0352 - Es brodelt in der Unterwelt
sein.
Noch vor dem Mittagessen näherte ich mich wieder dem Besitz Arthur Murrays. Auf dem Weg, der von Boulder her die Straße zur Ranch traf, sichtete ich eine Staubwolke. Wenn mich nicht alles täuschte, handelte es sich um einen Chevrolet-Combi, der in rasender Fahrt die Kurven nahm.
An der Kreuzung erkannte ich, daß Phil den Wagen steuerte. Er hatte mein flinkes Fahrzeug auch schon entdeckt und hielt gekonnt um Haaresbreite neben mir.
»Hier ist der Combi, mit dem die Zwillinge entführt wurden!« rief er mir zu. »Aber das ist nebensächlich im Vergleich zu dem, was mir der alte Jim berichtete: Catherin Mosley hat gelogen!«
***
Das war eine so überraschende Mitteilung, daß ich den Zündschlüssel herumdrehte und meinen Freund in den Beifahrersitz winkte. Er stellte den Combi am Straßenrand ab und ließ sich in das Lederpolster sinken.
»Der Invalide konnte sich natürlich noch bestens erinnern!« begann Phil. »Die Aufregung mit der Polizei war ein Erlebnis in seinem einförmigen Dasein. Ich hatte eigentlich die Erzählung des Kindermädchens nicht angezweifelt und diesen Jim nur deswegen aufgesucht, weil ihm vielleicht nachträglich noch etwas aufgefallen sein konnte. Der oder die Täter haben doch offenbar an dem Kiosik gelauert, bis Miß Mosley mit den Kindern kam.«
»So stelle ich es mir vor. Und inwiefern log das Mädchen?«
»Sie ließ nicht eine knappe Minute die Zwillinge aus den Augen, sondern mindestens fünf.«
»Da hat sie sich wohl in der Zeit getäuscht und zu lange mit dem Invaliden gesprochen. Das erleichterte die Sache für den Täter natürlich!«
»Das ist es nicht allein, Jerry!« fuhr Phil fort. »Bei dem alten Jim blieb das Girl wirklich nur eine knappe Minute, die übrige Zeit aber verbrachte sie mit Robert Duncan!«
»Was, war der auch in der Nähe?!«
»Ja, der Invalide sah sie beide, obwohl sie sich um eine Hausecke zurückgezogen hatten.«
»Das erscheint allerdings sehr verdächtig!« gab ich zu. »Wenn es wirklich nur ein harmloses Stelldichein war, warum verschwieg sie uns das. Vielleicht stecken die zwei doch unter einer Decke und wollen das Vermögen Murrays an sich reißen. Sie beseitigen die Kinder und versuchen, die Eltern durch ein gemeinsames Attentat in der Luft zu töten.«
»Glaubst du wirklich, Jerry, daß eine Frau so etwas fertigbringt? Ich meine, die Zwillinge zu beseitigen, mit denen sie täglichen Umgang hatte und die ihr doch ans Herz gewachsen sein müssen.« Ich zuckte die Achseln, aber wir wußten beide leider aus Erfahrung, daß es solche Teufelinnen in Menschengestalt gab.
»Immerhin ist da auch noch der Anschlag auf Duncan heute morgen in der Kiesgrube!« meinte ich
»Das könnte auch nur ein Spiel gewesen sein, um uns Sand in die Augen zu streuen!« erwiderte Phil. »Duncan wurde nicht einmal verletzt, und die ganze Schießerei war doch sehr auffällig.«
»Wir kommen schon noch dahinter!« sagte ich grimmig und startete wieder meinen Wagen. Phil setzte sich ans Steuer des Chevrolet-Combi.
»Was ist mit den Fingerabdrücken?« rief ich hinüber, als ich bemerkte, mit welcher Sorglosigkeit mein Freund die Sache handhabte.
»Schon alle abgenommen!« erwiderte Phil. »Sieht aber nicht so aus, als ob wir Glück hätten. Die Auswertung ist noch nicht beendet, aber es scheint sich nur um Spuren der Murrays und der Kinder, natürlich auch um solche von Miß Mosley zu handeln. Auch die Erdproben der Unterseite gehen erst ins Labor.«
Wir veranstalteten ein kleines Rennen und waren schon Minuten später auf der Ranch.
Mr. Murray hatte sich bereits eingefunden und winkte uns mit wichtiger Miene aus dem Fenster seines Büros zu.
Wir eilten zu ihm und sahen durch das Fenster auch seine Frau, die sich den Telefonhörer ans Ohr drückte. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
»Pst!« forderte der Hotelmillionär. »Liz spricht gerade mit den Kindern!«
***
Ohne Rücksicht auf die Regeln des Anstandes sprang ich zu Mrs. Murray und legte das Ohr ebenfalls an den Hörer. Leider war von der anderen Seite schon eingehängt worden Liz Murray zitterte am ganzen Körper. Sie ließ sich erschöpft und traurig in einen Sessel fallen. Ihr Gatte hatte sich mehr in der Gewalt, mußte aber doch erst ein wenig nach Luft ringen' ehe er uns berichten konnte, was geschehen war.
Eine Frauenstimme hatte ihn am Telefon verlangt. Sie erklärte, im Auftrag eines Geschäftspartners anzurufen, und bestellte Mr. Murray heute abend um 11 Uhr zu den Silos in der
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