf den Knien ausbreitete, und hielt unseren Wagen an.
»Jetzt zählt jede Minute! Was das wohl für ein Förderband ist?«
Phils Finger fuhr über die Karte, dann stockte er.
»Da haben wir es schon! Hier die Norton-Mine und jenseits der Hügel noch etwas, was dazu zu gehören scheint. Dazwischen die gestrichelte Linie ist wohl das Förderband. Es ist kilometerlang!«
»Dann ist mir die Sache klar!« sagte ich. »Es gibt in der Gegend Bergwerke, die Erze fördern. Wo der Abtransport zu den Schmelzöfen oder der Bahn zu kostspielig ist, läuft das Zeug über Bänder. Die Burschen gehen kein Risiko ein, wenn sie auf der
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